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nun bei 748 Ellen Tiefe an einen Querschlag gelangt, wo man die Ueberreste von 50 bis 60 der verunglückten Berg leute fand. In den meisten Fällen sind von ihnen nur die Knochentheile erhalten; bei einigen war die Verbindung von Rumpf, Becken und Oberschenkel erhalten, am besten aber die Kleidungsstücke, namentlich Lederzeug. Außerdem fand man eine große Anzahl Blenden, Füllhörner rc.; bei allen Lampen war der Docht weit herauSgezogen, auch Reste von Oel waren vorhanden. Alles läßt darauf schließen, daß der Tod der Unglücklichen sehr bald nach der schauerlichen Kata strophe erfolgte. — Im Bahnhofe zu Ronneburg ist am Sonntag Nachmittag ein Personenzug mit einem Güterzug zusammen gestoßen, wodurch mehrere Passagiere, zwei Maschinisten, Bremser rc. bedeutende Beschädigungen erlitten. Berlin. Am 9. Juli hat Deutschland eine alte, heilige Ehrenschuld abgetragen: in Gegenwart des deutschen Kaiser paares, des Kronprinzen, des Präsidenten des deutschen Reichs tages rc., ist in Nassau an der Lahn das Denkmal für den Freiherrn vom Stein enthüllt worden, welches die Nation ihm gesetzt hat auf seiner alten Stammburg, das sie ihm dankend widmete, dem großen preußischen Minister, der Preußen nach der Schlacht bei Jena und dem Frieden von Tilsit wieder aus dem Nichts emporgehoben und es befähigte, schon nach 6 Jahren den Kampf mit dem corsischen Tyrannen wieder aufznnehmen. WaS Stein überhaupt vollbrachte, ist dauernder, als ein Monument aus Erz, das ihm das dankbare Deutschland errichtet hat: Preußen, das er gerettet, Deutschland, das er vorbereitet, sind das große Piedestal seines Ruhmes. Eine Partie nach dem Feldberge. Eine Reise-Skizze von P. I. (Schluß.) Bald begrüßen wir das freundliche Königstein mit seinen 1900 Einwohnern. In dem 20 Minuten nordwestlich von Königstein ge legenen waldumschlossenen Billthal, am Fuße des Rumberges, liegt die vom Medicinalrath I)r. Pingler errichtete Kaltwasser heilanstalt, welche in Verbindung mit Fichtennadel- und anderen Bädern sich eines! guten Rufes erfreut. Ein Bach rieselt in vielen Sprüngen das Thälchen herab und wird im Verein mit den in der Nähe entspringenden klaren Quellen (etwa 40 an der Zahl) zu Zwecken der Kuranstalt benutzt. Wir haben den Berg erstiegen und sehen erst von hier, wie stark die Festung Königstein gewesen ist. Ein bedeutender Graben zieht sich um die dahinter aufsteigenden hohen, auf Felsen gebauten Mauern. Durch das Thor betreten wir den Schloßhof und gehen fortwährend durch furchtbar dicke Mauerreste, in den Felsen getriebene Casematten, und zu der Ueberzeugung kommend, daß Königstein auch in einem jetzigen Kriege eine nicht zu verachtende Feste sein würde, denn in mancher Beziehung könnte man wohl zwischen ihr und ihrer Namensschwester in Sachsen eine Parallele ziehen. Auf 125 Stufen ersteigen wir den Thurm, um uns noch einmal an der herrlichen, doch jetzt schon vom Abend nebel theilweise getrübten Aussicht zu erfreuen. Am Fuße des Berges steht eine elegante Villa, von der eine blau-orangefarbige Flagge flattert, — der jetzige Sommer aufenthalt Dessen, der früher das Land, das uns zu Füßen liegt, sein Eigen nannte, die Wohnung de« Ex-HerzogS Adolf von Nassau. Fröhlich und wohlgemuth springen seine Kinder im Parke umher; wie es scheint, sich wenig grämend über den Verlust ihres dereinstigen schutzbefohlenen Landes durch Annexion. — Nicht zu allen Zeiten bot Königstein das jetzige friedliche Bild. Heute noch mahnen die Trümmer der einst dräuenden — Das Comitee des Lutherdenkmal-Bereins