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WMWWW Nr. 86 4. November 1873 fähigkeit der eigenen Führer die Ursache für die Niederlagen der Franzosen gewesen. Jedenfalls ist durch diesen Proceß der Beweis geliefert worden, daß im französischen Lager die beispielloseste Verwirrung, Rathlosigkeit und Unkenntniß ge herrscht, daß es an Munition, Verpflegung, an geordnetem Telegraphendienste und unzähligen andern Dingen gefehlt hat, wofür der Marschall allein nicht verantwortlich gemacht werden kann. In Spanien wüthet der Bürgerkrieg noch immer, ohne daß es der einen oder andern Partei gelungen wäre, ausschließlich die Herrschaft zu behaupten. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitags. Zn beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährlich 12 Ngr. 5 Pfg. Inserate, welche bei der bedenteuden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Ver breitung finden, werden mit l Ngr. für die Spalten - Zeile berechnet. A Amts-Matt Mr die Kerichts-Aemter und Stadträthe zu Dippoldiswalde und Kraucnsteiu. Verantwortlicher Redakteur: Carl Irhne in Dippoldiswalde. Monats-Bericht. Im Monat October waren es zwei politische Ereignisse von hervorragender Bedeutung, welche die öffentliche Meinung und die Presse in Anspruch nahmen, — der Briefwechsel zwischen Papst und Kaiser und die Reise unser« Kaisers nach Wien. Der bekannte Brief des Kaisers sieht einer Kriegserklärung nicht unähnlich, wahrt den protestantischen Standpunkt gegenüber päpstlicher Anmaßung in entschlossener Weise und erinnert unwillkührlich an die Verse, welche Göthe zum 31. Octbr. 1817 schrieb: Drei Hundert Jahre hat sich schon Der Protestant erwiesen, Daß ihm vom Papst- und Tiirkenthron Befehle baß verdrießen. Was anch der Pfaffe sinnt und schleicht, Der Pred'ger steht zur Wache; Und daß der Erbfeind nichts erreicht, Ist aller Deutschen Sache! Nicht, daß wir einen Religionskrieg befürchteten; dazu sind die Zeiten nicht angethan und andrerseits weiß man auch, daß es sich nicht um religiöse, sondern lediglich um Machtfragen zwischen der katholischen Kirche und dem Staate handelt; allein daß der ullramontan-katholische Klerus den Kampf mit der Staatsgewalt noch eine Zeit lang fortsetzen und eine materielle Macht zu gewinnen suchen wird, welche das Schwert für seine Pläne zieht, ist nicht zu bezweifeln. Auch hiergegen ist aber, wie wir in unserm letzten Monatsbericht gedachten, vor gesorgt, und die Reise unseres Kaisers nach Wien hat aufs Neue bestätigt, daß zwischen Deutschland und Oesterreich so freundschaftliche Beziehungen bestehen, daß die einzige Macht, welche den Ultramontanen als Stütze dienen könnte, Frank reich, es nicht wagen darf, den europäischen Frieden zu stören. Während wir uns so geordneter und friedlicher Zu stände erfreuen dürfen, geht Frankreich in den nächsten Tagen der Entscheidung der großen Verfassungöfrage, — Einführung der Monarchie oder Beibehaltung der Republik — entgegen. Wie das Votum der Nationalversammlung ausfallen und welche Folgen sich daran knüpfen werden, läßt sich auch nicht annähernd berechnen. (Ueber die allerneueste Wendung der Dinge sehe man unter Frankreich.) — Inzwi schen ist die Aufmerksamkeit durch den Proceß gegen den Marschall Bazaine beschäftigt worden, ohne daß man aus dem bisherigen Gange des ProcesseS zu erkennen ver möchte, zu welchem Zwecke derselbe eigentlich angestrengt worden ist. Denn mit gleichem Rechte hätte man die große Mehrzahl der französischen Heerführer im letzten Feldzuge vor ein Kriegsgericht stellen können. Einige meinen, daß man eine Art Sühnopfer für die verlorenen militärischen Ehren gesucht, Andere, daß man den Nachweis habe liefern wollen, wie nicht die deutsche Tapferkeit, sondern die Un Die Feierlichkeiten bei dem Begräbnisse Sr. Maj. des Königs Johann haben in folgender Weise stattgefunden: Die Ueberführung der Leiche von Pillnitz nach der Residenz hat am Donnerstag Abend, die öffentliche Ausstellung in der kathol. Hofkirche am Freitag, und Abends 9 Uhr die feierliche Beisetzung stattgefunden. Die allgemeine Theilnahme gab sich besonders auch dadurch kund, daß zahlreiche fürstliche Häupter zu der selben in Dresden eingetroffcn waren. Der Kaiser Wilhelm hatte seinen Besuch zugesagt, mußte sich aber, durch Er kältung abgehalten, durch den Kronprinzen des deutschen Reiches vertreten lassen; ferner waren erschienen Erzherzog Carl Ludwig von Oesterreich, Prinz Alfred von Großbritannien, der Großherzog von Baden, der Erbgroßherzog von Sachsen- Weimar, die Herzöge von Sachsen-Altenburg und Meiningen, die Prinzen und Erbprinzen von Sachsen-Weimar, Oldenburg und Coburg, die Fürsten von Reuß und Schwarzburg-Rudol stadt rc.; Prinz Adalbert von Baiern und Graf von Flandern trafen andern Tages ein. Alle hiesigen Gesandten waren zugegen, und besondere Abgesandte waren eingetroffen von Rußland, England und anderen Staaten, sowie Militär- ülib- städtische Deputationen. Abends 9 Uhr begaben sich Se. Maj. der König Albert und Prinz Georg nach der Kirche, woselbst alsbald die Feier der Beisetzung begann, indem nach dem Gesang eines Psalmes der Zug sich von der Kreuzkapelle nach der königl. Gruft in Bewegung setzte. Die Leiche wurde von 12 Unteroffizieren getragen, die edlen Theile von Kammerherren. Hierauf folgten König Albert und Prinz GSorg und fämmtliche Wrsten. An der Gruft fand die Uebergabe der hohen Leiche an die Geistlichkeit statt; Bischof Forwerk hielt die Trauerrede und sprach das Gebet. Es folgten, nachdem die Gruft über bett allgeliebten König sich geschlossen, in der Hofkirche die Ora torien, womit die Feierlichkeiten beendet waren. Dienstag Weißerih-Zeitung