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freitag. Nr. SS. 21. März 1873. Weißerih-Zeitung. Amts-Matt fiir die Gerichts-Kanter und Stadträthe z« Dippoldiswalde und Arauenstein. Verantwortlicher Redatteur: Carl Ichne kn Dippoldiswalde. Diek-s Bla« erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstag» und Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährlich 18 Rgr. 5 Pfg. Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage des Blattes eine sehr wirksame Ver- breitung finden, werden mit 1 Ngr. für die Spalten - Zeile berechnet. ' e— ' > ' — Tag-sg-fchichte. Dippoldiswalde, 20. März. Am Montage feierte der hiesige Gewerbeverein ft'« Stiftungsfest durch gemeinschaftliches Abendessen und Ball auf hiesigem Rath hause in recht gelungener Weise. Hr. Schuldirector Engel mann als stellvertretender Vorsitzender begrüßte die Versamm- lung und brachte dann das erste Glas dem Gewerbever- eine, der da lehre, wie man auch jetzt noch den goldnen Boden des Handwerks finden könne, und der einen berechtigten edlen Gewerbestolz pflege. Hr. Buchdruckereibesitzer Jehne ließ die Stadt Dippoldiswalde leben, die im Gelingen gemeinnütziger Unternehmungen einen guten Namen habe, den Gewerbeverein zu tüchtigem Streben ermahnend, damit dieser Ruhm nicht verloren gehe. Hr. Klempnermstr. Teicher brachte den Gästen ein Hoch, welches später von dem Hrn. Baumeister Schmidt jun. mit dem Wunsche beantwortet wurde, eS mögen im Gewerbevereine immerdar „Wissen" und „Können" treulich Hand in Hand gehen. Den anwesenden zahlreichen Damen widmete Hr. Schuldirector Engelmann ein Glas; Herr Reichel jun. dem Vorsteher Jehne; Herr Schneidermstr. Heinrich, den Gewerbeverein mit einem Bienen stöcke vergleichend, den Bienen und dem Weisel. Hieran an knüpfend brachte Hr. Schuldirector Engelmann der Industrie und der Wiener Ausstellung, wo sich die Industrie als Königin in ihrem Glanze zeigen werde, ein Hoch und forderte dringend zum Besuche derselben auf. Hr. Bürgermstr. Voigt trank auf unsere Eisenbahn; Hr. Klempnermstr. Teicher auf die Förderer derselben, insonderheit auf seinen Vorredner. — Eingelegte ernste und heitere Einzeln- und Chorgesänge brachten in Verbindung mit den guten Leistungen der Küche eine all seitige heitere Stimmung hervor, die hoffentlich nicht ohne Früchte für die künftige Theilnahme an den Zwecken des Vereins bleiben wird. Daß es in dieser Hinsicht besser, als im vergangenen Vereinsjahre, werden möge, ist unser auf richtigster Wunsch. — Wie wir hören, wollen die Bienenzüchter unserer Stadt (es giebt hier wohl 80 Stöcke) und der Umgegend einen Verein zur Hebung der Bienenzucht begründen. Sie werden in diesem Bestreben durch den Dresdner Verein unterstützt werden und hoffen natürlich auf die Theilnahme Aller, die sich für Bienenzucht interessiren. Gewiß ist diese nicht nur eine sehr nützliche und unter Umständen auch profitable, sondern vor Allem eine höchst interessante Be schäftigung, die einen Einblick in den wunderbaren Haushalt der Natur voll Ordnung und Gesetzmäßigkeit gewährt, wie selten eine andere. Es steht demnach zu hoffen, daß außer eigentlichen Bienenzüchtern auch Freunde der Natur sich an diesem gemeinnützigen Unternehmen betheiligen werden. Die Gründung des Vereins soll nächsten Sonntag, Nachmittag 3 Uhr, in der Restauration des Hrn. Lotze Hierselbst geschehen, in der sich Alle einfinden wollen, die sich für die Sache interessiren. Frauenstein. Der am 16. März hier abgehaltene Familienabend des hiesigen Gewerbevereins war von Mitgliedern, Gästen und Damen sehr zahlreich besucht. Herr vr. Röber hielt seinen zweiten, sehr lehrreichen und interessanten Vortrag über deutsche Geschichte. Hierauf wurde von vier Dilettanten ein Streichquartett in ausgezeichnet präciser Weise vorgetragen. Nach demselben hielt der Vor sitzende Cantor Haupt seinen Vortrag „über die Macht deö Hauses auf die Gemüthsbildung der Kinder." Wir müssen es uns, des eng zugemessenen Raumes wegen, versagen, auf den trefflichen Inhalt des Vortrages weiter einzugehen, und erwähnen nur, daß reicher Beifall dem Redner gezollt wurde. Auf Antrag des Herrn Superintendent vr. Haffe wurde be schlossen, den Vortrag durch den Druck zu veröffentlichen und ihm dadurch eine weitere Verbreitung zu geben. Nach kurzer Pause folgten nun wieder musikalische Genüsse, bestehend in Chor-, Einzelgesängen und Duetten, und ein Tänzchen nach den Klängen eines Flügels bildete den Schluß. Ein stimmig war das Urtheil, daß der verlebte Abend ein an Belehrung und Unterhattung reicher gewesen sei und in solcher Weise recht bald wieder kehren möge. Es gereicht uns übrigens zur größten Freude und Genugthuung, erwähnen zu können, daß der Gewerbeverein gegenwärtig die tüchtigsten Kräfte unserer Stadt zu seinen Mitgliedern zählt und eS daher an Reichhaltigkeit und Gediegenheit der Borträge keineswegs fehlen wird. Dresden. Die Entscheidung wegen der Veröffentlichung des Volksschulgesetzes wird in nächster Zeit noch nicht erfolgen. Die Erwartung gewinnt immer mehr an Boden, daß die Regierung eö vorziehen wird, mit dem nächsten, im Herbst d. I. schon wieder zusammentretenden Landtag einen beide Theile befriedigenden Ausgleich der dermalen noch vor handenen Differenzen herbeizuführen. Diefes würde unter allen Umständen auch die beste, dem Landesinteresse am sichersten dienende Lösung der Streitfrage sein. — Die Actien-Brauerei zum Feldschlößchen (welche übrigens seit 1. Oct. vor. Js. daS Helbig'sche Etab lissement angekauft und übernommen hat) giebt Heuer eine Dividende von 22 pro Cent. Pirna. Am Sonntag Nacht ist an einem, von hier nach seinem Wohnorte GoeS heimkehren wollenden Steinbrecher unweit hiesiger Stadt ein Raubanfall verübt worden, in dem er von einem Unbekannten mit einem armstarken Knüttel über den Kopf gefchlagen ward, daß er besinnungslos nieder stürzte. Als er wieder zu sich kam, waren ihm seine Taschen uhr und 3 Thlr. Geld abgenommen. Sein Zustand ist nicht