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Angeklagten zu gewinnen und ein gewisses Phlegma begünstigte ihn darin. Es hielt sehr schwer, den jungen Criminalrichter außer Fassung zu bringen; er verlor selbst dann noch nicht die Geduld, wenn ein Anderer bereit« über die Dummheit oder Nichtswürdigkeit der Leute in Feuer und Flammen gerieth. Wie schwer hielt es schon, den alten Gärtner zur vernünftigen Beantwortung der Vorfragen zu bringen; er stotterte allerlei Dinge hervor, die nicht zur Sache gehörten, und nur die unerschütterliche Ruhe des Herrn von Neumann zwang endlich den alten Mann in daö rechte Gleis. Aber nun sollte die eigentliche Vernehmung beginnen und damit häuften sich die Schwierigkeiten. Der Alte schien es überhaupt übel zu nehmen, daß man ihn vor Gericht gefordert, und er verrleth die deutliche Ab sicht, sich so widerspenstig wie möglich zu zeigen. Er hätte es gar nicht nöthig gehabt, sich noch selbst künstlich aufzu stacheln: sein verbittertes Gemüth neigte ohnehin zu jener gereizten Stimmung, die überall eine Feindseligkeit wittert uud es deshalb für angemessen hält, sich bei jeder Gelegen heit zur Wehr zu setzen. Verhandlungen der Stadtverordneten zu Dippoldiswalde. 24. Sitzung am 7. Novbr. 1872. Anwesend die Stadtverordneten: Reichel, Vorsteher, Liebscher, Walter, Könitzer, Henke, Lommatzsch, Leißring, sowie die Ersatzmänner L. Schmidt und E. Schmidt. Das Collegium verwilligte 1) aus der Sparcasse 250 Thlr., 2000 Thlr. und 250 Thlr. Darlehn an auswärtige Grundstücksbesitzer. 2) Bezüglich der Grenzdifferenz mit einem hiesigen Grund stücksbesitzer nahm man von den Erklärungen des letzteren vom 25. v. und 1. d. Mts. Kenntniß, beschloß indeß bei dem früheren Be schluß, wornach der Austrag der Differenz von dem Gutachten eines Sachverständigen abhängig gemacht werden soll, stehen zu bleiben. 3) Was den Eommunicationsweg nach Berreuth anlangt, so beschloß man, eine Versteuerung desselben durch die Stadt abzulehnen, dagegen solchen den Adjacenten gegen annoch sestzustellenden Kauf preis zu überlassen. 4) Uebernahm man den bei der Feier des goldnen Ehejubiläums Ihrer Königl. Majestäten entstehenden Aufwand bis zur Höhe von 20 Thlr., resp. 30 Thlr. auf die Stadtcasse, verwilligte auch zur Speisung armer und gebrechlicher Personen hiesiger Stadt, bei denen indeß nicht, wie der Stadtrath beschlossen, das Alter von 65 Jahren, sondern die Bedürftigkeit und Würdigkeit der Maaßstab sein soll, die Summe von 10 Thlr. aus gedachter Casse. 5) Von dem Rathsbeschlusse vom 5. d. Mts. betreffs der Veräußerung von Laasgrundstücken nahm man Kenntniß und trat demselben bei. 6) Da die hiesigen Fleischbänke Seiten deren Eigenthümer, bez. Erpachter, zu ganz andern Zwecken, als zu denen sie bestimmt, gebraucht werden, nach einem zwischen der hiesigen Gemeinde und den betreffenden Fleischhauern abgeschloffenen Vergleich die Fleisch bänke aber nur zum Auslegen von Fleisch benutzt werden dürfen, so hat der Stadtrath beschlossen, an sämmtliche Inhaber dieser Bänke Verfügung zu erlaßen, sich in Zukunft derselben nur zum Auslegen von Fleisch zu bedienen. Das Collegium trat dieser Ent schließung bei. 7) Nahm man Kenntniß von der wegen Feststellung des Unter- stützungswohnsitzes eines in der Erziehungsanstalt zu Bräunsdorf befindlichen Knaben ertheilten Entscheidung der Königl. Kreisdirection, nach welcher dieser Knabe im hiesigen