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Dienstag. Nr. 33. 6. Mai 1873. Weißerih-Aettung. Amts-Matt für die Herichts-Aemter und Stadträthe zu Dippoldiswalde und Krauenstein. Verantwortlicher Redakteur: Carl Irhne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährlich 12 Ngr. 5 Pfg. Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage des Blattes eine sehr wirksame Ver breitung finden, werden mit 1 Ngr. für die Spalten-Zeile berechnet. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, den 5. Mai. In diesen Tagen sind die vom hiesigen Verschönerungs-Verein ausgeführten Anlagen am Eingänge zum Walksteige beendet worden. Dieselben, bis jetzt das größte Werk genannten Vereins, zeigen eine ebenso geschickte Benützung des schwierigen Terrains, als eine ge schmackvolle Anlage der einzelnen Terrassen, zu deren jedes maligen Mittelpunkt eine der dort stehenden Linden verwendet wurde. Der Zerstörungslust der Kinder gegenüber, scheint durch die Anlage von zahlreichen Treppen aus Quadern ein hinlänglicher Damm entgegen gesetzt worden zu sein. Möge auch diese Anlage bald und noch lange Jahre sprechendes Zeugniß ablegen von dem Gemeinsinn und der Opferfreudigkeit der hiesigen Bürger, Dippoldiswalde fort während zu verschönern und den Aufenthalt darin stets ange nehmer zu machen. — Auch die auf der Aue gegründete Kirschplantage dürfte in Bälde die Spaziergänger durch ihre Blüthenpracht erfreuen. — Der von der DippoldiSwalde-Klingenberger Chaussee nach dem Dorfe Berreuth abzweigende CommunicationSweg zeigt schon seit längerer Zeit eine große Vernachlässigung, die ein baldiges Eingreifen der betreffenden Behörde nöthig machen dürfte. Wir fanden, kleinerer Mängel gar nicht zu gedenken, daselbst zwei Löcher, von denen das eine bei einer Länge von 1 Meter 20 Ctmtr., das andere bei 60 Ctmtr. 40 Ctmtr. über dieBarriere in den Gehweg hineinragt. Bei den jetzigen finstern Nächten dürfte ein Sturz die ca. 3 Meter höhe Böschung hinab in den von Regen aufgeweichten Koth keineswegs zu den Annehmlichkeiten des Wonnemonats Mai gehören. Wir wissen nicht, wessen Pflicht es ist, diesen Weg in gehörigem Stand zu halten, ob die der Gemeinde Berreuth, oder die der König!. Straßenbau-Commission, so viel aber wissen wir, daß es schon längst Pflicht war, besagte Mängel sofort nach deren Entstehen zu beseitigen, und nicht wie hier Monate lang mit deren Ausbesserung zu zögern. Dresden. Leider haben wir heute über einen schweren Unglücksfall zu berichten. Am 2. Mai, Vormittags 10 Uhr, stürzte auf einem Neubau, im sog. englischen Viertel, Ecke der Strehlner- und Uhlandstraße, nachdem Tags vorher ebendaselbst ein 16jähriger Handlanger durch eigene Unvor sichtigkeit 4 Stock hoch herunterfiel und beide Beine brach, das Treppenhaus, dessen oberste Stufe gelegt wurde, bis in den Keller hinab, zusammen und begrub 9 Arbeiter unter seinen Trümmern, von denen 6 todt und arg verstümmelt und 3 erheblich verletzt, hervorgezogen wurden. Der Besitzer war zugleich Baumeister des Hauses. Dresden, das bi« jetzt von derartigen Unglücksfällen verschont geblieben, möge auch in der Zukunft sich diese Ruhe zu erhalten suchen, und daraus sehen, daß bei Neubauten mit der größten Sicherheit vor gegangen werde. Sammlungen für die Verunglückten und die Hinterlassenen derselben sind bereits eingeleitet worden. Leipzig, den 1. Mai. Die Deligirtenversammlung der Prinzipale und Gehülfen der Buchdrucker Deutschlands, zur Berathung eines einheitlichen Tarifs, und um den an manchen Orten noch andauernden Streik gänzlich zu beenden, hat begonnen. Einem Beschlüsse der Versammlung zufolge soll vor Beendigung der Berathung Nichts in die Oeffentlichkeit gelangen. — Der Literat Adolf Hepner — bekannt aus dem Prozeß Bebel-Liebknecht — war wegen mehrfacher Bestrafung ausgewiesen worden. Hepner hatte gegen diese Verfügung sowohl zur Leipziger Kreisdirection als zum Ministerium veS Innern Rekurs eingewendet ; diese Rechtsmittel sind aber in beiden Instanzen verworfen worden und es ist nunmehr die AusweisungSmaßregel definitiv in Vollzug getreten. Berlin. Der Reichstag trat am 1. Mai in die zweite Berathung des JnvalidenfondgesetzeS ein und setzte die Dotation des Fonds auf 187 Mill. Thaler fest, welcher Antrag mit großer Majorität angenommen wurde. — lieber- einstimmenden Mittheilungen zufolge hat in jüngster Zeit der BundeSrath eine Vorlage der Telegraphenverwaltung berathen, die sich auf eine Erweiterung des Telegraphennetzes bezieht. Es soll danach eine große Anzahl von Städten und Ortschaften, bei welchen sich das Bedürfniß herausstellt, mit Telegraphenleitungen versehen werden. Städte mit bis 3000 und 2000 Einwohnern herab werden in der Regel Telegraphen verbindungen erhalten, wenn der Verkehr derselben nur einiger maßen umfangreich ist. — Das preußische Herrenhaus hat die Schlußberathung über die vier kirchlichen Gesetze zu Ende geführt und stimmt- liche Vorlagen in der, in der Vorberathung beschlossenen Fassung endgiltig angenommen. Fulda. Die preußischen Bischöfe beabsichtigen hier „den passiven Widerstand gegen die Kirchengesetze plan mäßig zu organisiren." Offenbar um den Schlachtplan zu entwerfen, hat sich als Generalstabschef der ehemalige Volontär von den Bonner Husaren, der Bischof Ketteler, auch unter den preußischen Bischöfen eingestellt. Die Legitimation, um in Fulda zu erscheinen, ist mit wahrer Pfaffenlist ausgesonnen: Herr v. Ketteler kommt nämlich als Bischof der Garnison von Mainz, welche bekanntlich preußisch ist. — Die geheimen Verhandlungen, denen ein allgemeines Gebet in der Boni- faciuScapelle vorausging, begannen am 29. März und wurden am 2. Mai beendet. Wien. Trotzdem sämmtliche Ausstellungsgegenstände noch nicht ausgepackt und aufgestellt sind, wurde die Weltaus stellung doch am 1. Mai, Mittags 12 Uhr, vom Kaiser im