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ltchst nahe an die Stadt Altenberg gebracht zu sehen. Die ungefähr tausend Fuß betragende Höhendifferenz zwischen hier und Schmiedeberg wird voraussichtlich detl mit den Vor arbeiten beauftragten JiWnieuren Anlaß bieten, mehr als eine Linie zu trayiren; um zu ermitteln, welche derselben die günstigsten Steigungsverhältnisse bietet. Bevor diese technischen Erhebungen nicht vorliegen, ist es müssig, sich allerhand Befürchtungen hinzugeben, indem der Fall denkbar ist, daß schon technische Gründe für eine Bahnlinie sprechen, welche sich unserer Stadt auf kurze Distanz nähert. Wenn aber bei allen Bahnprojekten, neben den technischen, auch die volkswirthschastlichen Inter essen maßgebend sind, so glauben wir mit großer Wahrschein lichkeit auf eine Annäherung der Bahn an unsere Stadt rechnen zu können. Die Gegend westlich von Altenberg ist eine gänzlich menschenleere Waldgegend. Dagegen stellt Alten berg mit dem südlich und östlich im Kreise von etwa einer Meile gelegenen Städten und Dörfern eine Bevölkerung von ungefähr 6000 Seelen. Wir betrachten als selbstverständlich, daß jeder Bahngesellschaft im eigenen Interesse daran gelegen sein muß, dem Verkehrsgebiete einer solchen Bevölkerung sich möglichst zu nähern und den Personen- und Güterverkehr einer solchen Gegend möglichst an sich zu ziehen. Nebenbei können wir auch zu unserer Staatsregierung das Vertrauen hegen, daß, wenn eö sich künftig um Ertheilung der Bau- Concessson handeln sollte, die Interessen unserer Stadt und Umgegend nicht unberücksichtigt bleiben werden. Zum Schlüsse wollen wir noch erwähnen, daß, wenn die Bahn die Richtung nach Schellerhau einschlagen sollte, — mag dies durch das Pöbelthal oder Weißeritzthal geschehen, — dann kaum etwas Anderes übrig bleiben könnte, als daß die Bahn von Sckellerhau aus dem Plateau im Westen unserer Stadt sich nähern und dann, der Richtung des NeugrabenS folgend, die Höhe von Moldau zu gewinnen suchen müßte. Es ist dies wenigstens die Ansicht der, mit den Localverhältnissen bekannten Laien. Dresden. Am 5. Septbr. gegen Mittag ist der Kaiser von Oesterreich im königl. Hoflager zu Pillnitz einge troffen, und war unser König bis Bodenbach demselben ent gegengefahren. Den Nachmittag und den Vormittag des 6. Septbr. brachten die Majestäten im Kreise der Familie zu, und fuhren beide, begleitet von unserm Kronprinzen und dessen Gemahlin, am Freitag Nachmittag nach Dresden auf den Leipziger Bahnhof, wo sie vom Prinzen Georg empfangen wurden. Nach herzlichem Abschiede und unter Hochrufen des zahlreichen Publikums, fuhren dann der Kaiser und Kron prinz Albert in dem aus Pesth angekommenen kaiserlichen Salonwagen gegen ^ft3 Uhr Nach Berlin. ß Dresden, 7. Septbr. Für unfern Hof ist der Besuch des kaiserlichen Neffen zunächst ein Familienereigniß gewesen; aber immerhin war er auch von allgemein deutscher Bedeutung. Denn er ist mit ein Zeichen der Besiegelung einer Versöhnung zwischen den Mächten, die 1866 in einem traurigen Kriege einander gegenüber standen. Oesterreich und Sachsen standen damals auf einer, Preußen auf der anderen Seite, und ob gleich nun unser Hof und unser Land bereits seit 6 Jahren im norddeutschen Bunde und dann im deutschen Reiche mit Preußen im Krieg und Frieden verbunden sind, so war diesem Verhältnisse bisher doch immer noch etwas Fremdartiges dadurch beigemischt, daß wir nicht in offener Freundschaft die Erinnerung an Oesterreich pflegen konnten. Aber Kaiser Franz Joseph, der gern gesehene Gast in Berlin, kann nun mehr von unserm Königöhause mit offener Zuneigung bewill kommnet werden; Niemand wird dahinter eineparnkularistische, deutschfeindliche Bestrebung mehr wittern. Und so haben uns denn die letzten Tage mit der Aufnahme unseres Kron- pMzen in Schlesien, wie mit dem Besuche des Kaisers Franz Joseph in Pillnitz, aus's