Ortsarmenverbande unter- stützungsberechtigt und deshalb der für ihn zu zahlende Verpfleg- beitrag aus hiesiger Armencasse zu übertragen und beschloß, sich nach Lage der Sache bei dieser Entscheidung zu beruhigen. Endlich kam 8) zur Sprache, daß der Weg nach der Brauhosstraße am Eingänge vom Oberthorplatze so bodenlos schlecht sei, daß gar nicht Nur die unerschöpfliche Liebenswürdigkeit des Baron war im Stande gewesen, mit dem alten galt- und zanksüch tigen Manne auszukommen, der übrigens in seinem Fache äußerst tüchtig war. Noch ein Umstand war für Clemens besonders ver dächtigend. Er hatte am Tage nach dem Morde eine Ge schäftsreise angetreten, und deshalb war bisher seine Ver nehmung nicht erfolgt. Freilich hatte er schon immer seinem Herrn gesagt, daß er einmal in die nächste größere Handels stadt reisen müsse, um persönlich die nöthigen Einkäufe an Pflanzen und Sämereien zu machen; aber er war dann ab gereist, ohne dies vorher dem Baron anzuzeigen. Herr von Neumann hatte eS sich zur Pflicht gemacht, als neu Geadelter überall jene feinen Formen zur Schau zu legen, die man der alten Aristokratie besonders nachrühmt; deshalb behandelte er selbst Leute nieder« Standes gern mit ausgesuchter Höflichkeit. Fortsetzung folgt im nächsten Freitags-Blatte. zum Fortkommen. Man beschloß, beim Stadtrathe zu beantragen, für sofortige Beseitigung dieses Uebelstandes Sorge zu tragen, oder wenn dies jetzt nicht möglich, wenigstens für einstweilige Pafsirbar- machung dieser Wegstrecke besorgt zu sein. Dippoldiswalde, am 8. November 1872. 25. Sitzung am 23. November 1872. Anwesend die Stadwerordneten: Reichel, Vorsteber, Teich er, Walter, Könitzer, Leißring und Ersatzmann Heise. Das Collegium verwilligte 1) aus der Sparcasse 1200 Thlr., 800 Thlr. und 400 Thlr. Darlehn an auswärtige Grundstücksbesitzer. Demnächst beschloß man 2) das aus einem zur Subhastation gelangten Gute für hiesige Sparcasse hastende Capital von 900 Thlr. fernerhin stehen zu lassen, vorausgesetzt, daß der frühere Hypothekenrang gewahrt bleibt. 2) Dem Rathsbeschlusse vom 19. d. Mts. wegen Einziehung eines Pachtgeldrestes trat man bei und nahm 4) von der Mittheilung des Stadtraths über Wahl des Loh müllers Sigismund Adolph Teichert von hier als Flürläufer und Laternenwärter Kenntniß. Was 5) den Eommunicationsweg nach Berreuth anlangt, so beschloß man nach Vortrag des Rathsbeschlusses vom 19. d. Mts. vor anderweiter Entschließung in der Sache, beim Stadtrath zu bean tragen, zunächst die Eigenthumsverhältnisse über diesen Weg zu erörtern und das Resultat anher mitzutheilen. Endlich zog man 6) den Entwurf des Haushaltplans für das Jahr 1873 in Berathung. Hierbei beantragte man -s.. bei der Einnahme zu Pos. 16, Forstnutzungen betr., die Erhöhung von 250 Thlr. aus 350 Thlr., und zu Pos. 49, die Veräußerung eines Land rentenbriefes über 1000 Thlr. und Ausleihung des Erlöses gegen Hypothek. — Was L. die Ausgabe anlangt, so beschloß man zu beantragen, daß zur endlichen Aus führung der schon längst beschlossenen Schleußenbauten auf der Rosengaffe und der kleinen Wassergasse annoch 100 Thlr. postulirt werden. — Im Uebrigen beschloß man, den vorliegenden Entwurf zu genehmigen, dabei aber auch noch den Antrag zu stellen, die noch außenstehenden Verläge für Privatwasserleitungen nunmehr ein zuziehen. Dippoldiswalde, am 24. November 1872. Das Stadtverordneten-Collegium. H. H. Reichel, d. Z. Vorst.