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Weißerih-Zeitrmg. Amts-Atatt Mr die Kerichts-Aemter und SLadtmthe zu Dippoldiswalde und Krauenstein. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährlich 12 Ngr. 5 Pfg. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Ver breitung finden, werden mit I Ngr. für die Spalten-Zeile berechnet. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, 31. Juli. Im Laufe des heutigen Vormittags (Donnerstag) sind sehr beunruhigende Nachrichten über das Befinden unseres Königs hier eingetroffen. In der letzten Woche konnte dessen Gesundheitszustand im All gemeinen als ein befriedigender bezeichnet werden. Asthma tische Zufälle hatten sich seit der Rückkehr auS Bad Ems nicht wiederholt. Ließ auch der Kräftezustand noch zu wün schen übrig, da bei der großen Hitze der letzten Wochen die Nächte nicht immer die nöthige Erholung gewährten, so ge stattete derselbe doch, daß Se. Maj. die unmittelbaren Vor träge in Regierungö- und Hausangelegenheiten in herkömm licher Weise annehmen, in der Regel jeden Morgen ausrei ten, Nachmittags eine Ausfahrt unternehmen und am Abend der gewohnten geselligen Vereinigung beiwohnen konnte. Ein am Abend des 30. Juli ausgegebenes Bulletin aber läßt den Zustand unseres Königs als einen bedenklichen er scheinen. Dasselbe lautet: „Obgleich die asthmatischen Zustände Sr. Maj. des Königs in den lebten Wochen sich wesentlich gebessert hatten, ist im Zu sammenhang mit der großen Hitze seit gestern Abend eine Bedenken erregende Abnahme der Kräfte eingetreten. Pillnitz, den 30. Juli 1873. Wagner, vr. Ullrich. Dippoldiswalde, den 30. Juli. Vorigen Sonntag, den 27. d. Mts., beging der Gustav-Adolf-Verein für Dippoldiswalde und Umgegend seine Jahresfeier in Johnsbach, und wie schon in voriger Nr. d. Bl. bemerkt worden ist, verlief dieselbe in würdigster Weise. An dem langen Festzuge, der von den größeren Schulkindern von Falkenhain und Johnsbach angeführt wurde, nahmen Theil der Vereinsvorstand, der Festprediger und der Ortspfarrer, eine stattliche Zahl weißgekleideter Jungfrauen, die Jünglinge und eine große Zahl älterer Gemeindemitglieder. Als be sondere Auszeichnung betrachtete man die Anwesenheit des Collators, Herrn Rittergutsbesitzer Otto auf Naundorf, sowie einer nicht unbedeutenden Anzahl fremder Teilnehmer, zu denen namentlich Glashütte ein größeres Contingent gestellt hatte. Die außerordentliche Hitze am Sonntage mußte natür lich den Besuch von auswärts beeinträchtigen, weshalb auch Dippoldiswalde nur durch die Vereinsvorstände von dort ver treten war. Nach 2 Uhr bewegte sich der Festzug unter dem Geläute der Glocken vom Gasthof aus auf blumenbestreutem Wege nach der Kirche, die durch ihr Inneres überhaupt, sowie durch die geschmackvoll angebrachte Blumendecoration einen höchst wohlthuenden Eindruck machte. Nach dem Gesänge des Lutherliedes und einem von Hrn. Kirchschullehrer Eißner geleiteten Chorgesange betrat Hr. Pastor Nächster aus Glas hütte die Kanzel und stellte den Text: Wachet, stehet im Glauben, seid männlich und seid stark (1. Cor. 16, 13), als den Mahnruf des Apostels an den Gustav-Adolf-Verein dar. Die später im Gasthofe abgehaltene Berathung leitete Herr Sup. Opitz durch eine Ansprache ein, in welcher er die neu- testamentliche Erzählung von Petri Fischzug treffend auf den Gustav-Adolf-Verein anwandte und sodann, zur Erklärung der Thatsache, daß Sachsen, die Wiege der Reformation, doch noch so viele Katholiken unter seiner Einwohnerschaft zähle, einen historischen Rückblick auf die dieser Thatsache zu Grunde liegenden Ereignisse warf. Die Veranlassung zu diesem Rückblick lag in der nunmehr in ihrem kirchlichen Vorstande gefestigt dastehenden Gemeinde Ostritz, welche in einem aus führlichen Berichte Rechnung ablegt und Dank ausspricht für die ihr reichlich gespendeten Liebesgaben, unter welchen die 15000 Thlr. betragende allgemeine Kirchencollecte besonders hervorragte. Aus der von dem Vereinskassirer, Hrn. Adv. Ochernal, vorgetragenen Jahresrechnung des Vereins ergab sich eine Einnahme von 143 Thlr. 17 Ngr. 8 Pfg. und eine Aus gabe (Sammelgebühren, Porti rc.) von 4 Thlr. 6 Ngr., so daß zur Vertheilung eine Summe von 139 Thlr. 11 Ngr. 8 Pfg. verbleibt, welche auf Vorschlag des Vereinsvorstandes folgen dermaßen zur Vertheilung kam: Das 1. Drittel (46 Thlr. 13 Ngr. 9 Pfg.) wird dem Centralvorstande zur sofortigen Verwendung (also nicht zur Capitalisirung) übergeben; für das 2. Drittel wird Deutsch-Gablontz dem Hauptverein zur Berücksichtigung vorgeschlagen; das 3. Drittel, über welches dem Zweigvereine völlig freie Verfügung zusteht, erhält die Gemeinde Semonitz in Böhmen. Die 9 Thlr. betragende Kirchencollecte überweist man dem Centralvorstande für das auf der Hauptversammlung zu stiftende Liebeswerk. Den von verschiedenen Seiten jkundgegebenen Wunsch, zeitweilig von den Angelegenheiten des Vereins etwas zu veröffentlichen, wird der Vorstand in Berathung ziehen. Die Wahl eines Abgeordneten zu der Jahresversammlung des Dresdner Hauptvereins, welche den 5. und 6. August in Zittau stattfinden soll, sowie die Bestimmung des Ortes der nächsten Jahresversammlung des DippoldiSwaldaer Zweig- vereinS, wird dem bisherigen Vorstande, der sodann durch Acclamatlon auf weitere 3 Jahre wieder gewählt wird, üoer- lassen. Durch ein Gebet schloß der Vorsitzende die nicht eben zahlreiche Versammlung. Möge im neuen Jahre der Segen Gottes wie bisher auf den Bestrebungen des Vereins ruhen, möge vor Allem der Zweck desselben immer besser begriffen und gewürdigt werden. — Nach der anhaltenden Hitze der letzten Tage war es nicht zu verwundern, daß sich am Dienstage, wo wir wieder mindestens 25" R. im Schatten hatten, ui den Nach-