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Dienstag. Nr. 4. 14. Januar 1873. Weißerih-Zeitung. Amts-Matt für die Herichts-Aemter und Stadlräthe zu Dippoldiswalde und Araneustein. Verantwortlicher Redatteur: Carl Jehnc in Dippotdiswatde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährlich IS Ngr. 5 Pfg. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Ber- breitung finden, werden mit I Ngr. für die Spalten - Zeile berechnet. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, 13. Januar. Das gestrige Concert der freiwilligen Feuerwehr war, wie man das von den Veranstaltungen dieses Corps gewöhnt ist, überaus zahl reich besucht. Schon um 6 Uhr war der Saal in allen seinen Räumen gefüllt und Späterlommende mußten sich mit einem Winkel- oder Stehplätze begnügen. DaS Gebotene entsprach allen billigen Anforderungen, namentlich wurde das dramatische Genrebild „Weihnachten im Felde" recht wacker von den Mit gliedern des Corps ausgeführt und erwarb sich wohlverdienten Beifall. Die erzielte, auch ziemlich bedeutende Einnahme ist dem Corps wohl außerordentlich zu gönnen. Es würde bei später« Aufführungen den Interessen des Corps und des Publikums gleichmäßig entsprechen, wenn für Die, welche nicht Lust haben, Stunden vorher zu kommen, nummerirte Plätze zu erhöhtem Preise eingeführt würden. — Den Artikel in vor. Nr. d. Bl. berichtigend, theilt uns Hr. Lehrer LueaS in Reinholdshain mit, daß ihm zwar Seiten de» Königl. CultusministeriumS durch Hrn. Schulrath vr. Bornemann in Dresden der ehrenvolle Auftrag geworden sei, für die Wiener Weltausstellung zwei Collectionen seiner physikalischen Apparate herzustellen und dieselben für eine später in Dresden zu errichtende Mustersammlung zu über lassen; er stellt jedoch in Abrede, daß ihm der Auftrag ge worden sei, bei Aufstellung der sämmtlichen, beim CultuS- ministerium eingehenden Lehrmittel in Wien mit thätig zu sein. Unsere Mittheilung beruht auf einem Mißrerständniß. Dresden. In voriger Woche hat die 2. Kammer u. A. auch berathen über zwei neu zu errichtende Lehrer-Semi nare in Löbau und Pirna. Eine Petition der Stadt Stolpen um Erlangung eines solchen fand keine Berücksichti gung, gleich dem sehr dankenSwerthen Vorschlag unseres Ab geordneten Jungnickel, in Dippoldiswalde ein Seminar zu errichten; doch beantragte er die Berücksichtigung letzterer Stadt, sobald die Regierung mit ferneren Anträgen an die Kammer komme. — Vorige Woche kam unser Kronprinz Albert mit brennender Cigarre in das Landhaus und sprach dort mit einem Abgeordneten. Alsbald trat eine der dort postirten Schildwachen auf den Kronprinz zu und sagte: „Königl. Ho- heit, hier darf nicht geraucht werden I" Der Kronprinz ant wortete darauf: „Es ist gut, mein Sohn; ich werde meine Cigarre weglegen I" Und zum Abgeordneten sich wendend, sagte er: „Sehen Sie, so geht es EinemI" Daß unser Kronprinz-Generalfeldmarschall tüchtig ist, hat er bewiesen, deshalb wird er geschätzt im ganzen deutschen Heere; daß er als Führer bei den Soldaten beliebt ist, ist auch bekannt; daß er sich aber auch der einfachen Schildwache wie jeder andere Bürger fügte, da» wird nicht blos in, sächsischen ArmeecorpS, sondern im ganzen deutschen Heere al« ein sehr hübscher Zug treu im Gedächtnisse behalten werden. Baiern. Die Vermählung de« Prinzen Leopold, zweiten Sohnes des Prinzen Luitpold, mit der Erzherzogin Gisela, Tochter des Kaisers von Oesterreich, ist auf dm 24. April festgesetzt. Der Prinz ist jetzt auf einer Reise im Orient. England. Der Exkaiser Napoleon III. ist am 9. Januar gegen II Uhr Mittags in CHisle hurst an den Folgen der Steinoperation gestorben. Er war jedenfalls eine interessante Persönlichkeit, und an wenig Menschen gab sich so auffallend die Gunst und Ungunst des Schicksals kund, wie an ihm, der aus der dunkelsten Existen» zum Throne Frankreichs emporstieg, aber auch wieder auf unerwartete, rühmlose Weise herabsteigen mußte! Bor 3 Jahren würde sein Tod auf Europa'« Geschicke von großem Einflüsse ge wesen sein — heüte wird er einfach gemeldet. — Karl Lud wig Napoleon Bonaparte war der Sohn des damaligen Königs Ludwig von Holland, drittem Bruder Napoleon'» I. und der Königin Hortense ; er war am 20. April 1808 zu Paris ge boren, also ziemlich 6b Jahr alt geworden. 1830— 32 lebte er in Italien, dann in der Schweiz, wo er Bürger von Thurgau wurde und in der Artillerie diente; machte seine bekannten kopflosen Attentate von Straßburg 1836 und Boulogne 1840 und wurde in Folge dessen zu Ham gefangen gesetzt, wo er sich aber 1847 befreien konnte. 1848 zum Präsidenten der französ. Republik gewählt, befestigte er sich in dieser Stellung durch den Staatsstreich von 1851 und setzte sich 1852 die Kaiserkrone aus. Seine wichtigsten politischen Thaten sind die Theilnahme am Krimkriege und der Krieg gegen Oester reich in Italien. Mit dem mißlungenen Feldzuge gegen Mexiko begann seine Popularität zu schwinden, und der von ihm pro- vocirte Krieg gegen Deutschland führte am 2. Eeptbr. 1870 bei Sedan seine Gefangennahme und die Ersetzung seiner Regierung durch eine republikanische herbei. Seit 1853 war er mit der Gräfin Eugenik v. Montijo verheirathet, die ihm 1856 einen Sohn schenkte, der nun freilich den erhofften Thron wohl niemals besteigen wird. Statistische kirchliche Nachrichten vom Jahre 1872. Dippoldiswalde. Geboren wurden in diesem Jahre 151 Kinder, 18 mehr alp 1871. Davon kommen auf die Stadt 54 Knaben und 58 Mädchen, incl. 3 todtgeb. K. und 1 todtgeb. M., Ober häslich 5 K., 3 M., Ulberndorf 6 K., 6 M., Berreuth 5 K., 3 M., Elend 4 K., Reinholdshain 2 K., 1 M,, Remberg 1 K., 1 todtgeb. M. Geburten auf Monat Jan. tZ, Febr.