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Dienstag. Nr. 1V2. 31. December 1872. WePerih-Zeitung. Amts-Wlatt für die Herichts-Aemter und Stadträtye zu Dippoldiswalde und Iraucnstein. Verantwortlicher Redacteur: Cart Jehne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährlich 18 Ngr. S Pfg. Inserate, welche bei der bedeutenden Auslage der Blatte« eine sehr wirksame Ver breitung finden, werden mit 1 Ngr. für die Spalten-Zeile berechnet. Am Jahresfchluß. Ein Jahr friedlicher Völkerarbeit liegt hinter uns. Zunächst waren es die Folgen der großen und sieg reichen Kämpfe gegen Frankreich, welche sich im politischen und wirtschaftlichen Leben unseres Volkes in hervorragender Weise geltend machten. Die Machtstellung Deutsch lands hat die gewonnene Höhe allseitig und ungeschmälert behauptet, und ist in Verbindung mit den, von der Reichs regierung gepflegten friedlichen und freundschaftlichen Be ziehungen zu den großen Nachbarreichen Rußland und Oester reich, eine mächtige Garantie für die Aufrechthaltung des europäischen Friedens geworden. Durch das Bewußtsein des allseitig gesicherten Friedens wurde auf wirthschaftlichem Gebiete der Unternehmungs geist in ganz ungeahnter Weise gefördert und eine Unmasse neuer Unternehmungen in's Leben gerufen. Daß sich dar unter eine Anzahl ungesunde Pflanzen befinden, welche wieder eingehen werden, ist nicht abzustreiten. Im Großen und Ganzen aber sind zahlreiche Quellen der Wohlfahrt und des Reichthums erschlossen und einer weit größeren Menge zugänglich geworden, als es vor dem Kriege der Fall war. Ebenso hat das Sinken des Geldwerthes und die dadurch bedingte Vertheuerung der Lebensbedürfnisse zwar viele Ver hältnisse verschoben; allein wie in den erhöhten Arbeitslöhnen rc. bereits einiger Ausgleich geschaffen worden ist, so wird die Zeit auch weiter ihr ausgleichendes und heilendes Ziel nicht verfehlen, zumal sich auf allen Gebieten des wirth schaftlichen Lebens ein Mangel an arbeitenden Händen be merkbar macht. Eine große Anzahl Projekte, darunter namentlich auch Eisenbahnprojecte, werden auf das neue Jahr mit über nommen, und wir werden einer längeren Reihe friedlicher Jahre bedürfen, ehe Alles das ausgeführt wird, was im scheidenden Jahre geplant worden ist. Fast scheint es, als wolle die Gegenwart im Fluge nachholen, was die Vergan genheit versäumt hat. Jndeß — „es ist dafür gesorgt, daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen," — sagt Göthe. Neben dem materiellen Interesse waren es die kirch lichen Fragen, welche besonders in katholischen Ländern im abgelaufenen Jahre die öffentliche Meinung vielfach be schäftigten. Mit der Vertreibung der Jesuiten vom deutschen Boden ist der Anfang gemacht worden; indeß erübrigt für das neue Jahr noch die Frage der Auseinandersetzung zwischen Staat und Kirche, deren endgiltige Lösung jedenfalls noch geraume Zeit in Anspruch nehmen wird. Arbeit, viel Arbeit giebt es also aus allen Gebieten auch für das neue Jahr; allein wie wir Ursache haben, mit Vesrredrgung von dem alten Jahre zu scheiden, so dürfen wir auch mit frischem und frohem Muthe dem neuen entgegen gehen, in dem Bewußtsein, daß die Seg nungen des Friedens unserm Volke werden erhalten bleiben. Das walte Gott! —r. TageSgefchichte. Dippoldiswalde. Das im Januar dieses Jahres von Hrn. Musikdirector Girod (Schützen-Regiment Nr. 108) aus Dresden bei uns gegebene Concert, welches reichen und wohlverdienten Beifalls sich zu erfreuen hatte, wird morgen am NeujahrStage im hiesigen Schießhaussaale eine Wiederholung finden, worauf wir auch hierdurch aufmerksam machen und noch hinzufügen, daß Ende Februar Hr. Girod in demselben Locale ein Concert mit dem ganzen Chor (45 Mann) zu geben beabsichtigt. — In Bezug auf die Anmeldung zum einjährigen Freiwilligen-Dienst erläßt die Prüfungs-Commission eine Bekanntmachung, der wir Folgendes entnehmen: Diejenigen, im Bereiche des Dresdner Regierungsbezirkes gestellungs pflichtigen jungen Leute, welche die Berechtigung zum einjährig freiwilligen Militärdienste zu erlangen wünschen, werden auf gefordert, sich deshalb bei der Commission (Schloßstr. Nr. 15, I. Etage) bis zum 1. Februar 1873 schriftlich anzumelden. Vor vollendetem 17. Lebensjahre kann die gedachte Berechti gung nicht nachgesucht werden; andererseits gehen Diejenigen des Anspruchs darauf verlustig, welche sich nicht spätestens am 31. Januar des Kalenderjahres anmelden, in welchem sie das 20. Lebensjahr vollenden. Der, mit genauer Angabe der Adresse zu versehenden Anmeldung sind ein Nachweis der Neichsangehörigkeit, eine Geburtsbescheinigung, ein Einwilli gungsattest des Vaters oder Vormundes und ein Unbescholten- heitSzeugniß beizufügen. Die vorzulegenden Schulzeugnisse über die wissenschaftliche Qualifikation müssen den in Z 154 der Militär-Ersatz-Instruction ertheilten Vorschriften in formeller Beziehung genau entsprechen. An Diejenigen, welche in Ermangelung genügender Schulzeugnisse zur Prü fung zu verweisen sind, wird vor Beginn der letzteren (An fang März 1873) besondere Ladung ergehen. Mittweida. Hier trieben sich vor Weihnachten Ber liner Händler herum und suchten das Publikum mit falschen Maaren zu beschwindeln. Die feinen Manieren ließen glauben, daß man es mit reellen Leuten zu thun habe, — aber die gekauften BukSkings waren weiter nichts, als eine künstlich zubereitete billige Sorte Barchent. Auch falsch» Spieler hielten sich hier auf. (Also Vorsicht!) Leisnig. Ein am 31. October in Dresch Witz von einem tollen Hunde gebissenes Mädchen ist jetzt noch das Opfer der fürchterlichen Krankheit geworden. Nachdem das unglückliche Kind bereits Seiten des Arztes als genesen be-