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- 626 — trauen ist, damit nicht entkräften können. — Die Meldung der „Straßburger Zeitung," daß 5 — 600 Elsässer als Freiwillige in die zu Straßburg qarnisonirenden Regimenter eingetreten und ein Biertheil dieser Zahl Einjährige sind, muß auch für uns ein ganz besonderes Interesse haben, da ja unser 105. Infanterie-Regiment in Straßburg steht. Die Rekruten des 25. Regiments haben bereits am 2. October in Finkmatt-Hornwerk ihren Fahneneid geleistet. Das frei willige Eintreten gewährt den Elsässern den Vortheil des Dienstes in ihrer Heimath, während die ausgehobenen Re kruten bekanntlich anderen deutschen Regimentern in Berlin, am Rhein rc., einverleibt werden. DaS genannte 25. Regi ment ist ein rheinisches. Berlin. Die Bestellungen auf das neue Gewehr, mit welchem die künftige Bewaffnung der deutschen Armee bewirkt werden soll, sind bereits aufgegeben. Die Schnellig keit und Leichtigkeit der Fabrikation wird dadurch gehoben, daß die Construction und der Mechanismus des Gewehres mit vollster Sicherheit eine Theilung der Arbeit bei Anfer tigung der einzelnen Gewehrtheile gestattet, so daß außer den Gewehrfabriken auch andere Metallarbeiter mit herangezogen werden können. Die Zusammenstellung erfolgt in den Staats- Gewehrfabriken. Ueber die Construction wird berichtet, daß die Zündung eine Centralzündung sei und durch einen Schlagstift bewirkt wird. Das Laden soll durch zwei, nach andern Berichten sogar nur durch 1*/r Bewegung bewirkt werden. Die Schußzahl wurde beim Probeschießen geübter Schützen bis zu 26 Schuß in der Minute (2 Schuß mehr als beim Werder-Gewdhr) gesteigert, was für die Gefechts verwendung in der Hand des gewöhnlichen Soldaten einem Salvenfeuer von 10, und einem Schnellfeuer von 12 gezielten Schuß entspricht. Die Trefffähigkeit wird bei 1600 Meter als vorhanden angegeben; die Leichtigkeit des Gewehres soll die des Chassepot- und Werder-Gewehres übertreffen. — Von den Entwürfen für ein Nationaldenkmal auf dem Niederwald sind drei als die besten anerkannt worden. Da aber alle die Kosten der Bausumme übersteigen, so hat die Jury keinen derselben zur Ausführung empfohlen, jedoch Ehrenpreise von 1500, 1000 und 500 Thlr. zuerkannt. Die Verfertiger der Entwürfe sind: Architekt Eggert in Berlin, Prof. Schilling in Dresden und Architekt Pieper in Dresden. — Die deutschen Industriellen haben so umfang reiche und zahlreiche Anmeldungen zur Weltausstellung in Wien gemacht, daß nur zwei Drittel der auszustellenden Gegenstände Platz finden können, und soll deshalb ein Anbau ausgeführt werden. Baiern. Nach Beseitigung der Ministerkrisis sind die Bestrebungen der liberalen Partei hier darauf gerichtet, durch eine Reihe von Reformen auf dem politischen und kirch lichen Gebiete ein kräftiges Gegengewicht gegen die ultra montane Reaktion herzustellen. Man arbeitet auf Einführung der obligatorischen Civilehe, unentgeldlichen allgemeinen Volks unterricht, Einführung des direkten Wahlrechtes, progressive Einkommensteuer u. s. w. — In München ist die WohnungSnoth groß, und 800 Familien sind ohne Obdach. Mit dem Steigen der Miethen halten die Preise der Lebensmittel, der Kohlen rc. gleichen Schritt, und das bisher so billige München dürfte bald einen sehr kostspieligen Aufenthalt bieten. Straßburg. Die Zahl Derer, weiche auswandern, ist nicht so bedeutend, al« man anzunehmen glaubte, und der Abzug geht ohne jede Aufregung, die man befürchtete, vor sich. Viele ziehen in benachbarte Orte, ohne ihre Häuser zu verkaufen, was nicht darauf hindeutet, daß sie der Heimath auf immer den Rücken kehren wollen. Die Militärfurcht ist bedeutend im Abnehmen; die Anmeldungen zum Freiwilligen dienst erfolgen zahlreich, ja heimlich auSgewanderte junge Leute kehren freiwillig zurück. Vermischtes. Aus