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Freitag. Nr. S«. 6. December 1872. WePerih-Ieitung. Amts-Matt für die Herichts-Aemter «nd Stadträthe zu Dippoldiswalde «nd Krauenstein. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstag» und Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährlich 18 Ngr. 5 Pfg. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Ver breitung finden, werden mit 1 Ngr. für die Spalten-Zeile berechnet. Tagesgeschichte. (GeschästS-Uebersicht des Vorschußvereins für Dippoldiswalde und Umgeg. auf Monat November 1872.) Einnahme: 3196 'M- 26 9 133 - 5 - — 3 - 22 - 5 5535 - - - 4795 - - - — 52 - 14 - 9 171 - 8 - 1 N Cassenbestand. - Stammeinlagen. - Eintrittsgeld und Bücher. - Spareinlagen. - zurückgezahlte Vorschüsse. - Provision. - Zinsen. 13887 Äk^17 4O Sa. der Einnahme. Ausgabe: 7010 AN — — O gegebene Vorschüsse. 6-27 - — - Zinsen auf Spareinlagen. 2729 - 12 - 5 - zurückgezahlte Spareinlagen. 20 - - - — - zurückgezahlte Stammeinlagen. 3 - 5 . - - Regieaufwand. 9769 ÄN' 14 5öK Summa der Ausgabe. — Wir müssen im allgemeinen Interesse ein Ungebühr- niß rügen, die trotz polizeilichen Verbotes immer wieder ein reißt und welcher nicht energisch genug entgegen getreten werden kann. Es ist das Stehenlassen von Wagen vor den Häusern während der Abend- und Nachtzeit. Selbst bei hellerer Straßenbeleuchtung, als wir uns derselben erfreuen, ist eS leicht möglich, daß man einen solchen im Wege stehen den Gegenstand nicht bemerkt und zu seinem Schaden an ihn anrennt. Steht nun noch dazu eine Deichsel 6 Ellen weit in die freie Luft hinaus., so ist es geradezu zu verwundern, daß nicht mehr Unglücksfälle vorkommen. Selbst das Um wickeln der Deichseln mit Stroh hilft gar nicht«; erstere sollten, wenn Wagen durchaus auf der Straße bleiben müssen — was aber während der Abend- und Nachtfinsterniß schlechter dings nicht zu gestatten — abgenommen werden. — Von verschiedenen Astronomen und Professoren an Sternwarten kommen jetzt Erklärungen über den höchst merk würdigen Sternschnuppensall am 24. Novbr.; sie stimmen fast alle darin überein, „daß die Bahn des Sternschnuppen schwarmes vollständig identisch ist mit der Bahn des seit 1852 nicht wiedergesehenen Biela'schen Kometen, welcher im October dieses Jahres zu seiner Sonnennähe zurückkehren sollte. Der Biela'sche Komet theilte sich schon 1845 in zwe, welche auch beide 1852 auf verschiedenen Sternwarten beobachtet wurden. Seit jener Zeit ist trotz des eifrigen Suchens keiner dieser beiden Kometen wahrgenommen, und ist wohl eine Auf lösung derselben anzunehmen, so daß wir in dem uns sicht baren Sternschnuppenschwarme vielleicht die Ueberbleibsel dieses merkwürdigen Kometen gesehen haben." Dresden. Die Regierung hat dem Landtage zwei Gesetzentwürfe vorgelegt, worin sie vorschlägt, die noch be stehenden, mit dem städtischen Brauurbar verbundenen Berechtigungen abzulösen und ebenso den Mahlzwang zu beseitigen. Für den Wegfall des Rechtes der brauberech tigten Häuser in den Städten, daß nicht andere Hausbesitzer in derselben Stadt die Braunahrung treiben dürfen, und der Befugniß einzelner städtischer Brau- und MalzhauSbe- sttzer, zu verlangen, daß die Brauberechtigten nur in diesen Häusern malzen und brauen dürfen, soll die Staatskasse Entschädigung leisten. Diese Berechtigungen bestehen noch in 112 sächsischen Städten, ihre Beseitigung wird dem Staate 515,500 Thaler kosten. Für den Wegfall des Mahlzwanges, das ist: des mit dem Besitze einer Mühle verbundenen Rechtes, die Konsumenten zu zwingen, daß sie bei den Berechtigten ihren Bedarf mahlen oder schroten lassen, wird der Staat gegen 60,000 Thaler zahlen. Es existiren in Sachsen noch 179 ZwangSmühlen, 438 Ortschaften müssen in ihnen mahlen lassen. Berlin. Der sog. Pairsschub ist erfolgt; es sind 25 neue Herrenhausmitglieder ernannt worden: mehrere Staatsminister, Feldmarschälle, Generäle, Präsidenten, Ge- heimräthe rc. Eine gründliche Neugestaltung des Herrenhauses, wie man sie erhoffte, ist also nicht erreicht worden, und diese 25 Mitglieder werden zur Durchdringung der Kreisordnung nur unter der Voraussetzung auSreichen, daß ein Theil der oppositionellen alten Majorität aus Furcht vor Schlimmerem seine Ueberzeugung gefangen giebt und sich der Abstimmung gegen das Gesetz enthält. Es wird nun die Regierung bei nächster Gelegenheit abermals dem guten Willen einer feudal« reactionären Majorität preis gegeben oder wieder zu einer Ausnahme-Maßregel gezwungen sein; — diese Tyat ist nur etwas Halbes, sie hat den energischen Worten, die der Minister des Innern bei Wiedereröffnung deS Landtages kund gab, nicht entsprochen. — Wie Fürst Bismarck zu dieser neuesten Krisis sich verhält, darüber verlautet nichts Sicheres; gewiß ist er mit einer halben Lösung der brennenden Frage nicht einverstanden. — Der Kriegsminister Graf Roon hat nunmehr auS Gesundheits-Rücksichten definitiv um seinen Abschied nachge sucht und ist ihm derselbe bewilligt worden. Die Wahl für seine Ersetzung im Kriegsministerium soll zur Zeit noch zwischen dem General-Lieutenant v. Kamecke, Chef des JngenieurkorpS, und dem kommandirenden General des 11. Armeekorps, von Bose, schwanken. — Das Befinden des Kronprinzen des deutschen Reiches (in Karlsruhe) bessert sich täglich.