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Freitag. Nr. 88. 8. November 1872. WePerih-Iettung. Amts-Matt für die Kerichts-Aemter und Stadträtye zu Dippoldiswalde und Krauenstein. Verantwortlicher Redacteur: Cart Ichne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstags nnd Freitags. Zu beziehen durch alle Post - Anstalten nnd die Agenturen. Preis vierteljährlich 12 Rgr. 5 Pfg. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Ver breitung finden, werden mit 1 Ngr. für die Spalten-Zeile berechnet. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, 7. Novbr. Wie aus deu Inseraten des heutigen Blattes zu ersehen ist, wird die Jubelhoch zeit unseres verehrten Königspaares bei uns durch eine Schulfeier am Sonnabend Vormittags 10 Uhr, sowie durch eine allgemeine Feier an demselben Tage Abends 7 Uhr im Schießhaussaale ausgezeichnet werden. Bei letz terer wird, wie wir hören, Herr Diaconus Gersdorf die Festrede halten. Concert- und andere Vorträge werden so dann den weiteren Inhalt der geselligen Vereinigung bilden. Eigentlich hatte man den Sonntag zu dieser Feier auser sehen; jedoch der Umstand, daß an diesem Tage keine Musik zu erlangen war, nöthigte zu einer Verlegung auf Sonn abend. Hoffentlich wird eine recht zahlreiche Versammlung der Veranstaltung eine erfreuliche Gestalt geben. Jedenfalls bringt dann der Sonntag außer dem decorativen Schmuck der Häuser noch Reveille und Umzug unseres Schützenchors. In der Predigt wird, laut Abkündigung vom vorigen Sonn tage, auf die Feier Bezug genommen und nach derselben der Ambrosianische Lobgesang angestimmt werden. — Die jetzt bisweilen auf den Straßen und Plätzen der Stadt zum Zwecke von geodätischen Arbeiten aufge stellten Fähnchen haben bei Vielen die Meinung hervorge rufen, als gelte es den Vorarbeiten zum Eisenbahnbau. Das ist irrig. Es haben diese Messungen nur den Zweck der Steuer-Regulirung für solche Grundstücke, die bei Neu bauten nicht mehr dasselbe Terrain, wie früher, einnehmen. (Geschäfts-Uebersicht des Vorschußvereins für Dippoldiswalde und Umgeg. auf Monat October 1872.) Einnahme: 2542 29 8 O Cassenbestand. 46 - 5 - — - Stammeinlagen. ,3 - — - — - Eintrittsgeld und Bücher. 3267 - 27 - 5 - für verkaufte Staatspapiere. 6124 - 6 - 4 - Spareinlagen. 76 - 29 - 5 - Zinsen von Staatspapieren. 6945 - — - — - zurückgezahlte Vorschüsse. 61 - 1 - — - Provision. 171 - 4 - 8 - Zinsen. 19239 14 — N Sa. der Einnahme. Ausgabe: 7157 LLK- — — G gegebene Vorschüsse. 3117 - 15 - — - Darlehne gegen Pfand. 5693 - 22 - i - zurückgezahlte Spareinlagen. 4-2 - - - — - zurückgezahlte Stammeinlagen. 1 - — - — - Regieaufwand. 16042 17 i D Summa der Ausgabe. Dresden. Der Kreis fürstlicher Gäste, welche unserm Königspaare zu ihrem 50 jährigen VermählungS- Jubiläum persönliche Glückwünsche bringen werden, wird ein sehr großer sein; bis jetzt sind 31 derselben angemeldet: der Kaiser, die Kaiserin und der Kronprinz des deutschen Reiches; die Königin Elisabeth von Preußen; der Großherzog, die Großherzogin und der Erbgroßherzog von Sachsen-Weimar, nebst Prinzessinnen; der Großherzog und der Erbgroßherzog von Mecklenburg-Schwerin, sowie Herzog Friedrich; der Groß herzog und der Erbgroßherzog von Mecklenburg-Strelitz; Erzherzog Carl Ludwig von Oesterreich; Prinz Gustav v. Wafa; Graf von Flandern; der Herzog von Sachsen-Mei nigen; der Herzog von Sachsen-Altenburg; der Herzog von Sachsen-Coburg-Gotha; der Herzog und die Herzogin von Anhalt ; der Herzog Carl Theodor in Baiern ; Prinz Alexander von Hessen; Prinz Hermann von Sachsen-Weimar (im Auf trag des Königs von Würtemberg); der Fürst Reuß j. L.; Prinz und Prinzessin von Sachsen-Coburg-Gotha; der Fürst und die Fürstin zu Schaumburg-Lippe; der Prinz Günther zu Schwarzburg-Rudolstadt. Berlin. Nachdem der Landtag aufgelöst, wird die Regierung bestrebt sein, sich im Herrenhause eine Majorität zu schaffen und durch Neuwahl solche Mitglieder hinein zu bringen, die ihren Wünschen gefügiger sind: — sie wird einen sog. „Pairsschub" vornehmen. Dies wird in großem Maßstabe geschehen, denn sie bedarf mindestens 50 solcher Mitglieder, die für sie stimmen werden. — Im Staats ministerium fanden in den letzten Tagen wiederholte Sitzungen statt; der Kaiser empfing fast alle Minister in besonderen Audienzen. — Verschiedene Mitglieder des Herrenhauses, v. Witzleben, v. Klützow rc., wollen austreten und aus dem Staatsdienst scheiden. — Der Reichskanzler, Ministerpräsident Fürst Bis marck wird vor December nicht nach Berlin zurückkehren und an den derzeitigen inneren Vorgängen keinen Theil nehmen. — In industriellen Kreisen wird eine dringende Petition wegen Unificirung des deutschen Papiergeldes vorbe reitet, die dem nächsten Reichstage vorgelegt werden soll. (Diese überaus lästigen Unzuträglichkeiten hätten längst ab gestellt sein können!) — Das Panzerschiff „König Wilhelm," welches über 3 Mill. Thlr. kostete, ein überaus tüchtiges Kriegsschiff, be findet sich seit einigen Tagen in Wilhelmshaven in einem Zustande, der an die Lage des Walfisches im seichten Wasser erinnert. Es ist auf Sand geralhen und wird auch bei der Fluth schwerlich wieder in das offene Fahrwasser gelangen können. Die Ingenieure — auch der Marineminister über zeugte sich von der gefährlichen Lage — halten das Schiff für unabbringbar.