Volltext Seite (XML)
Dienstag. Nr. 2 6. Januar 1874. Weißerih-Zeitung. Amts-Akatt fiir die Herichts-Aemter und Stadträtße zu Dippoldiswaide und Kranenstein. Verantwortlicher Redakteur: Carl Ichne in Dippoldiswalde. Diese« Blatt erschein! wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährlich 18 Ngr. 5 Pfg. Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage des Blattes eine sehr wirksame Ver breitung finden, werden mit 1 Ngr. fiir die Spalten-Zeile berechnet. Tagesgefchichte. Dippoldiswalde, den 5. Januar. Gestern fand hier abermals eine, jedoch schwach besuchte Versammlung in Wahlangclegenheiten der socialdemokratischen Parthei statt, bei welcher Cigarrenarbeiter Eckstein auS Waldheim neben der ausführlichen Darlegung seines Programms, nicht unterließ, den nicht anwesenden Candidaten der liberalen Parthei, Hofrath Ackermann, sowie diese selbst, insofern zu verdächtigen, als er denselben eine Verleugnung ihrer bis herigen Grundsätze vorwarf, indem sie sich für diesen konser vativen Candidaten entschieden habe, um Front gegen die socialdemokratische Parthei zu machen. Hoffentlich läßt sich durch dieses Manöver Niemand irre machen; gewiß würde eine solche Vereinigung auf Hofrath Ackermann nicht zu Stande gekommen sein, wenn eine Verschiedenheit in den Grundprincipien vorhanden wäre; weil es aber gilt, zu er halten, was wir an nationaler Bedeutung errungen haben, und weil die Socialdemokraten, wie die Ultramontanen, Reichs feinde sind; so galt es, abgesehen von allem Anderen, einen Mann zu wählen, von dem man überzeugt ist, daß er auf dieser nationalen Grundlage feststeht, und nicht wie Social demokraten und Ultramontane, die Existenz des kaum ge gründeten deutschen Reichs gefährden wird. — Das in unserer Expedition von Jedermann gratis zu erlangende, schon in vor. Nr. d. Bl. erwähnte Schriftchen: „An die sächsischen Arbeiter", welches einer Vereinigung liberal und national gesinnter Männer seine Entstehung ver dankt, verdient die weiteste Verbreitung und ist der aufmerk samsten Beachtung Werth, da es den schönen Zweck verfolgt: den Agitationen der Socialdemokraten entgegenzutreten und die Arbeiter über ihre wahren Interessen aufzuklären. Unsere socialen Zustände sollen und müssen zu Gunsten der Arbeiter gebessert werden; dazu ist aber Friede zwischen den Ver tretern au« den verschiedenen Ständen nöthig, und es kann den Arbeitern nur schaden, wenn sie sich durch absolut feind selig gstsinstte Männer vertreten lassen. Dieselben predigen Unzufriedenheit und schildern die gegenwärtigen Zustände mit den schwärzesten Farben. Was aber werden sollte, wenn sie wirklich die Macht in den Händen hätten, das wisftn sie selbst nicht. Die Arbeiter, welche social-demokratisch denken und wählen, schaden sich selbst, sündigen gegen ihr eigenes Interesse. Es ist ihnen kurz und bündig zu beweisen, daß die Socialdemokraten niemals zu derjenigen Macht gelangen können, von der ihre Führer träumen; daß sie unklaren und unerreichbaren Zielen nachjagen; daß sie Dasjenige, was wirklich und jetzt für die Arbeiter erreichbar ist, stören und ÄLLere». E« ist zur Besserung der Verhältnisse ein ein- MMtM Msanimenrvirkkn der'Wohlgesinnten aller Stände nöthig; aber das größte Hinderniß ist M künipfldsttge, allen Frieden störende Agitation der Socialdemokraten. Dippoldiswalde, den 5. Januar. Gewiß ist es für unsere Leser, überhaupt für jeden Geschäftsmann, keine ange nehme Neujahrsüberraschung gewesen, von einer abermaligen Erhöhung der Postfahrpreise hörenzu müssen. Mögen die Gründe liegen, wo sie wollen, mag dabei die Vertheuerung aller Bedürfnisse oder die Absicht der Direktion maßgebend gewesen sein, den Personenverkehr nach und nach ganz los zu werden und Privatunternehmern zu überlassen: — wir leiden zunächst unter derselben und müsse» auf Abhülfe be dacht sein. Unserm Bedürfnisse kommt nun zunächst ein An erbieten entgegen, das Herr Posthalter Hofmann in Dresden hierher gemacht hat. Dasselbe besteht darin, täglich aus Dresden, Abends 5, 6 oder 7 Uhr, je nach den Wünschen des Publikums, einen Wagen hierher ab- und den nächsten Morgen, ebenfalls zu einer, nach dem Bedürfnisse zu verein barenden Stunde, nach Dresden zurückgehen zu lassen. Der Fahrpreis soll 15 Ngr. betragen. Wegen Besprechung dieser Angelegenheit soll nächste Mittwoch im Gewerbevereine eine Versammlung stattfinden, die freilich recht zahlreich be sucht werden möchte, da auf Grund der dort gefaßten Be schlüsse die neue Einrichtung in'S Leben treten soll. Reichstädt (bei Dippoldiswalde). In der Parochie Reichstädt wurden im Jahre 1873 geboren 45 Kinder (2 weniger als 1872), 25 Knaben und 20 Mädchen, darunter 1 Zwillingspaar, 4 todtgeborene und 8 uneheliche Kinder. Von den lebendig zur Welk geborenen verstärken im Laufe des Jahres wieder 10 Kinder. Aufgeboten wurden, abge sehen von 3 Paaren, deren Aufgebot am Schluffe des Jahres noch nicht vollendet war, 25 Paare (8 Paare mehr als 1872) von denen 18 Paare (5 mehr als 1872) hier, 7 Paare aus wärts getraut wurden. Beerdigt wurden 28 Personen (7 mehr als 1872), 5 männliche und 23 weibliche, darunter außer 4 todtgeborenen Kindern, 14 Kinder (13 unter 1 Jahr), 1 Junggeselle, 1 Jungfrau, I Witwer, 4 Ehefrauen und 3 Witwen. Communicanten waren einschließlich von 24 Neuconfirmirten (ebensoviel als 1872) und 11, Hguscomm. (4 weniger als 1872) 1314 (4 weniger als 1872), nämlich 687 männliche und 727 weibliche. Dresden. Die 2. Kammer hielt am 2. und 3. Januar Sitzungen. Man berieth über Petitionen; die eine verlangt eine Chaussee zwischen Pulsnitz und Königsbrück, die andere (aus der Dresdner Landschaft) eine Vermehrung der Land- Gensdarmerie; dann gelangte ein Decret der Regierung an die Kammer wegen Erbauung einer Staatseisenbahn von Schwarzenberg bi« zur LandeSgrenze bei Johanngeorgenstadt. Der Mehrbedarf von 375,000 Thlrn. für den Neubau des königl. Hoftheaters wird gegen 6 Stimmen bewilligt, babei auch ein Antrag angenommen, welcher die Verwendung der Regierung dafür in Anspruch nimmt, daß einmal in der Woche der Verkauf der HoftheaterbilletS zu ermäßigten Preisen,