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— 708 — Gren.-RegtS. — Um 5 Uhr große Familientafel, an der sämmtliche fürstliche Gäste theilnahmen. In tiefer Dankbarkeit gegen Gott hat unser KönigSpaar am Tage der goldenen Hochzeit beschlossen, zu Gunsten hilfs bedürftiger und würdiger Ehepaare, welche 50 Jahre ver bunden sind, eine Stiftung von 10,000 Thlrn. zu machen, deren Zinsen in der Höhe von mindesten« 30 Thlrn. an solche Jubelpaare zu geben sind, die zur Zeit ihrer goldenen Hoch zeit sächsische Staatsangehörige sind. (Die erfolgten Ordens verleihungen, Beförderungen rc. sind äußerst zahlreich erfolgt.) Die sämmtlichen Mustkchöre des 12. Armeecorps sind zur Ausführung der Festmusik in Dresden eingetroffen. Der Hauptfesttag (10. Novbr.) ward früh 6 Uhr mit allen Glocken eingelauten, und Musikaufführungen auf den Thürmen fanden statt. — Die feierliche Einsegnung des Jubelpaares geschah 10 Uhr Vormittags in der 2. Etage des kgl. Schlosses, durch Bischof Vorwerk unter Assistenz von 3 Hof- und 5 Pfarrgeistlichen, unter Theilnahme aller fürst lichen Gäste. Der König trug Generalsuniform und goldenen Myrthenzweig, die Königin ein weißes Atlaökleid mit Gold durchwirkt und goldnen Mhrthenkranz rc. Nach der Anrede folgte die Frage an das Jubelpaar, ob es dem vor 50 Jahren geschlossenen Bunde bis an das Lebensende treu bleiben wolle, die mit vernehmlichem Ja beantwortet wurde; hierauf die Einsegnung, Dankgebet und Segen. Nachmittags 4 Uhr fand im Banketsaale des kgl. Schlosses große Tafel statt; Abends Festvorstellung im Theater, der alle fürstlichen Gäste beiwohnten, und hierauf große Gala- Soiree beim Staatsminister v. Fabrice. Die festlich beleuchteten Straßen und Plätze der Residenz waren ununterbrochen von einer festlich bewegten Menschen menge gefüllt, welche die herzlichste Theilnahme an dem schönen Feste kundgab. Kein störender Mißton wurde laut, kein Unfall ist zu beklagen, und die Haltung des Publikums war musterhaft. Bei dem großen Festzuge am Dienstag (12. Novbr.) Abends wird eine Leuchtkugel-Girandole von der alten Elb- brücke sich erheben und letztere in bengalischer Beleuchtung erglänzen. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Zur Vorfeier des goldenen Ehe- Jubiläums unseres Königspaares war von dem hiesigen Lehrercollegium eine Feier in der Schule beschlossen worden und diese sand am Sonnabend Vormittag nach 10 Uhr in einfacher und angemessener Weise in dem festlich geschmückten und geschmackvoll decorirten Schulsaale statt. Außer den Lehrern und einigen Schulfreunden wohnten die ersten beiden Knaben- und Mädchen-Klassen der Feier bei, die mit einem Gesang eröffnet wurde. Hierauf hielt Hr. Director Engel mann eine kurze und kräftige Ansprache, in welcher er zunächst hervorhob, daß, wenn auch das eigentliche Verständniß eines solchen Festes den Kinvern fern liege, doch die Schule be rechtigt sei, einen solchen Tag auszuzeichnen, um dadurch, wie durch patriotische Feierlichkeiten überhaupt, frühzeitig die Liebe zum Vaterlande und zum angestammten Herrscherhause in den zukünftigen Staatsbürgern zu wecken. Der Redner entwarf dann noch ein Lebensbild des erlauchten Jubilars und knüpfte daran Ermahnungen an die Kinder. Zum Schluß wurde da« Lied: Nun danket Alle Gott! gesungen. — DaS Lehrercollegium hatte wohl auf einige Theilnahme von Seiten der Bürgerschaft gerechnet, als es sich für die öffentliche Abhaltung dieser Feier entschied; leider hat es sich aber in seinen Erwartungen getäuscht sehen müssen, da man unter den Zuhörern selbst Persönlichkeiten vermißte, von denen man wohl hätte annehmen können, daß sie sich eine solche Gelegenheit nicht würden entgehen lassen, um ihre aufrichtige Theilnahme an den Freuden und Leiden der Schule zu be- thätigen. Abends 6 