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— 646 - Staats- resp. Reichs-Telegraphenstation im Jahre 1862 22,277, im Jahre 1872 178,914 Depeschen abgesendet; 1862 trasen 21,282, 1872: 183,323 Depeschen dort ein. Das Hauptzollamt Schandau passirten im Jahre 1871 zu Berg 536 Dampf-, 157 Schlepp-, 420 Segelschiffe mit 886,356 Zentner Güterladung, zu Thal 536 Dampf-, 162 Schlepp- und 3632 Segel-Schiffe mit 10,952,569 Zentner Güterladung. Die indirekten Abgaben brachten im Königreich Sachsen im Jahre 1871 (ausschließlich der Nebeneinnahmen) 6,077,072 Thlr., davon an Bundessteuern: Grenzzoll 3,042,220 Thlr. Ein gangs- und 415 Thlr. Ausgangsabgaben, Salzsteuer 479,000 Thlr., vom Branntwein 996,960 Thlr. Fabrikations- und 2000 Thlr. Uebergangsabgaben, vom Bier 515,322 Thlr. Fabrikations- und 110,501 Thlr. Uebergangsabgabe, Tabakssteuer 128 Thlr.; Landesabgaben: Schlacktsteuer: 914,440 Thlr. vom Bank- und Hausschlachten, 12,672 Thlr. vom vereinsländischen, 3414 Thlr. vom ausländischen Fleischwerk. Branntweinbrennereien waren im Jahre 1871 681 in Betrieb, die 207,092 Scheffel Getreide, 1,771,952 Scheffel Kartoffeln rc. verarbeiteten. An Bierbrauereien waren 699 im Betriebe. Mit Tabak waren in 1871 600,si Ar bepflanzt, die 130 Zentner getrocknete Blätter ergaben. Für die Grundsteuer waren bei Einführung des neuen Systems 48,641,488 Steuereinheiten vorhanden, die sich bis Ende 1871 auf 57,917,483 vermehrt hatten. Der Nettoertrag der Grundsteuer war im Jahre 1871 1,645,587 Thlr. Die Ge werbe- und Personalsteuer ergab in demselben Jahre 1,304,512 Thlr. Brutto, 1,242,268 Thlr. Netto; die Stempelsteuer 391,775 Thlr. Brutto, 378,969 Thlr. Netto. Tagesgefchichte. Dippoldiswalde. Wie uns mitgetheilt wird, ist der am Steinhorn-Bassin vor einiger Zeit wahrgenommene Schaden, der seinen Grund in dem, um die Quellenfassung lagernden brüchigen und verwitterten, darum durchlässigen Gestein gehabt, durch die daselbst vvrgenommenen Arbeiten an der Hauptstelle beseitigt, und wird bald Alles wieder in vorigem Stande sein. Neueren Messungen nach beträgt der Wasserzufluß täglich fast 9000 Kubiksuß. — Das Schnittgerinne am Oberthorplatz und der Dresdener Straße ist jetzt gelegt; es ist aber Gefahr vor handen, daß dasselbe durch Wagen und andere Fuhrwerke baldigst wieder verdorben werden wird, wenn dasselbe lange ohne äußere Stütze liegen bleibt. Schon mehrere Male haben schwere Wagen, trotz der Warnung der Arbeiter, die kaum gepflasterte Stelle zerdrückt und zerrissen, da sie weder nach den Häusern, noch nach der Straße hin einen Halt hat. ES mahnt dieser Uebelstand also zur baldigsten Inangriff nahme der andern Pflaster- und Planirungsarbeiten, wenn die jetzigen nicht wenigstens theilweise vergebens vorgenommen sein sollen. — Jetzt, wo der Schluß der Wiener Weltausstellung nahe bevorsteht (3l. Octbr), möchten wir nicht unterlassen, zu constatiren, daß auch unsere Stadt und Umgegend zu den Besuchern derselben ein ganz entsprechendes Contingenl gestellt hat. Von Dippoldiswalde haben 19 Personen die Ausstellung besucht; die Zahl der Besucher aus der Umgegend können wir genau nicht angeben, sie ist aber nicht unbedeutend. — In der letzten Versammlung des landwirlhschaftlichen Vereins hat Herr Hauptmann Aster aus Reinhardtsgrimma ein sehr lebendiges und anschauliches Bild der Ausstellung entworfen. — Das Concert, welches vom Musikchor des Schützen- Regiment Nr. 108 nächste Mittwoch im hiesigen SchießhauS- saale gegeben werden wird und worauf wir auch hierdurch aufmerksam machen, ist das erste, welches das Chor nach seiner Rückkehr aus Amerika, wo es überall den reichsten Beifall erntete, bei uns wieder veranstaltet. Dem Director Hrn. Girod ward übrigens