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Nr. 21. Freitag. «L. 14. März 1873. Weißerih-Zeitung. Amts-Wkatt für die Kerichts-Aemter und Stadträtye z« Dippoldiswalde und Kraumstei». Verantwortlicher Nedacteur: Cart Ichne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis Vierteljährlich IS Ngr. 5 Pfg. Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage des Blattes eine sehr wirksame Ver breitung finden, werden mit 1 Ngr. für die Spalten - Zeile berechnet. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, den 12. März. Am vorigen Sonntag vollendete die hiesige Freiwillige Feuerwehr ^ihr achtes^ Vereinsjahr. Der Tag wurde durch eine Generalversammlung, der Abend durch Concert und Ball ausgezeichnet. Aus dem bei ersterer vorgetragenen Jahresbericht heben wir hervor, daß im vergangenen Jahre die Begrenzung der Mitglieder schaft auf vorläufig 100 beschlossen worden ist. Gegenwärtig zählt das Corps, außer 1 Ehrenmitglied, 91 wirkliche Mit glieder, welche in 5 Sektionen getheilt sind. Außer bei dem Brande des Einhorn'schen Hintergebäudes hat sich das Corps bei Schadenfeuer nicht nützlich machen können; wir waren glücklicherweise mit solchen verschont. Der Kassen bericht war ein günstiger. Nach demselben besteht das Ver mögen des Corps, das theils durch monatliche geringe Beiträge, theils durch Unterstützungen zusammengebracht worden ist, aus 175 Thlr. 10 Ngr. 9 Pfg., theils in Baar, theils in einer Sparcasseneinlage, theils in einem Darlehn an die für sich bestehende Helmcasse. Das durch manches launige Intermezzo gewürzte Concert fand im passend decorirten RathhauSsaale statt, und die den Mitgliedern aus der Kasse gewährten Freimarken fanden an der mit „Gut Schlauch!" gezierten Bierausgabe fleißigen Umsatz. Der Ball währte bis gegen Morgen. Möge das neue Jahr die Tüchtigkeit und den inneren Zusammenhang der Mitglieder erhallen und immer mehr fördern! — Das Girod'sche Concert, ausgezeichnet ausgeführt, erweckt nur den Wunsch nach zeitweiliger Wiederholung. Der Besuch war, in Anbetracht der jetzigen Menge der Ver gnügungen, recht gut. Dippoldiswalde, 13. März. Ein altes Stück Denk mal der Stadt, die große Post- und Meilensäule auf dem Oberthorplatz, verschwand gestern vor den Hebeln der Neuzeit. Gerade 150 Jahr hatte sie unverdrossen gestanden, dem Wanderbursch willig den Weg zeigend nach allen Reichen der Welt. Das ist jetzt anders worden! Jeder ordentliche Handwerksbursch trägt in seinem Ränzel ein Kärtchen mit Meilenzeiger rc.; die unordentlichen aber, die in unsere Stadt etwa kommen, nicht um daselbst zu arbeiten, sondern um sie auSzufechten, — diese bedürfen keines Wegweisers, wohl aber eines WeggweiserS in der gefürchteten Person des Stadt- wachtmeisterS. Dresden. Am Montag Mittag erfolgte der feierliche Schluß des Landtages durch Se. Maj. der König in den Paradesälen des kgl. Schlosses; voraus ging ein Gottes dienst in der evangelischen Hofkirche. Der König verlas die Thronrede, worauf Staatsminister von Friesen den Landtag für geschlossen erklärte. — In dem Landtagsabschiede wird die Entschließung in Betreff des Volksschulgesetzes bis nach erfolgter Prüfung der ständischen Schrift Vorbehalten. Die Verwaltungs-Organisationsgesetze, Städteordnung rc. sollen publicirt werden, wogegen die Entschließung wegen des Inkrafttretens dieser Gesetze noch Vorbehalten bleibt. — Die Thronrede selbst anlangend, so ist der Eindrnck derselben ein durchaus befriedigender zu nennen. Der allverehrte greise Monarch spricht in derselben zu den Vertretern des Landes nicht blos in jenem Tone allgemeinen Wohlwollens, welches er stet« gezeigt, sondern mit dem Ausdrucke eigenster innerster Befriedigung über das Werk, das die Kammern in langer, mühvoller Arbeit vollendeten. Gegen die 1. Kammer wird wegen des Scheiterns der, eine Verfassungsänderung bezweckenden Regierungsvorlage unverhohlenes Bedauern ausgesprochen und die Erwartung betont, daß beim nächsten Landtage das Gesetz zu Stande kommen werde. Die Freude, welche der König empfindet und ausspricht über die erfolgten reichen Bewilligungen für Zwecke der Wohlthätigkeit, des materiellen Landeswohles und der geistigen Bildung nach den mannichfachsten Seiten hin, wird gewiß allerwärts im Lande getheilt werden. Mit besonderer Freude und mit wohlbe rechtigten Hoffnungen werden Die, welche es persönlich angeht, die trostvolle Verheißung hinnehmen, daß für die, trotz mehr facher Aufbesserung noch immer unbefriedigende sociale Stellung der Staatsdiener, Geistlichen und Lehrer bei künftigen Landtagen noch mehr geschehen solle. — König Johann hat während dieses Landtages bei mehr als einer Gelegenheit durch die That gezeigt, daß er ein aufrichtig constitutioneller und volksfreundlicher Monarch ist; — diese Thronrede legt auf's Neue schönes Zeugniß davon ab. — Vielfach hat sich das Gerücht verbreitet, daß die jenigen österreichischen Silbergulden, bei welchen das Münz zeichen fehlt, ungültig seien. Zur Beruhigung des Publikums sei hiermit bemerkt, daß nach einer Anfrage von Seiten Leipziger BanquierS an die österreichische Regierung diese dahin antwortete: daß die fraglichen österreichischen Silber gulden ohne Münzzetchen vom Staate geprägt seien und den vollen Werth haben. — Am Mittwoch hat die Pferdeeisenbahn die Strecke Dresden-Plauen dem Verkehre übergeben. Von Blasewitz nach Plauen und umgekehrt finden von früh 7 bis Abends 8 Uhr aller 50 Minuten Fahrten statt; von Blasewitz nach dem böhm. Bahnhof und umgekehrt aller 10 Minuten. — Nach der Betriebsübersicht der königl. sächs. Staats eisenbahnen für 1872 ist im verflossenen Jahre auf den sämmtlichen StaatSeisenbahnen eine Gesammteinnahme von 11,687,582 Thlr. (320,827 Thlr mehr als 187 l) erzielt worden, während die Gesammteinnahme der, in StaatSver«