Neue bewiesen, bgß Sachsin in seiner Stellung im deutschen Reiche mehr der Ehrest genießt, als es je bei dem verfehlten Ringen nach einer Großmachtstellung unter dem Ministerium des Hrn. v. Beust genossen hat! — Die Dresdner Pferi^eeisenbahu von Blasewitz durch Dresden nach dem böhm. Bahnhof wird am 15. Septbr. eröffnet werden; alsdann wird sie weiter bis Plauen gebaut, sowie eine weitere Strecke durch Alt- und Neustadt nach dem Waldschlößchen. — Vom 1. October an wird hier eine neue Zeitung, „die Dresdner Presse," erscheinen, ein jedenfalls konservatives, etwas particularistisch gefärbtes Blatt. Redakteur ist vr. Döhn und ein Hr. Braun, bisher Mitredacteur der „Sachs. Dorf zeitung;" Hr. Th. Drobisch wird das Feuilleton redigiren und deshalb von der Redaktion der „Dr. Nachr." zurücktreten. — Am 12. Septbr. werden in Pirna, am 13. in Dresden, am 17. in Freiberg, je von 10 Uhr früh an, Versteigerungen von ausgemusterten Dienstpferden der sächs. Cavallerie, Artillerie und des Trains stattfinden. Berlin. Der Empfang, der den Kaisern von Ruß land und Oesterreich schon bei ihrer Ankunft hier zu Theil wurde, war eben so großartig, als herzlich; die Volks mengen brachten laute Jubelrufe aus. Die schon am Freitag begonnenen Festlichkeiten fanden am Sonnabend, 7. Septbr., ihre Fortsetzung in der großen Parade über die gesammten Truppen des Gardecorps und der zu derselben herangezogeuen Linientruppentheile vor den kaiserlichen Majestäten. Hierauf war großes Galadiner im Weißen Saale, Abends militärische Vorstellung im Opernhause und darauf großer Zapfenstreich. — Wie verlautet, haben am Sonntag (8. Sept.) Vormittag die drei Kaiser mit den Ministern Andrassy, Gortschakoff und Bismarck eine Conferenz im Palais des deutschen Kaisers gehabt. Derselben gingen gottesdienstliche Andachten im Dom, der Hedwigskirche und der russischen Kapelle voraus. Ob dieser ersten Besprechung noch mehrere andere folgen werden, hängt lediglich davon ab, ob die erste vertrauliche Besprechung der Monarchen und ihrer Minister zu einem Resultat führte. Die drei Minister dürsten dagegen jeden Tag zusammenkommen. - Am Sonntag fand dann eine Fahrt der Fürsten nach dem Zoologischen Garten, eine Extra fahrt nach Potsdam durch die königl. Gärten, Abends Familien diner aus Schloß Babelsberg und hierauf „Thee" beim Kron prinzen im Neuen Palais statt. Bei dem großen Diner in Babelsberg brachte Kaiser Wilhelm folgenden Trinkspruch: „Mit dem Gefühle des herzlichsten Dankes für Ihre An wesenheit erhebe ich das Glas auf das Wohl meiner Kaiser lichen Gäste!" Kaiser Franz Joseph erhob sich mit dem Trinkspruche: „Gott erhalte und beschütze Kaiser Wilhelm, Kaiserin Auguste und das Kaiserliche Haus!" Nach kurzer Pause ergriff Kaiser Alexander das Wort: „Ich trinke auf das Wohl der tapfern preußischen Armee!" — Die Prinzen Karl und Albrecht (Vater) sind vom Kaiser Alexander zu russischen Feldmarschällen ernannt worden. — Montag, Dienstag und Mittwoch werden anderweite Manöver, große Jagden rc. rc. stattfinden. — Außer den Kaisern von Rußland und Oesterreich sind in Berlin noch anwesend: der Kronprinz von Sachsen, der Großherzog und die Großherzogin von Baden; der Groß herzog von Sachsen-Weimar, der Großherzog und die Groß herzogin von Mecklenburg-Schwerin, die Herzogin Marie und Herzog Paul; der Großherzog von Mecklenburg-Strelitz, der Herzog von Anhalt, der Herzog von Sachsen-Coburg-Gotha, der Herzog von Sachsen-Altenburg, der Herzog von Anhalt und Herzog Max Emanuel in Baiern, der Herzog von Olden burg, die Fürsten von Waldeck und Pyrmont, Fürst Reuß j. L , Fürst von Schwarzburg-Rudolstadt, Fürst Lippe-Detmold. Baiern ist M dem Monarchen-Congreß in Berlin durch den Herzog Max EmaMs vertreten; man hafte auf die Ankunft des Königs Ludwig überhaupt, nicht gerechnet. ES ist bekannt, daß derselbe schvst die Begegnung mit einem