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— 306 — eine Petition an die Regierung abgesandt haben, worin sie bitten, man möchte nach einigen größeren Orten, z. B. Saar- Union und Finstingen, Militär schicken, da sie fürchten, es möchte doch am Ende zu allerhand Exzessen kommen. Oesterreich. Die Czechen sind und bleiben doch un verbesserliches Bolk! Jetzt bemühen sie sich, und alle ihre Journale, die Bedeutung der Wiener Ausstellung herab zusetzen und die Czechen vom Besuche abzuhalten. Sie sagen, das ganze Unternehmen sei mißglückt, Oesterreich werde ein vollständiges Fiasko davontragen, Epidemieen seien in Wien ausgebrochen und die Theuerung sei so enorm, daß nur die reichsten Leute Hinreisen könnten. Diese Gerüchte haben nur den Zweck, das Volk von jeder Berührung mit intelligenten Ausländern fern zu halten, und hoffentlich schenken nur Wenige ihnen Glauben. — In Pesth ist am 6. Mai auf der Staatsbahn ein Zug entgleist, wobei 6 Waggons zertrümmert wurden. Es sind 21 Personen todt und 40 verwundet, meist sind es Arbeiter. Schweiz. Den Beschlüssen gegen die Ultramontanen läßt man nunmehr auch die Ausführung folgen. Zwei katho lische Geistliche, welche an einer Schule in St. Gallen den Religionsunterricht zu ertheilen hatten und sich der Anordnung, die Lehre von der päpstlichen Unfehlbarkeit bei dem Unterrichte auszuschließen, nicht fügen wollten, wurden ohne Weiteres veranlaßt, sich aus dem Schullokale zu entfernen. Italien. Eine Ministerkrisis herrscht gegenwärtig, deren (wenigstens scheinbare) Veranlassung eine ganz eigen- thümliche ist. Die Deputirtenkammer hatte nämlich beschlossen, mit einem Aufwande von 23 Mill. Lire (über 6 Mill. Thlr.) ein großartiges See-Arsenal in Tarent zu erbauen; dem Ministerium war aber diese Ausgabe zu groß und lehnte es das Anerbieten ab, worauf es seine Entlassung forderte. Die Sache sieht nun allerdings weniger wunderlich aus, wenn man ihr weiter auf den Grund geht und findet, daß in erster Linie nicht das Gelüste nach einer großen Geldausgabe, sondern die Furcht vor einem Kriege mit Frankreich es war, welche die Kammer bestimmte, Italien widerstandsfähiger zu machen. Diesen Krieg fürchtet man aber namentlich deshalb, weil man in der Klosterfrage, — überhaupt in dem Streite mit dem Papstthum — energisch vorgehen möchte, energischer als das Ministerium Lust zeigt, und weil man glaubt, daß Frankreich nach seiner Wiedererstarkung nichts Eiligeres zu thun haben werde, als dem Papste auf Kosten Italiens bei zuspringen. Alle diese Erwägungen knüpfen sich an die Bewilligung der gedachten Summe und veranlaßten die Minislerkrisis, welche indeß, da genügender Ersatz nicht leicht zu haben ist, wohl mit dem Verbleiben der jetzigen Minister und einer gegenseitigen Anbequemung enden dürfte. Girrige zeitgemäße Bemerkungen über Schule und Haus. Wenn die Ueberzeugung von der Wahrheit des Satzes vorhanden ist, daß es nolhwendig sei, wenn die Presse, als sogenannte sechste Großmacht, in Angelegenheiten der Schule und der häuslichen Erziehung sich in populärer und belehrende<Form ausspricht und diesem für Staat und Volk so wichtigen Thema von Zeit zu Zeit in öffentlichen Blättern — nicht blos in Schulzeitungen — die Spalten öffnet, so kann dies berechtigte Verlangen für einen Menschenfreund, für den wahrhaften Lehrer-, Schul-, Volks- und Kinderfreund nur erfreulich sein. Denn es wird Niemand bestreiten wollen, daß zwischen den Bestrebungen der Schule und des Familien lebens eine innigere Gemeinschaft bestehen müsse, wenn das schwere Erziehungswerk überhaupt besser gedeihen soll. In diesem Punkte aber giebt es noch viel, sehr viel zu reformiren! Der Lehrer selbst soll ja nicht ein bloßer Stundengeber und Unterrichtsertheiler, sondern auch ein Er- Zur Wiener