Uhr wurde das Fest mit allen Glocken einge lauten. Um 7 Uhr war im festlich decorirten Schießhaussaale gesellige Vereinigung, welche von dem dazu gewählten Comitee arangirt und sehr gut besucht war aus allen Ständen unserer Bevölkerung, wie aus der Umgegend. Auf grünem, von Fichtenreißig hergestellten Hintergründe prangten die Kolossal-Büsten des Königs und der Königin, mit goldenen Kränzen geschmückt; vor ihnen je das sächsische und bairische Wappen. Höher gestellt überragte Beide die Statue der Germania. Auf breitem, schöngeschwungenem Bande waren die Tugenden deS Königspaares: Gerechtigkeit, Weisheit, Sanftmuth, Güte, (verbunden durch) Frömmigkeit, in In schriften genannt. Nach der Jubel-Ouvertüre begrüßte Herr Bürgermeister Voigt die Versammlung in einigen Worten. Nachdem noch zwei Musikstücke gespielt waren, gab Hr. Diac. Gersdorf ein mit großem Fleiße zusammengestelltes Lebens bild unseres Königs, die eminenten Geistesvorzüge desselben zum Theil nach eigner Erfahrung, zum Theil nach Privat mittheilungen die bekannteren Parthieen vervollständigend. Reicher Beifall lohnte den geehrten Redner. Unmittelbar an diese Rede schloß sich der Gesang eines allgemeinen Liedes, ein Glückauf dem Jubelpaar bringend, worauf Herr Gerichts amtmann Klimmer ein mit Begeisterung aufgenommenes dreifaches Hoch ausbrachte. In den Musikpausen wurden noch von mehreren Herrrn einige, auch heitere Episoden aus dem Leben unseres Königs mitgetheilt und mit großem Bei fall ausgenommen. Die über die Feier sichtlich befriedigte Versammlung trennte sich erst spät. Der Morgen des Sonntag, 10. Novbr., brachte uns eine Reveille des Schützenchores, die sich durch alle Straßen der mit Flaggen reich geschmückten Stadt und der Vorstädte bewegte. In der Predigt des Hrn. Sup. Opitz wurde des hohen und seltenen Festtages in gebührender Weise gemacht; auch die Kirchenmusik (für gemischten Chor), unter Leitung unseres Hrn. Cantor Hellriegel ausgeführt, war vortrefflich. Ein passender Choral, von unserem Stadtmusikchor vom Kirchthurme geblasen, bildete den Schluß der Feier in unserer Stadt. Auf Kosten der Letzteren wurden übrigens am Festtage 75 Arme gespeist. Possendorf, den 10. Novbr. Heute, als am 24. Sonnt, n. Trin., fanden die für das erledigte Diakonat in hiesiger Kirche abgehaltenen Gastpredigten einen würdigen Ab schluß durch die von dem Predigtawtscanditaten und Instituts lehrer Herrn Wetzke aus Dresden über Joh. 55, 8 und 9 gehaltene Predigt, welcher das Thema zu Grunde gelegt war: „Das Wort des Herrn vor der Himmelshöhe seiner Gedanken und Wege." In begeisterter und überzeugender Weise zeigte derselbe, wie dieses Wort uns fest im Glauben, still und getrost im Leben macht, — und fesselte durch Klarheit der Gedanken und Wärme des Vortrags die Zuhöhrer bis zum Schlüsse seiner Rede. — Zur Vervollständigung des Berichts in Nr. 86 d. Bl. ist hinzuzufügen, daß der erste Gastprediger der HülfSgeistliche Kränket aus Treuen war, ver durch seine schlichte, klare und praktische Predigt vielseitige Zustim mung fand. — In dem zu hiesiger Parochie gehörenden Dorfe Rippien feiert heute mit unserm hochverehrten Königspaare der Wirth schaftSauszügler und frühere Kirchvater Johann Gottlob Just in Rippien die goldene Hochzeit. Möge dem im Ganzen ziemlich rüstigen Jubelpaare ein recht freundlicher Lebensabend beschicken sein und dasselbe zur Freude Aller, die ihm nahe stehen, noch mehrere Jahre gesund und froh verleben! — Frauenstein. Das goldene Ehejubiläum unseres Königspaares ward bei uns am Festtagsmorgen durch ein- stündigeö Lauten mit allen Glocken, durch Böllerschüsse, Blasen des Chorals: „Dich seh' ich wieder, Morgenlicht," sowie der Sachsenhhmne, und durch eine Reveille der hiesigen Schützen gefeiert. Biele Häuser waren beflaggt.