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Weißerih-Ieitung. Amts-Atatt für die Kerichts-Aemter und Stadtralhe zu Dippoldiswalde und Ilrauenstein. Vcrantwottlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährlich 12 Ngr. 5 Pfg. Inserate, welche bei der bedeutende» Auslage des Blattes eine sehr wirksame Ver breituug finden, werden mit I Ngr. für die Spalten - Zeile berechnet. Tagesgefehichte. Dippoldiswalde. Einen wenn auch nur geringen Er satz für das in diesem Jahre unterbliebene Vogelschießen wird die hiesige Schützengesellschaft bieten durch ein, nächsten Sonntag, 14. Septbr., zu veranstaltendes Reiter schießen mit solennem Aus- und Einzug. Hoffentlich hat sich dasselbe, besonders wenn das Wetter günstig ist, zahlreicher Theilnahme und gleichen Besuches auch von auswärts zu erfreuen. * Frauenstein. Auch unser Ort blieb am 2. Septbr. nicht zurück. Früh Reveille, Blasen eines Chorals vom Thurme und einstündiges Lauten mit allen Glocken. Die gewünschte kirchliche Feier nebst Kirchenzug mußte leider unterbleiben, weil der hiesige Jahrmarkt, die Planirung des Marktplatzes und die nahe Kircheneinweihung hinderten. Die hauptsächliche Feier des Tages veranstaltete Hr. vr. nwä. Nöber in seinem Haus und Garten durch prachtvolle Illumi nation des Hauses, Schmückung aller Fenster mit den kaiser lichen, königlichen und Feldherren-Bildern, durch Aufstellung der Büsten deö Kaisers, unseres Königs und der Prinzen innerhalb Blumen in seiner Veranda, durch Ehrenpforten, in welcher eine Germania prangte, und durch Massen von Lam pions in seinem großen Garten, den er dem Publikum geöffnet hatte. Während der Illumination hielt Hr. vr. Nöber eine patriotische Ansprache, in weicher er darauf hinwies, wie unter Napoleon I. das arme Vaterland unter dessen Drucke geseufzt und wie es jetzt glorreich auferstanden, wie aber nicht bloS die Heere, sondern auch die geistige Macht der Dichter den Sieg mit erfochten habe rc. Es ertönten darauf Gesänge von Arndt und Körner (durch Hrn. Postverw. Riesen's Chor), und zwar: „Wo Muth und Kraft," „Lühow's wilde Jagd," Körner's „Gebet während der Schlacht," sowie darauf, nach dem Hr. vr. Nöber dankend der Dahingeschiedenen gedacht, in einiger Entfernung (durch Damen-Chor) das Lied: „Wie sie so sanft ruh'n!" Am Schluß brachte der Genannte ein Hoch auf den Kaiser und seine Feldherren, auf unfern König und- seine Heldensöhne und auf die brave deutsche Armee aus. — Für die Armen war in drei Lauben durch Dar reichung von Bier gesorgt. Leider zerstörte ein Gewitter die schöne Illumination und das von dem Festgeber arrangirte und zum Theil durch Sammlung zusammengebrachte, nicht unbedeutende Feuerwerk am Steinbruch. Dasselbe ward da her erst am 4. Septbr. vollends abgebrannt. — Die Stadt war ziemlich zahlreich beflaggt. — Hrn. vr. Nöber sei auch hier öffentlich der herzlichste Dank gebracht für seine Auf opferung! Möge sein Aufruf an den Patriotismus und die Begeisterung für die große Sache deS Vaterlandes nicht spurlos an Denen vorübergehen, die sie mit anhörten; möge vielmehr Das bei dem kommenden Geschlechte zünden, was er gewollt: — Vaterlandsliebe zu erwecken! H Frauenstein. Donnerstag, den 4. Septbr., wurde allhier im Gasthofe „zum goldnen Löwen" die diesjährige Ephoral-Lehrer-Konferenz abgehalten. Nach dem Gesänge einer Motette, sowie nach einem herzlichen Gebete und einer längeren Ansprache des Herrn Vorsitzenden, Superintendent Ist«, tbvol. vr. Hasse, hielt Herr Schullehrer Kretzsch- mar aus Reichenau einen ihm aufgegebenen Vortrag: „Ueber pädagogisch richtige Schuldisciplin und Anwendung der im Schulgesetz für statthaft erklärten Schulstrafen," welcher all gemeine Anerkennung fand. Ein zweites Thema: „Ueber die verschiedenen Zweige und die praktisch empfehlenSwertheste Methode des deutschen Sprachunterrichts," gelangte, da ein Referent für dasselbe nicht vorhanden war, sofort zur freien Besprechung und wurde lange und lebhaft discutirt. Hierauf wurden von den Konferenzvorständen der Frauensteiner, Sayda- Neuhausener und Muldaer Zweigkonferenz die Jahresberichte vorgetragen und verschiedene amtliche Angelegenheiten be sprochen, worauf die Sitzung, welche von 10 bis i/»2 Uhr gedauert hatte, schloß. Die meisten Lehrer blieben mit ihrem hochverehrten Hrn. Ephorus noch längere Zeit bei einem ge meinschaftlichen Mittagsmahle, welches Herr Gastwirth Fischer in allgemein befriedigendster Weise hergerichtet hatte, vereinigt, und machten dann noch einen Spaziergang in das herrlich gelegene Parkschlößchen, wo man bei einem Glase sehr guten böhmischen Biere«, unter harmonischen Gesängen und heiteren Gesprächen', beisammen blieb, bis der nahende Abend zur Heimkehr mahnte. Dresden. Unser Kronprinz ist am 5. Sept, zur Jnspicirung des kgl. preuß. 5. Armeekorps nach Schwiebus, Naumburg, Bunzlau rc. gereist und wird am 10. Septbr. zurückkehren. — Der König von Italien wird auf seiner Reise nach Berlin auch einen Tag am königl, Hofe in Dresden verweilen. — Die öffentliche Versteigerung von ausgemusterten Dienstpf erden der Cavallerie, Artillerie und Trains wird stattfinden am 14. Septbr. in Pirna, Rochlitz, Roßwein, Borna, Grimma; am 15. Sept, in Dresden, Pegau und Radeberg; am 16. Sept, in Großenhain und Freiberg; am 18. Sept, in Dresden. Leipzig. Hier scheinen die Betrügereien mit gefälsch ten Lebensmitteln wahrhaft bedenkliche Dimensionen an nehmen zu wollen. So wurden unter Anderem von einer Hausfrau auf dem Wochenmarkte Käse mit theurei» Preise bezahlt, welche bei genauerer Untersuchung kaum ein Drittel Quark enthielten; alles Uebrige waren geriebene Kartoffel. Eine Kleinzschocher'sche Milchhöckerin verkaufte einer Familie anstatt guter Milch, das Liter 16 Pfennige, mit zwei Dntt- theilen Wasser versetztes, gekochtes bläuliches Zeug, welches sie jedoch auf nachgehends erhobene Vorwürfe ohne ein Wort