am vergangenen Sonnabend von dem Obersten seines Regiments, Frhrn. v. Hausen, ein Tactirstock von Elfenbein, geschmückt mit Schnitzereien, dem Wappen des Gebers rc. als Zeichen der Anerkennung verehrt. Dresden. Der Landtag ist heute, am 13. October, und zwar in Behinderung Er. Maj. des Königs durch Se. kgl. Hoheit den Kronprinzen, eröffnet worden. — Das Freimaurer-Institut zu Friedrichstadt- Dresden wird am 27. October sein lOOjähriges Jubiläum feiern. DaS segensreiche Wirken des Vereins ist bekannt. — Der sog. Michaelis-Markt in Altstadt wird am 20.—22. October abgehalten werden. — Der „Dresdner Anzeiger," den vr. Günz im Jahre 1837 für 27,000 Thlr. kaufte, wurde von diesem 1857 mittelst einer Stiftung an die Stadt abgetreten, wornach er und seine Erben zwar einen namhaften Theil des Rein ertrages erhalten, der Rest aber theils den Administratoren (den 2 ersten Magistratspersonen von Dresden) zufällt. Dieser Reinertrag ist von 1857—72 von 18,654 Thlr. auf 40,723 Thlr. im Jahre gestiegen und hat im Ganzen während dieser Zeit 432,618 Thlr. ergeben, wovon vr. Günz 314,114 Thlr. erhalten, das BürgerhoSpital 22,285 Thlr., das Asyl für Nichtbürger 23,285 Thlr., der Verschönerungsfonds 40,723 Thlr, woneben noch den Armenspeisungen 1850 und dem Verein zur sittlichen Hebung von Dienenden 1100 Thlr. zufielen. Die Tantieme für die Administratoren stieg von 388 auf 1938 Thlr. im Jahre; doch werden die Letzteren künftig einen geringeren Antheil erhalten und diese Ersparniß zu Pen sionen und für Wiltwen und Waisen verwendet werden. Berlin. Der preußische Landtag wird am 10. November zusammentretzen. — Der Reichstag wird sich hauptsächlich wieder mit dem Militärgesetz beschäftigen, das jetzt nochmals durchgesehen wird. — Die „Bereinsbank Quistorp" ist nun auch bankerott geworden und hat am 9. October die Zahlungen eingestellt; die Aktiven betragen 7 Millionen, die Passiven 30 Millionen Thlr. Es wird dies nicht nur an der Börse, sondern auch im Privatpublikum vielfach ruinirend wirken, und man fürchtet deshalb üble Nachrichten aus den Provinzen. Oesterreich. Wie der Staat mit der ganzen Ausstellung kein Geschäft machte, sondern wohl 15—16 Millionen zubüßen wird, so hat auch die „Neue freie Presse" mit der „Welt- ausstelluiigszeltung" schliff gebacken. Am 1. October hat sie das Erscheinen derselben eingestellt, mit einem Verluste von 200,000 Gulden. — Am 31. October wird die Ausstellung definitiv geschlossen werden. Frankreich. Die Zu stände gehen entschieden einer Krisis entgegen. Die gegenwärtige Regierung unterstützt die Restaurationspolitik, und der Bazaine'sche Prozeß hat den großen Werth, die öffentliche Aufmerksamkeit bis zum Wiederzusammentritt der Nationalversammlung in Anspruch zu nehmen. Graf Chambord wird in nächster Zeit seinen Wohnsitz in Brüssel nehmen, um sogleich bei der Hand zu sein, wenn er zum König gewählt ist. Der Klerus, die Jesuiten und der Papst setzen alle Hebel in Bewegung, um ihn durchzubringen, damit er dann nach ihrer Pfeife tanze. — Im Prozeß Bazaine's werden nun in dieser Woche die Verhöre, Zeugenaussagen rc. beginnen. Der Mar schall soll jetzt für die Sünden seines Vaterlandes büßen; das eitle Volk braucht einen Sündenbock, auf den es die Schuld seiner Niederlage schieben kann, denn dafür, daß er seine Pflicht als Soldat und in der schwierigen Stellung, in welcher er an der Spitze einer besiegten Armee, die jede Siegeshoffnung in Folge der schweren vorangegangenen Nieder lagen aufgegeben hatte, sich befand, soweit eben seine mili tärische Befähigung reichte, durchaus erfüllt hat, und daß er Metz nur übergab, als es unmöglich war, die Stadt noch weiter zu halten, haben sich gerade seine deutschen Gegner