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Dienstag. Rv. 5«. 1. Juli 1873. Weißerih-Fei1«ng. Amts-Matt für die HeriPts-Aemter Md StadtrüHe zu Dippoldiswalde und Arauenstein. Verantwortlicher Redakteur: Carl Ichnc in Dippoldiswalde, Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährlich 12 Ngr. 5 Pfg. Jnserqte, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Ver breitung finden, werden mit 1 Ngr. für die Spalten - Zeile berechnet. TageSgefchichte. Dippoldiswalde. Schon längst lag e« uns nahe, eine öffentliche Rüge über eine Vernachlässigung auszüsprechen; aber immer wieder hielten wir dieselbe zurück, in der Hoffnung, eS werde die Ursache dazu Wegfällen. Vergebliche, jahrelange Erwartung; die Vernachlässigung droht zum Skandal zu werden, ja sie ist bereits dazu geworden. Es betrifft unsere Rüge den Zustand, in welchem sich die Fronte des, auf der Herrengasse gelegenen Schenck'schen Hauses befindet. Ab gesehen von der Beschaffenheit sämmtlicher Fensterscheiben und der im Innern der Räume verwendeten, theilweisen, gardinen artigen Drapirung (I), ist es die schmutzige, von boshafte» Händen mit Kalkspritzen, Ruß rc. marmorirte Außenfläche, welche von dem Besitzer vielleicht nicht eben so sehr, als von Vorübergehenden und Gegenüberwohnenden bemerkt und mit gerechter Entrüstung angestaunt wird. Reisende, die im gegen über gelegenen Gasthofe zur „Stadt Dresden" einkehrten, haben uns schon mehrfach veranlaßt, die, in der unveränderte« Belassung dieser Fronte liegende Rücksichtslosigkeit*) gegen daS Publikum öffentlich zu rügen. Es geschieht hiermit endlich, zugleich unter dem Ausdrucke der festen Erwartung, daß bei fernerer Säumniß der ß 79 unserer städtischen Bauordnung dem Besitzer des Hauses den Standpunkt klar machen werde. *) „Um mich nicht stärker auszudrücken!" D. Seher. — Von den Loosen zur Albert-BereinS-Lotterie sind in unsrer Stadt und Umgegend über 600 gekauft worden. Als Gewinne (2 auf 5 Loose) kamen mit ganz wenigen besseren, aber auch nur aus Büchern bestehend, Exemplare eines Schriftchens hierher, betitelt: „Blüthenstrauß für die Jugend." Bon einem solchen, den der Albertverein der Jugend bietet, erwartet man doch vor Allem, daß er die Pflege des deutschen Geistes in den Herzen der Sachseujugend anstrebe. Aber was bietet die Schrift? Im ersten Aufsatze wird der Ver dienste unseres Königs um das Zustandekommen des Nord deutschen Bundes und sodann deS Deutschen Reiches mit keinem Worte gedacht, geflissentlich wird auch über den groß artigen Aufschwung von 1870 mit Schweigen hinweggegangen! Der zweite Aufsatz bietet in Form eines entschieden miß lungenen Gespräches eines älteren Mannes mit einigen Knaben, in'S Einzelne gehende Schilderungen der Schicksale Dresdens im 7jähr. Kriege! Das Thema ist höchst unpassend für den Zweck, und in welchem Tone ist es gehalten! Ueber Ärühl'S Sündenwirthschaft, über seine zweideutige Politik, die Sachsens Anschluß an Oesterreich und damit sein Verderben verschuldete, wird der Mantel christlicher Liebe gedeckt! Und was soll man dazu sagen, wenn im Lande der allgemeinen Wehrpflicht der Heeresdienst als ein Unglück für Jeden hingestellt wird! Gegen solche Buchmacherei muß man protestiren, sowie da ¬ gegen, daß der Name unseres Kronprinzen, wie d?r gute Wille und das Geld Derer, die sich an der Lotterie behelligten, dazu mißbraucht werde, um mit diesen Gesinnungen die deutsche Jugend Sachsens zu vergiften! — Ganz neuerlich ist eS nun an den Tag gekommen, daß ein Dresdner Schul director Heger mit diesem „Blüthenstrauß" offenbar ein lukra tives Geschäft gemacht hat. Ein Leipziger Kaufmann hatte nämlich ein solches Buch gewonnen, sandte eö aber dem Vor stande des AlbertvereinS zurück. Darauf erhielt er von letzterem ein Schreiben, worin es heißt: Das Directorium des Albertvereins hat mit der belreffenden Lotterie gar nichts zu thun. Sie war lediglich ein Privatunternehmen des hiesige» Schuldirector Hr». Heger, der durch dieselbe dem Albertverein seine wohlwollenden Gesinnungen beweisen und ihm für die Erbauung seines Hospitals eine Unterstützung zuweiscn wollte. Der Albertverein hat deshalb auch weder ein Recht gehabt, sich um die Gewinne, noch weniger aber um den Inhalt der mitverlosten Bücher zu bekümmern. Wir enthalten uns jeder Bezeichnung eines Verfahrens, welches einen Verein wie den Albertverein zur Firma einer partikularistischen Propaganda nimmt. (Es wurden vom „Blüthenstrauß" circa 26,000 Exemplare zu Gewinnen ver wendet!) /X Glashütte. Eine wahrhaft erhebende Feier des Johann is festes, wie sie hier noch nicht dagewesen, ward uns Heuer geboten. Schon seit Jahren hat man sich hier daran gewöhnt, die Gräber auf dem Gottesacker an diesem Tage zu schmücken, und in reichem Maße war dies auch dies mal geschehen. Tiefe Stille herrschte aber unter der zahlreich versammelten Menschenmenge, als unser Herr k. Wehster nach einem Choralgesange der Männergesangvereine das Wort ergriff, um in beredter und gefühlswarmer Weise die Be ziehungen der Lebenden zu den Dähingeschiedenen darzulegen. (Wir segnen sie, sie segnen uns, und Gott segnet sie und uns! Tiefen Eindruck machten seine Worte, und wir sahen Thränen der Rührung in manchem Auge, das wohl lange nicht geweint hatte. Ein Mänuergesang beendete die einfache, aber würdige Feier, an die sich gewiß Jeder, der ihr beigewohnt hat, gern erinnern wird. Wir aber fühlen uns gedrungen, Hrn. Pastor Nächster für seine Berufsfreudigkeit überhaupt, sowie für diese sinnige Veranstaltung insbesondere, unfern wärmsten Dank auszusprechen. Möge er noch recht lange in unserer Mitte wirken! Dresden. Das k. CultuSministerium hat sich für Ge währung von Reiseunterstützungen an Lehrer zum Besuche der Wiener Weltausstellung entschieden, und zwar sollen 9 Gymnasial- und Realschullehrer, 8 Seminarlehrer, 16 Volksschullehrer und ein Taubstummenlehrer mit Reiftunter- stützungen bedacht werden. — DaS ausführliche Programm zur diesjährigen Geucke- s chen Extrafahrt nach Tyrol und der Schweiz ist nunmehr,