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Weißerih-Ieilung. Amts-Alatt für die Kerichts-Aemter und Stadtrütpe zu Dippoldiswalde und Irauenstein. Verantwortlicher Redacteur: Cart Jehne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erschein! wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährlich 12 Ngr. 5 Pfg. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Ver breitung finden, werden mit l Ngr. für die Spalten - Zeile berechnet. Tagesgeschiehte. Dippoldiswalde, den 18. August. In der an vorigem Freitage abgehaltenen Versammlung des Gewerbevereins gab Hr. Klempnermstr. Teich er dankenswerthe Mittheilungen über seinen Besuch der Weltausstellung in Wien, gab auch über Reisekosten, Logis- und Lebensmittelpreise so be friedigende, ja verlockende Aufschlüsse, daß vielleicht in noch manchem Mitglieds des Vereins der Entschluß zu gleicher Reise reifen dürfte. Wenigstens wurde durch letztere Mit theilungen constatirt, daß die im Anfänge bisweilen vorge kommenen Preise durchaus nicht allgemein angenommen, sondern nur in solchen Hotels und Restaurants gefordert worden sind, in denen dieselben nicht nur durch abnormen Luxus, sondern auch durch die Ansprüche einer aus den höchsten Kreisen zusammengesetzten Gesellschaft gerechtfertigt erscheinen mochten. Jetzt sind indeß wohl allgemein mäßigere Preise an der Tagesordnung, da der Zuzug doch nicht in dem er warteten Maße erfolgt. Wir wollen Jedem, der ein Interesse daran hat, durch eigene Anschauung die Jndustriefortschritte der Menschheit in Einem Ueberblicke kennen zu lernen, und es vermag, 50—60 Thlr. daran zu wenden, dringend rathen, die Gelegenheit dazu nicht zu versäumen; denn einmal dürfte eine solche Ausstellung sich nicht sobald wiederholen, und dann wüßten wir kaum eine andere uns naheliegende Stadt, welche sich in jeder Beziehung so gut eignete, nicht nur eine Aus stellung zu veranstalten, sondern auch dem Reisenden einen in jeder Beziehung Vortheilhaften Eindruck zu hinterlassen. — Da Hr. Teicher selbstverständlich nur einen kleinen Bruch- theil der Ausstellung behandeln konnte, so hat wohl der auch von ihm ausgesprochene Wunsch volle Berechtigung: daß andere Mitglieder des Vereins, von denen ja bis jetzt schon eine Anzahl die Ausstellung besucht haben, die gegebenen Mittheilungen von ihrem Standpunkt aus vervollständigen möchten. Schließlich zeigte Hr. Teicher noch ein Instrument zum Glasschneiden und eine eigenthümlich, aber höchst einfach construirte Spritze vor, die er beide von der Ausstellung mit gebracht hatte. Ueber ein bestimmtes Ziel zu einer Excursion konnte man sich für henke nicht einigen und schwankten die Meinungen zwischen Radeberg und Freiberg. In der nächsten Versamm lung soll eine definitive Entscheidung getroffen werden. *FrauensteiN. Vorige Woche wurde wegen Errichtung einer freiwilligen Feuerwehr hier eine Versammlung abgehalten, zu welcher sich einige Vierzig Personen, welche sich sofort zum Beitritt verpflichteten, eingefunden hatten, so daß die Gründung einer solchen beschlossen werden konnte. Von den Erschienenen waren die überwiegende Mehrzahl junge unverheirathete Leute, und wir hätten gewünscht, daß die Betheiligung an einem gewiß nützlichen und segensreichen Institut Seiten der jüngeren B ürg er eine regere wäre. Der Stadtrath war in der erwähnten Versammlung durch zwei Rathmänner vertreten, welche nach geschehener Wahl eines Ausschusses von 5 Personen behufs Entwerfung der Statuten und Besorgung deö weiter Erforderlichen, den Vorsitz, den sie bisher geführt, an den sich sofort constituirenden Ausschuß abtraten. Vor allen Dingen wird es nun Pflicht des ge wählten Ausschusses sein, Statuten nebst einer Instruction für die Feuerwehr zu entwerfen, diese dem Vereine zu Berathung und Genehmigung vorzulegen und sodann, nach erfolgter Wahl des Hauptmannes, Rohrführers der Spritze, Ober steiger, Signalisten nebst deren Stellvertretern durch die ganze Mannschaft und Eintheilung der Letzteren in die verschiedenen Sektionen, dahin zu wirken, daß die Einübung derselben und Anschaffung der nöthigsten Gerätschaften unverweilt vorge nommen werde. Zum Einüben haben übrigens auch aus wärtige sachverständige Kräfte ihre Unterstützung freundlichst zugesagt. — Die von den Herren Gebrüder Kreuzbach in Borna erbaute Orgel unserer Stadtkirche harrt nunmehr nach ihrer Vollendung der Prüfung, Uebergabe und Uebernahme. Allem Anschein nach ist das Werk ein tüchtiges und gutes; wenigstens hat sich in dieser Beziehung der frühere hiesige Rector und Organist Hr. Hvrlbeck, jetzt Pastor in Langhessen, dahin aus gesprochen. Die Orgel kostet nebst dem dabei befindlichen Echowerk 2880 Thlr. Dresden. Für den 15. Septbr. sind vom Ministerium des Innern die Ergänzungswahlen für die 1. und 2. Kammer des Landtages ausgeschrieben worden. In der 2. Kammer sind allein 28 Mitglieder zu wählen. — Vom 13. —14. August ist hier kein neuer Er krankungsfall an der Cholera vorgekommen; bis 15. Mittags 2 und 1 Todesfall. Im Ganzen waren noch 18 Kranke in Behandlung. Es scheint sonach die Krankheit hier sehr im Abnehmen begriffen. — Vorige Woche erhielten die Unteroffiziere hiesiger Garnison znm ersten Male die erhöhte Löhnung und die Nachzahlung seit 1. April. Außer den bekannten neuen Löh nungssätzen wird den Unteroffizieren jetzt auch noch ein täg licher Verpflegungszuschuß von 7 Pfennigen gewährt; die Mannschaft erhält den bisherigen Sold von 14 Pfennigen. In den Kasernen werden besondere Wohnstuben und Schlaf säle für die Unteroffiziere, sowie Speisezimmer für die Char- girten eingerichtet, auch für die Unteroffiziere bessere Kost her gestellt werden. Die Behandlung der Unteroffiziere durch ihre Vorgesetzten hat in aller und jeder Weise der Humanität zu entsprechen. Bei diesen erfreulichen Thatsachen wird von der Reichskriegsverwaltung nunmehr gewiß auch dafür Sorge getragen werden, daß die Stellung der Soldaten, nament-