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Dienstag. Rr. 10. 4. Februar 1873. Weißerih-Zeitung. Amts-Matt für die Kerichts-Aernter und Stadträthe zu Dippoldiswalde und Krauenstein. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehnc in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erschein! wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährlich 12 Ngr. 5 Pfg. Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage des Blattes eine sehr wirksame Ver breitung finden, werden mit 1 Ngr. für die Spalten-Zeile berechnet. Monats - Bericht. Beim Rückblicke auf den abgelaufenen ersten Monat des neuen Jahres finden wir kein Ereigniß von durchgreifender Bedeutung. Am Beginn des Monats fanden im preußischen Staatöministerium einige Personalveränderungen statt, indem Fürst Bismarck das Präsidium an den Feldmarschall Grafen Roon abgab und für sich nur das auswärtige Ministerium behielt, wogegen der General Kamele zum Kriegsminister und der Oberpräsident Graf Königsmark zum Minister für land- wirthschaftliche Angelegenheiten an Stelle des Hrn. v. Selchow ernannt wurde. Cs ist zwar über diese Personalveränderungen in der Presse viel Staub aufgetrieben worden; es ist aber, wie Fürst Bismarck kürzlich im preußischen Abgeordnetenhause erklärte, eine Aenderung des Regierungshstems und der Politik mit diesen Personalveränderungen nicht verknüpft. Bedeutend in ihren Consequenzen dürften die vom Cultusminister vr. Falk im Abgeordnetenhause eingebrachten Gesetzentwürfe werden, welche die Beziehungen des Staates zur Kirche zu reguliren bestimmt sind. An der Annahme dieser Gesetze ist bei der günstigen Stimmung der Majorität des Hauses nicht zu zweifeln. Am 9. Januar starb in Chislehurst in England der Ex« kaiser Napoleon. Dank den deutschen Waffenerfolgen, hat dieser Todesfall für uns keine politische, sondern nur noch historische Bedeutung. Auch auf die französische Bevölkerung hat dieses Ereigniß keinen erheblichen Eindruck gemacht. Die französische Nationalversammlung ist noch nicht an die Be- rathung der Verfassungsfragen gegangen und die mit der Dorberathung beauftragte Commission hat weder unter sich, noch mit dem Präsidenten Thiers zu einer Vereinbarung ge langen können. Inzwischen ist die Regierung bemüht, ihre Zahlungsverbindlichkeiten gegen Deutschland zu erfüllen und hat in diesem Monate abermals 150 Millionen Frcs. bezahlt. Thiers soll die Absicht haben, nach Räumung des französischen Gebietes von den deutschen Besatzungstruppen die National versammlung anfzulösen. Zu welcher definitiven Verfassung Frankreich noch kommen wird, liegt außer aller Berechnung. Das Vordringen Rußlands in Asien hat den Engländern mit Rücksicht auf Indien schon viel Sorge gemacht, und ein neuerdings von Rußland beabsichtigter Feldzug gegen Chiwa hat zu einer längeren Besprechung dieser Frage in der eng lischen und deutschen Presse Anlaß gegeben. Rußland fand sich veranlaßt, der englischen Regierung durch den Grafen Schuwaloff besondere Aufklärungen geben zu lassen, wodurch die Besorgnisse eines Conflictes, zur Zeit wenigstens, zerstreut worden sind. Die übrigen Länder Europa'« bieten keinen Anlaß zur Berichterstattung. —r. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Von dem Herrn Abg. Lange in Glashütte geht uns als Entgegnung auf den Bericht in vor. Nr. d. Bl., unsere Bahn Dresden-Dippoldiswalde- Landesgrenze betreffend, Folgendes zu: „In Uebereinstimmung mit meinem Collegen Herrn Jung nickel halte ich die Thalbahn für die volkswirthschaftlich richtige, so sehr es uns leid thut, Altenberg nicht unmittelbar davon berührt zu sehen. Unsere Anschauungen sind im Deputationsbericht und im Jungnickel'schen Antrag zum ent sprechenden Ausdruck gekommen. In diesem Sinn habe auch ich, im Anschluß an meinen Collegen Herrn Jungnickel, für die Thalbahn gesprochen und für Geising-Altenberg eine Zweigbahn Seiten« der Müglitzthalbahn-Gesellschaft in sichere Aussicht gestellt. Unsere Ansichten und Strebungen hatten alle Aussicht auf Erfolg in der Kammer. Den Antrag auf Vertagung der Frage einzubringen, lehnte ich daher, ungeachtet des lebhaften Wunsches der Ver treter Altenbergs ab, weil meiner Ueberzeugung nach kein anderes Endergebniß dadurch herbeigeführt werden wird. Diesen Antrag aber sogar bekämpfen, als er doch noch und zwar durch Herrn von Oehlschlägel eingebracht wurde*), hätte ich das wohl verantworten könne»? — Ich habe Altenberg ebenso wie Dippoldiswalde zu vertreten." *) Es war gleichzeitig ein Längeiwrofil der Bahn eingereicht worden, von Dippoldiswalde dagegen weder Pläne noch Zeichnungen. Dippoldiswalde, den 3. Februar. So ist denn auch bei uns der Winter mit Schnee und Eis und Fensterblumen mannichfacher Art eingezogen. An den Straßenecken ladet der „Eisclub" zum Schlittschuhfahren ein, und von den Ab hängen herab fliegt der Ruschelschlitten mit jugendlichen Passa gieren. Interessant ist der, durch den verspäteten Winter besuch hervorgerufene Eishandel. Welche Sorge mögen Brauereien, Conditoreien, Fleischereien und andere ähnliche Geschäfte, deren Eisconsum nicht unbedeutend ist, gehabt haben, als es schien, daß Heuer die Natur von der Fabrikation des vielbegehrten Artikels absehen zu wollen schien. Sicher waren schon Aufträge auf Eis nach Schweden und Norwegen ge gangen; gewiß hatte schon mancher Consument sich mit der Herstellung des kostspieligen Surrogats künstlichen Eises ver traut gemacht, siehe, da beginnt in der geheimnißvollen Werk stätte der Natur der Prozeß, der alle aufgewandte Mühe und Sorge mit Einem Male hebt. Aber nun folgt auch sogleich der Kaufmann, der Speculant sofort mit seiner Tätigkeit. Wo ein Teich, eine Pfütze EiSausbeute verspricht, da finden sich — Gründer ein, deren Hausse und Baisse dem Steigen des Thermometers proportional ist. Anch bei nns fehlt es