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freitag. Nr. 32. 24. AM 1874. Weißeritz-Zeitung. Amts-Matt fir die Kcrichts-Aemter «nd Stadträtye zu Dippokdiswatde «nd Iraucnstcin. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ichne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährlich 12 Ngr. 5 Pfg. Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage des Blattes,eine sehr wirksame Ver breitung finden, werden mit 1 Ngr. siir die Spalten - Zeile berechnet. ZUM 23. April. Hum ersten Mal feiert Sachsen heute das Geburtsfest seines neuen Monarchen, Königs Albert. Ver trauensvoll schlugen ihm, als er den Thron seiner Väter bestieg, die Herzen seines Volkes entgegen; freudiger bewegt wenden sie sich jetzt wiederum ihm zu, Heil und Segen ihm erflehend für seine Person, sein Haus, seine Regierung. König Albert's 46. Geburtstag, den Höhepunkt männlicher Vollkraft bezeichnend, verheißt ihm selbst ein noch langes Leben, seinem Lande eine lange Regierung. Möge das erstere glücklich und von Trübungen frei, möge das letztere gesegnet sein und reich an den höchsten Freuden eines Herrschers, dem Gedeihen seines Volkes in jeder Art materiellen und geistigen Aufschwunges, sowie der unwandelbaren Liebe und Anhänglichkeit desselben an seine Person. Möge jede neue Wiederkehr dieses festlichen Tages das Band gegenseitigen Vertrauens zwischen dem Könige und seinem Volke noch enger nnd fester geschlungen, das von ihm regierte Land in Erfüllung der hohen Bestimmung, die seine Geschichte wie der Zug seines Volksgeistes ihm sowohl im Deutschen Reiche als auf allen Gebieten der Cultur anweisen, weiter vor geschritten, durch beides aber das landesväterliche Herz des Monarchen mit einem immer reichern Maße jener Befriedigung erfüllt finden, welche der schönste und sicherste Lohn eines echt königlichen und echt deutschen Waltens auf einem deutschen Königsthrone ist. Möge endlich der Himmel dem Könige im eigenen Hause, an der Seite einer trefflichen, mit den edelsten Tugenden geschmückten, gleich ihm selbst vom Volke hochverehrten Königin ungestört jenes innige Glück erhalten, welches für den Fürsten, wie für den einfachen Bürger, doch das erste und schönste im Leben, und welches, vom Throne herab hell strahlend, über das ganze Land seinen wohlthuenden Glanz verbreitet. Das sind die Wünsche, mit denen Sachsens Volk den heutigen Geburtstag seines neuen Königs freudig begrüßt, deren reichste Verwirklichung es vom Himmel mit froher Zuversicht erfleht. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, 23. April. Der heutige Geburts tag unseres Königs wurde bei uns ausgezeichnet durch eine Reveille der Schützen und des Militärvereins, die am frühen Morgen die Straßen unserer Stadt durchzogen, und durch Musik vom Thurme; die öffentlichen Gebäude, auch die Kirche, und viele Privathäuser hatten Flaggenschmuck angelegt. — Die LandwirthschaftS- und Gewerbe-Aus stellung in Dippoldiswalde wird nunmehr an den ursprünglich festgestellten Tagen des 4. und 5. Juli d. Js. gehalten werden. Das ausführliche Programm für beide Ausstellungen wird der, am I. Mai erscheinenden Nr. dieses Blattes beigegeben werden. — Das Theater bewährt seine Anziehungskraft auch ferner; die Abende dieser Woche brachten stets ein volles und übervolles Haus. Die Stücke waren neu, gut einstudirt und wurden mehrere wiederholt gegeben. Auch die heutige Fest vorstellung und die nächst aufzuführenden: „Barfüßele," „der liele Onkel," „Waldlieschen" (zum 3. Male) werden wieder zahlreiche Besucher haben. Dresden. Zur Feier des Geburtstages unseres Königs werden mehrere Persönlichkeiten aus verwandten nnd befreundeten fürstlichen Familien hier erwartet. — Die Handels- undGewerbekammer zuDresden d" am 16. d. Mts. abgehaltenen Plenarsitzung gegen Erhöhung der Eisenbahntarife ausgesprochen. Die hierüber mit allen gegen 2 Stimmen gefaßten Beschlüsse lauten: 1) bet den gesetzgebenden Faktoren des Reiches gegen die beanspruchten Tariferhöhungen und insbesondere gegen , jede etwaige Vertheuerung der Frachten für die in Art. 45 der Reichsverfassung besonders benannten Rohprodukte vor stellig zu werden; 2) daS königl. sächsische Ministerium des Innern um Unterstützung dieser Anträge im Bundesrathe zu ersuchen. * — Der Socialdemokrat Liebknecht hat Ende voriger Woche nach 22monatlicher Haft „wegen Vorbereitung zum Hochverrath'^daS Landesgefängniß zu Hubertusburg verlassen. Er wird nun zunächst im Gefängniß des Leipziger Bezirks gerichts eine 3wöchentliche Strafe wegen Beleidigung des Stadtraths Urban in Zwickau verbüßen. Der Abgeordnete Bebel, welcher in Hubertusburg eine gleich lange Strafe wie sein Parthei- und Schicksalsgenosse Liebknecht zu verbüßen hatte, bleibt, da er diese Strafe vier Wochen später antrat, in dem Landesgefängniß noch bis zum 14. Mai. Dann steht ihm noch eine neunmonatliche Haft wegen Majestätsbeleidigung bevor. Großenhain. Der Fleischer Riebel, der am 2. d. MS. seine Frau und dann sich selbst erschießen wollte (s. Nr. 28 d. Bl.), ist im Krankenhause an seinen 4 Wunden gestorben. Er mußte von Wärtern bewacht werden, da er noch mehrmals Versuche machte, sich zu hängen. Seine Frau wird bald völlig hergestellt sein. Planen. Die Geschäftsstockung, welche sich gegen wärtig auf so vielen Gebieten zeigt, wacht sich leider seit langer Zeit auch in der hiesigen Weißwaarenindustrie recht fühlbar. Insbesondere ist die Maschinenstickerei, die in der