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— 496 — auf die Entwicklung der Vegetation. E« soll nichts an ihr sein, was das Kind schmerzlich berührt oder dessen Gemüth von ihr abwendet. Leider geschieht das oft schon sehr frühe, wenn nicht durch die Mutter, so durch andere Pflegerinnen. Ja, es geschehen Dinge, die dem Kinde physisch großen Schaden bringen können. So haben viele Kinderwärterinnm die Gewohnheit, reiz bare Kinder, wenn sie aus irgend einem Anlasse weinen, da durch zu beruhigen, daß sie denselben irgend einen Schrecken beibringen. Sie lassen z. B. ein brennendes Licht vor dem Gesicht des Kindes hin- und hergleiten, trommeln auf den Tisch oder rütteln heftig an dem Kinderbette, als ob es durch ein Erdbeben geschüttelt würde. Solche Mittel mögen das Weinen eines Kindes für einen Moment hintanhalten, weil das Kind durch den Schrecken von dem Gedanken an sein früheres Leid abgezogen wird, aber sie können es nicht wahr haft beruhigen. Es ist eine so rohe Behandlung für ein Kind gerade so, wie es etwa für einen Erwachsenen wäre, wenn seine Klagen über ein kleineres Leid dadurch beschwichtigt werden sollen, daß ihm ein größeres widerfährt, das ihn einen Moment starr macht vor Schrecken und Entsetzen. Und wie viele Mütter quälen so ihre Kinder und ersticken dessen Liebe und Vertrauen schon in den ersten Keimen, so daß später nut die Furcht die Autorität aufrecht erhält! Ein so beruhigtes Kind schreit auch, wenn es sich von seinem Schrecken wieder erholt hat, gewöhnlich lauter als zuvor. UebrigenS kann ein solcher Schrecken neben großen physischen auch geistige Nachtheile bringen. Intelligente Aerzte hüben Taubheit und schwaches Gesicht nicht selten davon abgeleitet, sowie andererseits die Gehirnwassersucht bei Kindern einem sehr heftigen Wiegen zugeschrieben ward. Besser ist eS, das Weinen der Kinder durch angenehme Objekte zu stillen, z. B. durch das Borzeigen einer schöner Blume, eines Bildes, durch das Hörenlassen einer Spieluhr und dergl. Nur soll man dem Kinde, wenn es weint, nicht Gegenstände geben, die man ihm sonst vernünftiger Weise versagen mußte, denn sonst lernt es bald sich Alles durch Weinen zu ertrotzen. Die Aufmerksamkeit eines Kindes wird durch verschiedene anziehende Gegenstände sehr frühzeitig erregt, z. B. durch Helle schöne Farben, durch angenehme Klänge. Zieht irgend ein gewisser Gegenstand die Aufmerksamkeit auf sich, so ist es im Allgemeinen wohlgethan, wenn man demselben gestattet, sich damit so lange zu beschäftigen, als es dies wünscht. Jede solche Beschäftigung vermehrt das Wissen und die Er fahrung; aber auch hier darf man ihm Nichts aufdringen, wofür es nicht reif oder was ihm zu viel ist. Es verwirrt ein Kind nur, statt es zu erfreuen und angenehm zu beschäftigen, wenn man es z. B. mit Spielzeug überschüttet, es ermüdet dasselbe, macht es gleichsam frühzeitig blasirt. Mit viel Spielzeug bunter Art wird das Kind weniger lernen, al« mit gut gewähltem, wenigem; denn ersteres zerstreut und seine Eindrücke sind zu flüchtig, letzteres kann eine Erinnerung fürs ganze Leben werden. Wird die Auf merksamkeit eines Kindes durch einen Gegenstand angezogen, dann soll sie auch nicht sofort wieder durch einen anderen abgelenkt werden, denn der erstere muß erschöpfend ausgenutzt werden, sonst wird der Grund zu Menschen gelegt, die auch später im Leben hundert Dinge anfangen und nichts beenden, oder in Nichts Vollkommenes zu leisten sich bestreben. Von großer Wichtigkeit ist, daß Kinder nicht Zuschauer von Zorn und anderen schlimmen Leidenschaften Erwachsener seien. Die Mutter soll mild und freundlich sein, reinen ruhigen Geistes, das wird auch Geist und Gemüth des Kindes ruhig, mild und constant erhalten. Und nur aus solchem Gemüthe entwickeln sich die festen Charaktere, die im Stande sind, das Glück wie das Unglück mit Gleichmuth zu ertragen, die das erstere nicht moralisch verdirbt und das letztere nicht leicht vernichtet. Allgemeiner Anzeiger. Bekanntmachung, die Einwechslung von amerikanischem Papiergelde betreffend. Von dem Kaiserlich Deutschen General-Consul in New-Aork ist wiederholt auf die Benachtheiligungen aufmerksam gemacht worden, denen die deutschen Auswanderer ausgesetzt sind, wenn sie ihre Baarschaft in den Einschiffungshäfen gegen Amerikanische« