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invaliden Armbrüsten, Stechvogel, Drehvogel, Stoß- und Wurfspiele, Topfschlagen, Hüpfen, Springen, Turnspiele, ein Glücksrad, Singen u. s. w., die in bunter Abwechselung den Kindern durch Lehrer und Helfer (7 Lehrer, 23 Helfer) ge boten wurden. Dazwischen fehlte es auch an großen Brezeln, Brodchen, Würstchen und Bier nicht, welcher letztere Artikel bei der freilich etwas gesteigerten Temperatur sehr begehrt war. Zahlreiche angenehme und nützliche Gewinne wurden außerdem den Kindern zu Theil. Um 6 Uhr ordnete sich der Zug auf's Neue und die Kinder stimmten nun folgendes Abend lied an: Bald ist das Fest verronnen, Es bleicht das Firmament; So froh der Tast begonnen, So froh geht er zu End'. Bald grüßen goldne Sterne Dies stille, grüne Thal, Aus unermess'ner Ferne Winkt bald ihr milder Strahl. Und bald im nächt'gen Dunkel Umfängt uns holder Traum, Bis goldenes Gefunkel Neu stickt des Ostens Saum. Mit dankbar frohen Blicken Erwacht dann Alt und Jung, Und, neu uns zu beglücken, Naht die Erinnerung. Unter Böllerschüssen nahm der Zug Abschied von dem freundlichen Spielplätze, und mit Gesang und vielfachem Hoch rufe zog die Kinderschaar wieder zum Markte zurück, der von mancherlei bengalischen Flammen magisch erglänzte. Auch illuminirt war an manchen Häusern, sogar ein Trans parent mit der Inschrift: „Hoch lebe die Jugend von Dippol diswalde!" am Gasthof zum Stern feierte den schönen Tag?) Den Schluß des schönen Festes bildeten einige, von Hrn. Cantor Hellriegel gesprochene Dankeöworte und der Gesang des 1. und 2. Verses von „Nun danket Alle Gott!" Da der Einzug erst l/28 Uhr beendet war, so konnte die gesellige Vereinigung im Schießhaus-Saale erst t/e9 Uhr beginnen; aber lange vorher war der Saal schon gedrückt voll, und viele später Kommende fanden keinen Platz mehr. Nach einigen Musikstücken trug Hr. Buchdruckerei besitzer Jehne eine, von patriotischer Begeisterung getragene Ansprache über die Bedeutung der Feier des 2. September vor, welche reichen Beifall fand. Später brachte Hr. Schul director Engelmann den „Lebenden unter den Kämpfern von 1870—71" ein Hoch. Hr- Diac. Gerödorf sprach von der, auch während des Krieges in schönen Zügen kundgewordenen barmherzigen Liebe, von welcher er einige, in der That er hebende Beispiele mittheilte. Der Gesangverein erfreute durch einige sehr gut gesungene Lieder, und Fräul. Tronicke ließ sich zum Vorträge der „Adelaide" bereit finden, wofür ihr reichster Beifall gespendet wurde. Der Gesang eines prächtigen allgemeine» Liedes nach der Melodie der Rhein wacht rief Erinnerungen an die „patriotischen Abende" des Kriegsjahres hervor, bei welchen ja die „Wacht am Rhein" jedesmal den Schluß machte. Möge in andern Jahren fortgesetzt werden, was diesmal fröhlich begonnen worden, und so der 2. September in seiner allgemeinen Feier ein neues Zeichen deutscher Einigkeit werden! *) Unerwähnt wollen wir hier nicht lassen, daß auch beim Ein züge zahlreiche Schüsse abgeseucrt wurden, eine Ehrenbezeugung, die, so gut sie gemeint gewesen sein mag, entschieden zu mißbilligen ist und künftighin ja unterbleiben möge! Wir behaupten nicht zu viel, wenn wir sagen, daß jüngere Kinder ängstlich zu schreien anfingen und auch Erwachsene ost heftig zufammcnfuhren; einige Kinder sind krank ge worden von dem Schrecke und andere haben ans Furcht vor dem hefti gen Schießen den Festzug vorzeitig verlassen und sind nach Hans geeilt; Kranke in den Häusern können durch solche Kanonaden den größten Schaden haben und wohl verlangen, daß ihre Ruhe nicht auf solche Weise gestört werde. Ein Einschreiten der Polizei mußten wir leider vermissen. Die Bekanntmachung unseres Stadtrathes in gegenwärtiger Nummer unseres Blattes verbietet dies unbefugte Schießen. * Altenberg, den 3. Seplbr. Freudenfeuer, die man am 1. September Abends nach verschiedenen Richtungen hin, von