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-reitag. Nr. 7. 23. Januar 1874. Weißerih-Zeitung. Amts-Matt fiir die Oerichts-Aemter und Stadttätye zu Dippoldiswalde «ad Iranenfiein. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstags nnd Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährlich 12 Ngr. 5 Pfg. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Ver breitung finden, werden mit l Ngr. für die Spalten-Zeile berechnet. Tagesgeschichte. Dippoldiswald. Wir können heute unfern Lesern über den dermaligen Stand unserer Eisenbahn-Angelegen heit das Folgende mittheilen. Das königliche Ministerium des Innern hat unter dem 29. Decbr. vor. IS. sich entschlossen, dem Konsortium für Erbauung einer Thalbahn die nach gesuchte Concession in Aussicht zu stellen, falls dasselbe den Tract dahin abändere, daß derselbe der Stadt Altenberg sich möglichst nähere. Die betreffende Verordnung lautet wie folgt: Nachdem in Bezug auf die beiden concurrirenden Eisenbahn projekte Dresden-Dippoldiswalde-Schmiedeberg-Landesgrenze (Thal linie) und Dresden-Dippolbiswalde-Altenberg-Landesgrenze (Berg linie) dem Anträge der letzten Ständeversammlung gemäß darüber, welche von beiden Linien sich in technischer wie volkswirthschaftlicher Beziehung als die vortheilhafteste herausstelle, die nöthigen Er örterungen stattgefunden haben, so ist nunmehr das Ministerium des Innern im Einverständniß mit dem Finanzministerium im Allgemeinen nicht abgeneigt, für die von Ihnen gewählte Thal- Linie die Concession in Aussicht zu stellen, unter der Voraussetzung, daß Sie Ihr Projekt dahin abändern, daß die Bahn die Stadt Altenberg entweder berührt oder ihr wenigstens möglichst genähert wird, was nach Befinden durch Verfolgung des Thales der rothen Weißend sich erreichen lassen würde. Die äußerst ungünstigen Steigungsverhältniffe der projektirten Linie von Dresden durch den Lockwitzgrund nach Dippoldiswalde unter Ueberschreitung der Wasserscheide der Weißend und die daraus sich ergebenden, sehr erheblichen Betriebsschwierigkeiten lassen es übrigens der Erwähnung werth erscheinen, ob es sich nicht zumal bei den jetzt sehr wenig günstigen Aussichten für die Ausführung einer Hauptbahn mehr empfehle, statt der Anlage einer solchen den Bau einer Secundärbahn und zwar von Hainsberg aus durch den Rabenauer Grund im Thals der rothen Weißend, die dann bis nahe bei Altenberg verfolgt werden könnte, ins Auge zu fassen. Sie werden daher zugleich hierauf aufmerksam gemacht, und sieht man Ihrer Erklärung hierüber entgegen. Die auf das obige Projekt bezüglichen Pläne und Schriftstücke werden im Anschlüsse zurückgegeben. Dresden, am 29. December 1873. Ministerium des Innern. gez. v. Nostitz-Wallwitz. Es hat nun Herr Hauptmann Thiele in Hirschbach, als Beauftragter des ConsortiumS, den betreffenden Bank häusern in Berlin von dem, Seiten der Regierung ausge sprochenen Wunsche die nöthigen Milthellungen zugehen lassen; eS ist auch von dort aus bereits die Anfrage hierher gestellt worden, ob zu den, nunmehr anderweit nöthigen Vorarbeiten die Witterung hier als geeignet erkannt werde, und ist in dieser Beziehung auch schon die Antwort abgegangen. — Hoffen wir, daß endlich wieder Eifer und Ernst in diese, für unsere Stadt und ganze Umgebung so wichtige Ange legenheit kommt und sie zur Ausführung gelange je zeitiger, zu um so größerem Segen! — Am 20. d. MtS., Abends r/»6 Uhr, hat sich in dem Dorfe BorlaS der aus Nassau gebürtige, 25 Jahr alte Waldarbeiter Friedrich Wilhelm Grumpelt wegen unglück licher Liebe dadurch das Leben genommen, daß er sich in den Leib geschossen hat. — Die Dresdner Presse stellt folgende Rechnung auf: Das Königreich Sachsen zählt rund 2'/s Mill. Einwohner, und wird etwa 500,000 Wähler haben. Und von dieser Zahl haben nur 257,963 abgestimmt — also ungefähr nur die Hälfte. Unter den abgegebenen Stimmen sind 91,275 auf socialdemokratische Candidaten gefallen. Da man nun annehmen imrf, daß bei der strengen DiSciplin der Social demokraten nur Einzelne (Kranke, Abwesende rc.) nicht mit gestimmt haben, so darf man die Zahl der Socialdemokra- tischcn Wähler in Sachsen in runder Zahl auf 100,000 an nehmen. Es bleiben sonach noch 400,000 nichtsocialdemo kratische Wähler, von denen nur 166,688 — also wenig über zwei Fünftel! — ihr Stimmrecht ausgeübt haben. Ist das nicht ein Ergebniß, das jeden Vaterlandsfreund tief betrüben muß? Ziehen wir auch von der Zahl Derer, die nicht gewählt haben, in recht freigebigen Ziffern alle die jenigen ab, die ohne ihre Schuld nicht mitwählen konnten, so bleiben doch immer in unserm engern Vaterlande gegen 200,000 politische Schlafmützen. Frauenstein. Wie bereits im vorigen Jahre, so wird auch Heuer, und zwar am 1. Februar, eine landwirth- schaftliche Bezirksversammlung der Vereine zu Beer walde, FriederSdorf, Hartmannsdorf, Hermsdorf, Nassau, Niederbobritzsch, Oberbobritzsch, Pretzschendorf, Reichenau und Sehde in unserer Stadt (Rohlaiib's Gasthof) stattfinden. Herr General-Secretär v. Langsdorfs wird einen Vortrag über Bullenhaltung und Gründung von Bullengenossenschaften halten, der wichtig genug ist, um zahlreiche Theilnahme an der Versammlung erwarten zu lassen. Dresden. Ihre Majestäten der König und die Königin werden in nächster Woche die Stadt Leipzig mit einem mehrtägigen Besuch beehren, Mittwoch Nachmittag dort ein treffen und im königlichen Palais Wohnung nehmen. Es werden mehrere Hoftafeln, Assembleen rc. stattfinden, an zwei Tagen der König in der Umgegend Jagden abhalten, beide höchste Herrschaften ein GewandhauS-Concert, das Stadt theater aber, der Hoftrauer wegen, nicht besuchen. Die Rückkehr nach Dresden erfolgt Sonntag, 1. Februar. — In dem nun vorliegenden Haushaltplan der Stadt Dresden ans das Jahr 1874 sind die Einnahmen