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Dienstag. Rr. «3. 13. August 1872. Mißerih-Zeitung. Amts-Mait Mr die Kerichts-Aemter und Stadträttje zu Dippoldiswalde und Krauenstein. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitag«. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährl. IS'/- Ngr. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blatter eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit l Ngr. für die Spalten-Zeile berechnet. nn -.1 ——W—M-E— Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, den 12. August. Unsere Leser haben, wie sie sich überzeugen können, Nr. 63 der „Weiß.-Zeitung" vom Dienstag, den 13. August 1872, in den Händen und damit den besten Beweis, daß am 12. die Welt nicht unter gegangen ist! Sie steht im Gegentheile immer noch so rüstig und jugendfrisch da, wie zu Olims Zeiten, und wir und unsere Nachkommen, Kinder und Kindeskinder werden wohl eher den Weg alles Fleisches wandeln, ehe unserer Aller Mutter so altersschwach und wackelig werden wird, daß sie eines schönen Morgens aus den Fugen geht. Doch — werden wohl Manche sagen — nicht aus Altersschwäche sollte die Erde untergehen, — sondern angerannt und zermalmt von einem feindlichen Sterne, einem Kometen, der in gerader Linie auf sie zusteigen sollte! Ja, es ist freilich Dergleichen geschwatzt worden, und es kann bekanntlich eine Sache noch so dumm sein, immer werden sich E—inige finden, die sie glauben und sich dadurch um die Ruhe und den Frieden ihrer Seele bringen lassen. Vernünftige Belehrungen, an denen es nicht gefehlt hat, z. B. über die Unmöglichkeit, einen noch gar nicht er schienenen Kometen voraus zu verkündigen, über die geringe Dichtigkeit dieser Himmelskörper, die nie im Stande sein würden, einen Körper von der Härte und Festigkeit der Erde zu zerstören, u. s. w., haben, wie wir aus mancherlei Nach richten wissen, bei gar Vielen Nichts gefruchtet. — Heute endlich müssen sie einsehen, daß sie durch Leichtsinn oder Bos heit oder Dummheit genarrt worden sind! Möchten dergleichen Leute doch für die Zukunft lernen, ein wie gutes Ding es ist, Kenntnisse über die Natur und ihre Gesetze zu erwerben, überhaupt immer mehr zu lernen, daß man auf eigenen Füßen stehen kann und sich nicht durch jeden Wind bald da-, bald dorthin drehen lassen muß. Dippoldiswalde, den 12. August. Wie wir hören, findet das Einquartierungscomitee für das Sängerfest nicht allerwärts die erwartete Unterstützung und namentlich bei Vielen von Denen nicht, die durch Unterschrift der an den Stadtrath seinerzeit eingereichten Petition das Zustandekommen des Festes erst veranlaßt haben. Allerdings dürfte bei Manchen an der Weigerung, Sängergäste aufzunehmen, die irrige Meinung schuld sein, als handle es sich dabei darum, den Gast splendid zu bewirthen, wozu namentlich eine neulich er schienene Annonce einer Weinhandlung beigetragen haben mag. Wie wir aber aus den Aufforderungen des Festkomitee ersehen, bittet man um Nachtlager und Frühstück, um weiter Nichts. Will Jemand seine Gäste weiterhin bewirthen, so kann man ihm dafür nur dankbar sein, aber erwartet und erbeten kann dies nicht werden, und hat das Comitee zu einer solchen irrigen Voraussetzung durch Nichts Veranlassung gegeben. Also, wer noch Sänger nehmen will, der melde sich bald. Dresden. Die aus Rußland eingeschleppte, trotz aller Vorsicht nun doch in Preußen (Schleswig), Hamburg rc. zum Ausbruch gekommene Rinderpest veranlaßt das Ministerium zu Maßregeln, die in der Bekanntmachung im Jnseratentheile dieses Blattes enthalten sind. — Ueber den Neubau des Hoftheaters in Dresden berichtet daS „Dr. Journ." Folgendes: „Am 6. April 1871 wurde der Grundstein gelegt. Die Gründung mußte bis auf 4 Ellen über 0 des Elbepegels herauSgenommen werden; namentlich war es der untere Bau für die Ventilation, welcher eine größere Gründungstiefe des Gebäudes forderte. Die Terrainverhältnisse des Bauplatzes ergaben sich al« höchst ungünstig und stellten einem raschen Fortgänge der Grün dungsarbeiten große Schwierigkeiten entgegen, zunächst durch eine alte, außerordentlich feste Wallmauer, welche den Hintern Theil des Bauplatzes durchsetzte, sodann durch Wasser und Schlamm. Die Festungsmauer mußte durch Sprengungen beseitigt werden; ebenso mußte längere Zeit Tag und Nacht gearbeitet werden, um das Wasser zu bewältigen. Die Schlammschicht, auf welche man stieß, war ungefähr 1*/r Meter stark. Wegen des starken WasserzudrangeS machte es sich nöthig, die Betonlage, aus welcher die Grundmauern ruhen, bis l'/s Meter zu verstärken. Diese Schwierigkeiten sind überwunden; seit sechs Wochen bereits ist man mit den Gründungsarbeiten fertig, und es naht der Souterrainbau seiner Vollendung. Die Zocken werden selbstverständlich auf Asphaltschichten gesetzt, um die Grundfeuchtigkeit abzuhalten. Bereits im Herbste vorigen Jahres sind die Steinmetzarbeiten für das Erdgeschoß vergeben worden; trotz der sehr beträcht lich gesteigerten Lohnsätze (der einzelne Arbeiter verdient bi« 12 Thlr. wöchentlich) ist es bisher jedoch leider nicht möglich gewesen, eine ausreichende Zahl geübter und williger Stein metzen zu erlangen, um die Arbeiten so rasch fördern zu können, als es im Interesse eines raschern Fortganges des Baues wünschenSwerth wäre. Die Verwaltung des Hof theaterbaues beschäftigt sich daher jetzt ernstlich mit der Frage, ob nicht diesem Uebelstande durch Heranziehung italienischer Steinmetzen (bekanntlich ebenso geschickter wie fleißiger Arbeiter) abzuhelfen sei. Das Gerüst ist theilweise aufgerichtet und zwar gegenwärtig bis zur Brüstungshöhe der ersten Etage. Aus dem Gerüst sieht man bereits die Fahrstühle im Gange, mittels welcher die Steinmetzstücke versetzt werden. Um den ganzen Bau endlich läuft eine Schienenbahn, auf der LowrieS den Transport der Materialien nach allen Theilen de« Baues hin vermitteln. Gelingt es, die in obigem Verhältnisse be gründeten Verzögerungen zu beseitigen, so ist nach nunmehriger Vollendung der schwierigen Gründung ein rascher Fortgang des Baues zu verhoffen, und dürfte in welligen Jahren Sachsen wieder ein Hoftheater besitzen, das sicher in jeder Be ziehung größeren Beifall finden wird, als das abgebrannte.