unfern Höhen aussteigen sah, leiteten den ruhmwürdigen SedanStag ein. In aller Frühe dröhnten an demselben von unfern Bergen Böllerschüsse und unsere rührige Turner schaar durchzog bald darauf mit ihrer eigenen Musik, unter Trommelklang, die an vielen Orten beflaggte Stadt. — Um 8 Uhr war Festact in unserer Schule. — Gegen Abend verkündeten abermals mehrere hinter einander folgende Böller schüsse den Zapfenstreich, ausgeführt von unserm Schützen, corps, der bei Janitscharenmustk alle Theile der Stadt durch zog, wobei das Rathhaus und das dem Hrn. Buchbinder Gäbler gehörige Haus illuminirt waren. — Auf Einladung waren sehr viele Gäste beiderlei Geschlechts und den ver schiedenen Vereinen, im Flemming'schen Gasthofe erschienen, die der Vorstand des Casino, Herr Redacleur Gießler, be grüßte und daran die Bedeutung des ruhmwürdigen Tages und dessen immense Folgen knüpfte, deren Kinder und Enkel bis auf die späteste Nachwelt gewiß mit gedenken würden. Auch gedachte Herr Gießler der tapferen, mit anwesenden Ortökinder, welche an diesem Tage jener denk- und ruhm würdigen Schlacht beigewohnt hatten. — Zu großem Danke fühlen wir uns auch gegen unfern Sängerverein verpflichtet, der durch herrliche patriotische Gesänge die Gesellschaft unter hielt. Dresden feierte den 2. September durch festlichen Schmuck der königlichen und städtischen Gebäude mit Fahnen, durch Gottesdienst in sämintlichen evangelischen Kirchen, durch Fest acte in den Schulen. Nachmittags und Abends waren von Privatgesellschaften an verschiedenen Orten Festlichkeiten ver anstaltet. — Der deutsche Kaiser hat an unfern Kronprinzen Albert zum Jahrestage der Schlacht von Sedan das nach stehende Schreiben gerichtet: „Nachdem Ich beschlossen habe, den neu zu erbauenden Forts bei Straßburg Benennungen zu geben, welche die Namen von in dieser Zeit hochverdienten Männern in enger Verbindung mit den Erfolgen des Krieges der Nachwelt überliefern, habe Ich bestimmt, daß das Fort Nr. 7 künftig den Namen „Kronprinz von Sachsen" führen soll. Ich wünsche Eurer Königlichen Hoheit hierdurch wiederholt zu bethätigeu, das Ich Ihrer in jener Zeit erworbenen großen Verdienste mit der lebhaftesten Anerkennung ein gedenk bin und gereicht es Mir in Erinnerung an Ihren und der Königlich Sächsischen Truppen rühmlichen Antheil an der Schlacht von Sedan zum besonder» Vergnügen, Eure Königliche Hoheit an dem heutigen Tage hiervon zu benachrichtigen. Berlin, den 1. September 1873. gez. Wilhelm. An des Kronprinzen von Sachsen Königliche Hoheit." Chemnitz. Der 2. September war hier ein allge meiner Festtag. Die hiesigen „Nachrichten" referiren darüber ausführlich, und wir entnehmen dem Bericht Folgendes: „In allen Herzen, die für Hohes schlagen, in allen Köpfen, deren gesunde Denkkraft nicht verkümmert ist, lebt die Erkenntniß, daß wir diesen Tag feiern dürfen und feiern müssen. Ludwig Würkert sagt zum 2. September: „Ja! nicht den Tag nur, — auch den vollen Sieg, Den Deutschland über Frankreich hat gewonnen! — Wir waren zu dem Kriege ja gezwungen, Und hätten wir gesäumt, den Feind zn schlagen, Und hält' er uns geschlagen: — 0, die Noch, Verwüstung, Brand, des Krieges volle Schrecken, Sic wären dann in Deutschland losgebrocheu! Das ganze Elend hätte uns gekosten; Dazu noch Schimpf, Verachtung, Schmach und Hohn, Wie einst daZ Alles lag auf Deutschland schon. Jetzt ist das anders Und weil es anders geworden ist, anders durch unsere eigene Kraft, darum feiern die Millionen ehrlicher Deutscher heute den 2. Sept, als den Tag der sühnenden Vergeltung für den frevelhaften Friedensbrecher, als einen friedlichen Feiertag einer ganzen geretteten und wiedererstandenen Nation!" Berlin. Am 2. September Mittags hat die feierliche Enthüllung des Siegesdenkmals auf dem Königsplatze stattgefunden. Die Straßen waren festlich geschmückt, mit Menschen dicht gefüllt, die Geschäfte meist geschlossen. Der