in Eisleben erläßt einen Aufruf zu Beiträgen für da« projectirte Denkmal, wozu bereits 9000 Thlr. vorhanden sind. Vermischtes. Vor einige» Tagen bot in der Gabelsbergerstraße in München eine alte, an einer Ecke kauernde Frau, welche ein etwa 1 ^jähriges hübsches Knäbchen, ihr Enkelkind, auf den Armen hielt, einem vorüber gehenden Bürger (einem Milchmann) das Kind zum Geschenk an, da sie dasselbe nicht weiter zu unterhalten vermöge, dessen Mutter gestorben sei und der Vater nichts für dasselbe bezahle. Der Bürger besann sich nicht lange, rief eine Frau als Zeugin und nahm das Kind zu sich, um für dessen Unterhalt und Erziehung weiterhin zu sorgen. Auf die Bemerkung der Großmutter: „daß sie doch wenigstens eine halbe Bier für das Kind erhalten möchte," reichte ihr der Bürger einen Sechser und trug in freudigster Stimmung den Kleinen nach Hause. In Paris ist eine neue Heil- oder Curmethode ausgekommen, die sich bald auch in andere Städte und Länder verbreiten wird. Jeden Morgen kommen zahlreiche männliche und weibliche Kranke, die an Abzehrungskrankheiten leiden, zu Fuß und zu Wagen in die Schlachthäuser, um daselbst das noch warme Blut der frisch ge- tödteten Thiere zu trinken. Es sind namentlich an Blutarmuth leidende Frauenzimmer, die das noch rauchende Blut hinunterstürzen. Der Zudrang ist so beträchtlich geworden, daß die Schlochthausver- waltung ein besonderes Reglement für ihre Kurgäste hat ausstellen müssen. Berlin hatte Ende 1871 218 Schulen mit 1982 Klassen und 93,138 Schulkindern, darunter 7571 über 14 Jahr alte. Mauern und Thürme an Zeiten, wo dessen Einwohner die Leiden de« Krieges zu erdulden hatten. An Stelle eines ehemaligen römischen Castells erbaut, ist die Festung Königstein wahrscheinlich königlich fränkischen Ursprungs. Mancherlei Fehden hatte Königstein im Mittel- alter zu bestehen, und nahmen an einer 1365 stattgehabten Belagerung auch Frankfurter Söldner Theil. In dem Kriege mit König Ludwig ÄV. von Frankreich eroberten die Hessen am 24. Novbr. 1688 Königstein, und im Jahre 1745 im österreichischen Erbfolgekriege ward es von den Franzosen besetzt. Während des französischen Revolutionskrieges ergab es sich am 28. Oktbr. 1792 dem General Custine. Am 6. Decbr. wurde die Festung und am 8. das Stäbchen selbst von den Preußen beschossen und dann 4 Monate lang blokirt. Erst am 7. März 1793 ergab sich, durch Hunger genöthigt, die 400 Mann starke Besatzung. Nachdem im Jahre 1796, am 22. Juli, Königstein von den Franzosen wieder erobert ward, zogen dieselben, bei aber maligem Vordringen der Oesterreicher, in der Absicht, den Felsen, worauf die Festung stand, zu sprengen, wieder ab. Allein während der Borbereitung entzündete sich die Ladung, und ein Theil der Festung flog in die Luft, wobei der Tod von 29 Menschen zu beklagen war. 1819 brannte in Folge Blitzschlages das bis dahin wohl erhaltene Dach des Thurmes ab und die Alles vernichtende Zeit überließ uns die Festung in dem Zustande, in welchem wir heute eine der schönsten Ruinen des Taunuslandes bewundern, und nur einige wenige Reparaturen schützen sie vor gänzlichem Verfall. Durch Reichsdeputationshauptschluß vom 25. Februar 1803 gelangte Stadt und Festung Königstein in den Besitz Nassau'«, und 1866 kam es mit diesem Herzogthum an die Krone Preußens. Bevor wir ihn verlassen, machen wir auf dem Thurm die Runde, um noch einmal die ganze Gegend zu betrachten und uns an dem überall hervorsehenden Wohlstand der Be wohner zu erfreuen ; hierauf verlassen wir Burg und Stadt, letztere nur im Durchgehen musternd. Bald erreichen wir die