Volltext Seite (XML)
^eitag. Rr. 99. 19. December 1873. Weißerih-Jeitung. Amts-Wtatt sirr die Herichts-Acmter und Stadträtye zu Dippoldiswalde und Krauenstein. Verantwortlicher Rcdartcur: Cart Ichne in Dippoldiswalde. Dieses Blalt erschein! wöchentlich zwei Mal: Dienstes und Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährlich 12 Ngr. 5 Pfg. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Ver breitung finden, werden mit I Ngr. für die Spalten-Zeile berechnet. Tagesgeschichte. DippoldtswMe. Die am 14. Decbr. in Dresden stattgehabte, von Mitgliedern der „freien Vereinigung" ein berufene Landesversammlung der vereinigten libe ralen Part eien hat in Sachen der bevorstehenden Reichs tagswahlen für die einzelnen Wahlbezirke Vorschläge von Candidaten gemacht, und hofft man auf ein vereintes Zu sammengehen der verschiedenen Parteien und besonders der national-liberalen und der Fortschritts-Partei. Für unfern, den 6. Wahlbezirk ist der bisherige Vertreter, Hofrath Acker mann in Dresden, als Candidat aufgestellt worden. Den Bestrebungen der Socialdemokraten gegenüber, und um die selben möglichst unwirksam zu machen, ist daher ein einmüthiges Zusammengehen aller Parteien in unscrm Wahlbezirke sehr zu wünschen. Ein öffentlicher Aufruf wird s. Z. in unserm Blatte erscheinen. — Im 9. Wahlbezirke (Freiberg, wozu Frauenstein gehört) ist der gleiche Grund maßgebend gewesen, alle Par teien zu ersuchen, ihre Stimmen dem Bezirksgerichts-Director Geh. Justizrath Petsch zu geben (s. den Aufruf in dieser Nr.). Frauenstein. Der am vorigen Sonntage, den 14. Decbr., abgehaltene Familienabend des hiesigen Gewerbe vereins war sehr zahlreich besucht und verlief in durchaus befriedigender Weise. Die vorgetragenen Jnstrumentalsätze, Gesänge und Deklamationen waren nicht nur passend gewählt, sondern erfreuten auch durch präcisen und seelenvollen Vortrag. Namentlich errang Herr Oberaufseher Meinet durch den Vor trag der Vivlin-Variationen mit Pianofortebegleitung von Beriot wohlverdienten und rauschenden Beifall. Nach dem ersten Theile, in welchem die Herren Obergrenzaufseher Meinet, Postverwalter Riesen, Kantor Haupt und Diac. Krumbholz ein Quartett für Streichinstrumente von Beethoven prächtig zu Gehör brachten, hielt der um unfern Gewerbe verein sehr verdiente Vorsitzende, Herr Kantor Haupt, einen höchst gediegenen freien Vortrag über das Thema: „Was hat die Erziehung gegenüber dem Einflüsse der gegenwärtigen Zeilverhältnisse auf unsere Jugend hauptsächlich zu beobachten?" wofür ihm reicher und lauter Beifall gezollt wurde. Leider verbietet uns der Raum, auf den reichhaltigen Vortrag, welcher trotz langer Dauer mit gespanntester Aufmerksamkeit angehört wurde, näher einzugehen. Erfreulich war die sehr zahlreiche Betheiligung der Damen; erfreulich, daß auch Mitglieder aus den umliegenden Dörfern sich zahlreich eingefunden hatten. Möge uns ein solch genußreicher Abend recht bald wieder kehren. Altenberg, den 17. Decbr. Gestern gegen Abend erhob sich ein Sturm, der sich sehr schnell steigerte und die ganze Nacht durch seine orkanähnlichen Stöße die Gemüther be unruhigte. Am heutigen Morgen, als der Sturm immer noch heftig wüthete, ertönte der Feuerruf darein. Es brannte eine Kugelösse im Armenhause; dieser Oessenbrand wurde bald gedämpft. Wäre jedoch das Feuer in der Nacht zum Ausbruche gekommen, so konnte dasselbe bedenklich werden, da in der Nähe des Armenasyls ganz hölzerne Häuser liegen. Der fragliche Sturm wird, wie man leicht vermuthen kann, den Wäldern nachtheilig gewesen sein. — In Nr. 350, im Dienstagsblatte, der Dresdner Zeitung wird eines Weichen wärters Schneider Erwähnung gethan, der von einem Rangir- zuge überfahren und getödtet wurde. Derselbe ist der Sohn eines hiesigen Bergmannes und hat als Unteroffizier beim leichten Reiterregimente den französischen Feldzug mitgemacht. Dresden. In der Nacht zum Montag, 15. Decbr., ist die Königin Elisabeth von Preußen, (Zwillings-) Schwester unserer Königin-Mutter und Schwester unserer Königin Marie, im hiesigen Schlosse verschieden. Sie war eine Tochter des Königs Maximilian von Baiern, geboren 1801 und vermählt seit 1823 mit dem Kronprinzen, nach maligem König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, und seit 1861 Wittwe. Am 8. Novbr. zu einem Besuche hier ein getroffen, erkrankte sie alsbald nach ihrer Ankunft an einem Lungenkatarrh, in welchem seit 10. Decbr wesentliche Ver schlimmerungen eintraten, bis am 14. Nachts 11 Uhr 14 Min. ein sanfter Tod sie erlöste. Die Ueberführung der Leiche nach Sanssouci, wo ihr Gemahl in der Friedenskirche ruht, an dessen Seite auch sie bestattet werden wird, erfolgte in der Nacht vom Dienstag zur Mitwoch. — Der Kronprinz des deutschen Reichs traf ein Stunde nach ihrem Tode hier ein. — Se. Maj. der König hat den Sländekammern ein Dekret wegen Verabschiedung der Civilliste auf die Dauer Allerhöchst Ihrer Regierung mit der Eröffnung zugehen lassen, daß zu den in dieser Angelegenheit zu pflegenden Ver handlungen die Staatsminister von Friesen und von Nostitz- Wallwitz beauftragt worden seien. In diesem Dekret ist bemerkt, der gesammte aus der Civilliste zu übertragende Aufwand habe in Folge der Steigerung der Preise aller Gegenstände so erheblich sich erhöht, daß die Civilliste in ihrer gegenwärtigen Höhe (645,000 Thlr.) zur Bestreitung ihrer Bedürfnisse durchaus nicht mehr ausreichend erscheine und daher bei der bevorstehenden neuen Regulirung einer den veränderten Verhältnissen entsprechenden Erhöhung bedürfe. Dagegen haben Se. Majestät sich im Voraus bereit erklärt, gegen die Ueberwcisung des für Staatszwecke jetzt ganz ent behrlich werdenden alten Schlosses zu Wermsdorf zur freien Benutzung, das Benutzungsrecht an dem Palais im Großen Garten in Dresden und an dem Schlosse in Hubertusburg, welche dermalen für die Zwecke der Hofhaltung in keiner Weise mehr verwendbar sind, definitiv aufzugeben und die