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Dienstag. Rr. 97. 10. December 1872. Weißerih-Ieitung. Amts-Mkatt für die Kerichts-Aemter und Stadträthe zu Mppokdiswakde und Krauenstein. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehnc in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitags. Zu beziehe» durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährlich 18 Ngr. 5 Pfg. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Ver breitung finden, werden mit 1 Ngr. für die Spalten - Zeile berechnet. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, den 9. December. Es war zu be dauern, daß der, von unserm rührigen Schießhauswirthe Hrn. Hofmann, zu einem Concert veranlaßte Hr. Stabstrompeter Wagner wegen sonstiger Engagements zu einem solchen leinen andern Tag hatte ausfindig machen können, als den Freitag, wo die auö lauter jungen Leuten bestehende Gesell schaft „Erholung" ihr programmgemäß festgesetztes Kränzchen hatte. Ist schon die Zeit kurz vor Weihnachten, wo es ja bei uns an Concerten und andern Vergnügungen nicht fehlt, auch gar Viele durch ihre GeschäftSthätigkeit von der Be theiligung abgehalten werden, für dergleichen Extratouren nicht sehr günstig, so mußte durch das obenerwähnte Zusammen treffen der Besuch des Wagner'schen Cvncerts entschieden leiden. Jedoch mögen wohl an 200 Personen anwesend ge wesen sein, was Hrn. Wagner wenigstens unseren guten Willen gezeigt hat. Auch von auswärts fehlte es nicht an Besuch. Die Leistungen des wohlrenommirten Chores waren auch diesmal ganz vorzüglich und das Programm nicht bloS mit Alltagspie^en gefüllt. Die virtuosen Solovorträge des Hrn. Wagner sind bekannt, und trug derselbe diesmal „Adelaide" von Beethoven, „Mandolinata" und in Gemein schaft mit den Herren Krebs und Erdmann ein Trio mit unge schwächter Meisterschaft vor. Wider Erwarten war die Be theiligung am Tanze eine sehr lebhafte; wer hätte aber auch der zarten Lockung der als dankenSwerthe Zugabe gespielten „Trompetinen-Polka" von Wagner zu widerstehen vermögen? va 6axo 1873! — Der Platz unterhalb des PforlenbergeS, jetzt „Ziller- thal-" oder auch „Donner-Platz" genannt, hat durch Er neuerung und bez. Anbau des Kirchner'schen und Harlmann'- schen Hauses ein gar freundliches Ansehen gewonnen. Wenn nun unsere städtische Behörde (oder der Verschönerungs- Verein?) eö in die Hand nehmen wollte, die in der Mitte des Platzes gelegenen Lassräume, die von den Anwohnern als Gärten benutzt werden, in geeigneter Weise umformen zu wollen, so könnte der Platz eine wahre Zierde des Ortes werden, ohne daß man den zeitherigen Nutznießern die fernerweite Benutzung zu entziehen hätte. Frauenstein. Zu Ehren des Geburtsfestes Sr. Maj. des Königs Johann soll nächsten Sonntag im Gasthofe zum „goldnen Stern" Hierselbst vom hiesigen Damengesangverein, unter gefälliger Betheiligung anderweiter hiesiger und aus wärtiger Kräfte, ein Vocal- und Jnstrumental-Concert gegeben werden und dabei das hier noch nicht gehörte Melo drama „Columbus" von Julius Becker, unter Leitung des Herrn Cantor Haupt, zur Aufführung kommen. Wir machen im Voraus auf die genannte, mit Deklamation verbundene herrliche Composition aufmerksam, und bemerken nur noch, daß den Besuchern des ConcerteS zugleich ein Trio für Pianoforte, Violine und Violoncello von Reißiger zu Gehör gebracht werden wird, und daß der Reinertrag deS ConcerteS zu einem milden Zwecke bestimmt ist. * Lauenstein. Wenn irgend Etwas dazu angethan sein kann, das Wohl und Wehe unseres Städtchens nahe zu be rühren, so ist eS wohl die Frage, ob wir bei der bevor stehenden Trennung der Justiz von der Verwaltung, und der dadurch bedingten neuen Eintheilung des Landes in größere oder kleinere GerichlSbezirke den Sitz einer Justiz behörde behalten werden, oder nicht. Es verlauten zwar darüber verschiedene Gerüchte; es sind aber eben nur solche, etwas Bestimmtes kann Niemand behaupten. Daß Seiten unserer Gutsherrschaft und der städtischen Behörde alle mög lichen Schritte gethan worden sind, um den unersetzlichen Ver lust von uns abzuwenden, versteht sich von selbst. — Die, wie es wohl auch nöthig, durch den Militär-Cordon streng gehandhabte Sperrung der Grenze gegen das Ein schleppen der in Böhmen ausgebrochenen Rinderpest trifft uns um deßwillen besonders sehr hart, weil wir jetzt unsere Kohlen aus den Niederlagen in Mügeln beziehen müssen. DaS so nöthige Feuerungsmaterial wird dadurch fast um das Doppelte vertheuert. Dresden. Der an die zweite Kammer gerichtete An- trag des Abgeordneten Lndwig auf Entfernung der „Schwestern zur christlichen Liebe" als Lehrerinnen aus dem Josephinen- stifte hat durch die vom Könige aus eigener Entschließung verfügte Entfernung derselben seine Erledigung gesunden. Berlin. Das Herrenhaus nahm in seiner Sitzung .am 7. December bei der Specialdiscussion unverändert die ganze Kreisordnungsvorlage an, nachdem die Rechte unter Beifall ihre weiteren Amendements zurückgezogen hatte. München. Gegen alle jene in Diensten staatlicher Be hörden stehenden Individuen, welche in irgend einer Weise dem Spitzeder-Schwindel Vorschub geleistet haben, sind energische Maßregeln zu erwarten. Als bemerkenSwerth dürfte auch zu erwähnen sein, daß aus Württemberg noch im Oktober von einem einzigen Betheiligten eine Summe von 90,000 st. in den Abgrund der Spitzeder'schen Lasse geflossen ist- Karlsruhe. Die seit einigen Tagen eingetretene ent schiedene Wendung zum Guten im Befinden des Kronprinzen des deutschen Reichs und von Preußen ist in gleichmäßigem und raschen Fortschreiten begriffen. Der Kronprinz wird, sobald eine Reise ohne zu befürchtende Nachtheile unternommen werden kann, sich von hier nach Wiesbaden begeben, um dort zum Zwecke einer von Seiten der Aerzte als nothwendig erachteten Nachkur Aufenthalt zu nehmen.