Paris vom 25. Sept, wird berichtet: „Wie weit es mit der Verdummung der Franzosen gekommen ist, beweist ein Proceß, der vor einigen Tagen in der Provinz verhandelt wurde. Die Angeklagten waren zehn Bauern und vier Bäuerinnen aus La CHLtre-Langlin. Ein heftiges Unwetter hatte ihre Felder verwüstet, und da der Pfarrer dieselben früher gesegnet und ihnen gesagt hatte, daß ihre Ernte nun gesichert sei, so machten sie ihn für ihren Ver lust verantwortlich, drangen in die Kirche ein, wo sich der Pfarrer gerade befand, prügelten ihn durcb und verwüsteten außerdem seine Wohnung. Das Gericht verurtheilte die 14 Personen zu verschiedenen Geld- und Gesängnißstrafen. Das Urtheil ist eigentlich nicht ge recht, da man sie wegen Unzurechnungsfähigkeit hätte sreisprechen müßen. Jedenfalls liefert dieser Vorfall (wenn man die Sache liest, muß man glauben, man befinde sich in Afrika und hätte Neger vor sich, die einen ihrer Zauberer zusammenschlagen, weil er ihnen falsche Prophezeihungen gemacht) den besten Beweis, daß die Jesuitenwirthschaft, wie sie in Frankreich besteht und wie man sie in Deutschland einsühren wollte, das Landvolk zuletzt vollständig verthieren muß." Aus Neuyork, 14. Septbr., schreibt mau: In Brooklyn wurde für die Flotte der Vereinigten Staaten ein unterseeisches Torpedoboot vom Stapel gelassen. Es ist dies eine neue Er findung eines Hrn. Statson, durch die ungesehen ein Torpedo unter ein feindliches Schiff soll gelegt, durch Elektricität entzündet und das Schiff auf diese Weise in die Lust gesprengt werden können. Dieses neue liebenswürdige Boot ist ein cigarrensörmiges, 100 Fuß langes und gepanzertes Fahrzeug, das nach der Behauptung des Erfinders 8 Meilen stündlich unter Wasser dampfen und 10 Stunden unter Wasser bleiben können soll. Eine Behörde von Marineoffi zieren ist ernannt, um das neue Boot zu prüfen. Bis jetzt sind die Meinungen über dieses Höllenboot nicht sehr günstig. Man hält es für unsicher, und man glaubt, daß keinerlei Aussicht aus noch so große Belohnung 18 Menschen, die zu seiner Bedienung erforderlich sind, wird veranlassen können, sich ihm anzuvertrauen. Ein neuerfundener Milchmesser oder Laktometer ist in Besitz der Breslauer Polizei gelangt, mit dessen Hülse man aus das Genaueste jede Fälschung der Milch wahrnehmen und sogar erkennen kann, uni welchen Procenlsatz die Milch verschlechtert oder gefälscht worden ist. Die Polizeibehörde hat seit mehreren Tagen bei einer großen Anzahl von Milchverkäufern Revisionen angestellt und wo mit Anwendung dieses Milchmessers Fälschungen vorgefunden wurden, ist die gefälschte Milch sofort fortgegossen worden. Da diese Maßnahme täglich fortgesetzt wird, so werden Pächter und Verkäufer alle Ursache haben, sich in Acht zu nehmen, schlechte Milch auf den Markt zu bringen. Kirchliche Nachrichten. Dippoldiswalde, vom 1. — 30. Septbr. 1872. Geboren wurde ein Sohn: Hrn. Scharwerksmaurer Göhler hier; Hrn. Hausbcs. Schumann hier; Hrn. Wirthschaftsbes. Sonn tag in Oberhäslich; dem Handarbeiter Fischer hier; eine Tochter: Hrn. Hutmacher Schulz hier; Hrn. Bäckermstr. Päßler hier; dem Handarb. Wolf hier; dem Handarb. Kernt hier; dem Handarb. Mende hier. Gestorben sind: Hr. Schuhmachcrmstr. I. G. Wießner hier, 77 Jahr alt, am Schlag; der ungclauftc Sohn des Hrn. Schnhm. Zschvcke hier, 12 Tage alt, am Schlag; Anna Hedwig Keppler, des Wirthschaftsbes. Keppler in Oberhäslich ehe!. Tochter, 4 I. 1 M. alt, am Schlag; Jgfr. A. D. Wolff ans Dresden, 75 Jahr alt, an Altersschwäche; Mar Engen Müller, Sohn des Hausbes. u. Zinuner- ges. Müller hier, 12 Wochen alt, an Krämpfen; Joh. Math. Frida Künzelmann, des Hrn. Kaufmann Kiinzelmann hier ehel. Tochter, 5 Monate alt, an Darmentzündung. Getraut wurden: Hr. W. B. Stock, Stellmacher in GiasbiUlc. und Jgfr. A. Liebscher in Ulberndorf.