Volltext Seite (XML)
Freitag. Rr. 92. 22. November 1872. Weißerih-Ieitung. Amts-Matt Mr die Herichts-Aemtcr und StadtrAhr z« Mppoldismatde rmd Krauenstein. Verantwortlicher Redacteur: Carl Irhne in Dippoldiswalde. Dieser Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährlich 12 Ngr. 5 Pfg. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Ver breitung finden, werden mit I Ngr. für die Spalten - Zeile berechnet. die gegenüberliegende und die dahintergelegene Häuserreihe vor dem Ergriffenwerden durch Flugfeuer geschützt werden konnte. Aus diesem Grunde wohl war im Anfänge die große Zubringerspritze und die alte Stoßspritze jenseit des Baches aufgefahren, und nur die Karrenspritze der Feuerwehr war für die Bekämpfung de« Feuers selbst verfügbar. Um möglichst viele Häuser zu retten, wurde zunächst das Schirach- Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, 20. Nvbr. Das Stiftungsfest des Landwirthschaftlichen Vereins für Dippoldis walde und Umgegend wurde am 15. d. Mts. hier unter nicht gerade sehr lebhafter Theilnahme der Mitglieder ge feiert. Unter den Berathungögegenständen dürfte hervorzu heben sein, daß man sich einer, im nächsten Jahre zu veran staltenden Thier sch au nicht abgeneigt zeigte, den definitiven Beschluß sich aber für eine demnächst abzuhaltende Versamm lung vorbehielt. — Bei der Belohnung von 5 Dienstleuten, welche außer einem Ehrenzeugniß noch je 5 Thlr. erhielten, richtete der Vorsitzende, Hr. Rittergutsbesitzer Grahl auf Zscheckwitz, freundlich ermahnende Worte an die Ausgezeich neten. — ES hielt nun noch Hr. Chemiker Lichtenberger aus Dresden einen Vortrag über Heizung und Beleuchtung, der allerdings — die Bedürfnisse und Vorkenntnisse der Zuhörer viel zu wenig berücksichtigend — seinem Zwecke nicht in der gewünschten Weise entsprach. — DaS gemeinschaftliche Abend essen war von circa 40 Mitgliedern mit einigen Gästen be sucht, verlief sehr heiter, und fehlte es nicht an manchem guten Trinkspruche für Anwesende und Abwesende. Glashütte. Ich komme, um ein Unrecht an Ihrem geschätzten Blatte gut zu machen, welches bei seiner steten Theilnahme an dem Wohle unserer Stadl wohl einen recht zeitigen, genauen Bericht über die Vorgänge des verhängniß- vollen 12. Novbr. zu erwarten gehabt hätte. Die Aufregungen, die dies Unglück mit sich brachte, und die vielfachen Obliegen heiten, welche mit der Unterbringung und Unterstützung der Abgebrannten und mit der Ermittelung der von ihnen er littenen Schäden zusammenhingen, entschuldigen es wohl einigermaßen, daß keiner Ihrer hiesigen Berichterstatter früher an's Werk gegangen ist. Kurz nach 6 Uhr Morgens ward plötzlich das HerauS- dringen von dichtem Rauch und Flammen aus vem Hinteren Theile des Daches vom Hause Nr. 136, dem Bäcker Aug. Siegert gehörig, bemerkt. Das Haus war in seinem Mauer werk massiv angelegt, der ganze innere Ausbau aber hölzern und ebenso das Dach. In wenigen Augenblicken stand es in Hellen Flammen-, doch mit gewohnter Schnelligkeit waren auch die Spritzen mit der Lösch- und Rettungs-Mannschaft zur Stelle. Jeder fühlte in diesen Augenblicken die furcht bare Gefahr, die dem ganzen Orte drohte; denn vom mittlen Gasthofe bis zu dem freien Platze, dein oberen Gasthofe gegenüber, ist eine Reihe von lauter hölzernen Häusern, 12 an der Zahl, und nirgends ein Brandgiebel dazwischen. Daß diese Häuser sämmtlich ohne Rettung verloren waren, sagte sich Jeder, und die Bewohner der weiter nach oben gelegnen Wohnhäuser hatten die kurze Frist benutzt, um ihre bewegliche Habe zu retten. Man glaubte, froh sein zu müssen, wenn sche Haus zu halten versucht. Aber kaum hatten die Steiger das Dach erreicht, al« auch schon das Feuer so weit heran gerückt war, daß sie eiligst wieder herunterberufen werden mußten. Es wurden nun die Häuser von Schirach, Wittwe Trescher und Ritschel verloren gegeben, und da sich oberhalb des Letzteren zum Glück eine 4 Ellen breite Durchfahrt be fand, wurde rasch das hölzerne Dach de« oberhalb gelegenen Rehn'schen Hauses abgetragen und so ein Standpunkt zur Bekämpfung der vorschreitenden Feuersäule gewonnen. Kaum war dies geschehen, so brannte das Ritschel'sche Haus schon, und ein Glück war eS, daß an dem oberen freien Giebel desselben viel Heu aufbewahrt lag, durch welches die furcht bare Gluth nicht so rasch durchdringen konnte. Der hölzerne Giebel wurde stark mit Wasser eingenäßt, so daß er für die schlimmste Viertelstunde wie eine Schutzwand von unseren Wackern Steigern benutzt wurde, die sonst wohl einen zu heißen Stand gehabt haben würden. Nachdem die Dachstühle der 8 Häuser niedergebrannt waren, athmete man freier auf, denn nun hatte man mit der Begrenzung des FeuerheerdeS ein leichteres Spiel. Inzwischen hatte sich auch die Zubringer spritze diesseits angelegt und unsere Wackern Nachbarn von Luchau und Cunnersdorf hatten, der althergebrachten Gegen seitigkeit eingedenk, ihre schönen Spritzen aufgefahren und in Thätigkeit gesetzt. War auch, als diese Spritzen eintrasen, auf der eigentlichen Brandstätte das Meiste bereits erreicht, so drohte doch, namentlich wenn sich der Wind erhoben hätte, die bedeutendste Gefahr der Verbreitung des Feuers nach der anderen Seite, denn dicht hinter dem brennenden Hof- mann'schen Hause standen die hölzernen Scheunen und Ställe des mittleren Gasthofes, und waren diese einmal ergriffen, so war auch die sog. mittle Neustadt bis an die Kirche hin kaum zu retten. Schon in der zehnten Stunde konnte man über den weiteren Verlauf beruhigt sein; trotzdem erfüllte es uns mit innigem Danke, daß um diese Zeit auch noch die Spritzen von Stadt und Dorf Bärenstein eintrafen, deren thätigeS Eingreifen aber nach Lage der Sache dankend abgelehnt ward. In Folge einer noch zu untersuchenden Unregelmäßig keit unserer städtische» Einrichtungen hatten die verpflichteten Feuerboten unterlassen, ihre Schuldigkeit zu thun, und e« war wegen des Ausbleibens der officiellen Nachricht der schon bespannten Johnsbacher Spritze von den dort maßgebenden Persönlichkeiten nicht die Erlaubniß zum Abmarsch ertheilt