Weltausstellung. Es dürfte nicht uninteressant sein, jetzt, da dieselbe eröffnet worden ist, einige Angaben über die Größe des AuSstellungSpalastes zu erhalten: Von dem an 2,500,000 Quadratmeter messenden Ausstellungs platze bedeckt der Jndustriepalast ein Areal von etwa 70000 Quadrat metern, hat eine Länge von 907 und eine Breite von 206 Metern. Das Gebäude steht mit seiner Längenachse von Nordwest nach Süd ost, parallel mit der Hauptallee des Praters, von der letztem mit der südwestlichen Farads an 350 Meter entfernt. An den quadrat förmigen Mittelbau des Jndustriepalastes schließt sich die Längen- gallerie, welche eine lichte Breite von 25 Metern besitzt und in regelmäßigen Entfernungen von 16 Quergallerieen durchschnitten wird. Die Quergallerieen sind 175 Meter lang und 15 Meter breit, zwischen je zwei derselben liegen von drei Seiten eingeschloffene Hose, 35 Meter breit und 74 Meter lang. Von diesen Höfen sind die meisten eingedeckt und die Hoseinbauten als Ausstellungsraum benutzt. Die Hauptportale befinden sich zu beiden Seiten des qua dratischen Mittelbaues an den Längenseiten der nordwestlichen und südöstlichen Quergallerie; außerdem besitzt jede Quergallerie an den beiden Stirnseiten Eingänge. Das Gewicht der ganzen Eisenconstruction gab der Erbauer, Scott Ruffel, auf 2200 Tons — 44000 Ctr. Zollgewicht an; doch zeigte sich schon bei der ersten Detaillirung, daß dieses Gewicht selbst bei genauer Einhaltung der angegebenen Dimensionen viel zu gering veranschlagt sei. So war das Gewicht der Pfeiler mit 12000 Ctrn. veranschlagt, nach genauer Materialberechnung bei denselben Dimensionen ergeben sich 15400 Ctr., und beträgt nun das factische Gewicht der Pfeiler nach der vorgenommenen nothwendigen Verstärkung 24500 Ctr. Nach der Skizze sollte die ganze Dach- construction 44000 Ctr. wiegen, hat aber nach der Ausführung ein Gewicht von über 78,000 Ctrn. Die Rotunde hat einen Durchmesser von 107,8», eine Höhe vvn 84,i Metern*) und bedeckt einen Flächenraum von 9130 Qua dratmetern. Das konische Dach ruht aus 32 Säulen, deren jede einzelne eine Grundfläche von 3,8 Quadratmetern, eine Höhe von 24,88 Metern besitzt und auf einem Betonfundament steht. Die große Laterne hat einen Durchmesser von 32,4 Metern, ihre Fenster sind 10 Meter hoch; die kleine Laterne hingegen hat 8 Meter Durchmesser und schließt den ganzen Bau mit einer Krone. Im Innern der Rotunde führen Treppen zu einer 1,42 Meter breiten Galerie, welche 23 Meter über dem Fußpunkte der Säulen am untern Dachkranze liegt; diese Treppen setzen sich am obern Dache fort, wo eine zweite Gallerte angebracht ist, die sowohl außerhalb als innerhalb um das Dach läuft. *) Ea. l'/smal die Höbe des Dippoldiswaldacr Kirchthurms. zieher im ächten Sinne des Wortes sein; hat er es doch bei seiner amtlichen Wirksamkeit nicht blos mit dem Verstände oder dem Kopfe seiner ihm anvertrauten Zöglinge zu thun, sondern auch mit deren Herzens- und Gemüthsbildnng. Lehrreiche Schriften sind in nicht geringer Anzahl darüber geschrieben worden; aber wer vom größeren Publikum liefet und beherziget sie? Es sei erlaubt, in diesem vielgelesenen Blatte einige Punkte hervorzuheben, jetzt zur Osterzeit, welche für Schule und Haus eine besondere Bedeutung hat. Selbstverständlich können da gewisse Fehler und Mißstände nicht verschwiegen bleiben, welche dem Gedeihen des hochwichtigen Erziehungs werkes nicht wenig hinderlich sind. Es ist unpädagogisch und unrecht, wenn schon vor der Aufnahme der Kleinen zur Schule, diesen eine gewisse Furcht vor dem Lehrer eingeflößt wird, als sei dieser bloS da, um zu strafen. Manche kleine Schüler treten daher, statt mit kindlicher Unbefangenheit und liebevollem Vertrauen, mit scheuer Furcht zum Lehrer hin und bleiben so lange schüchtern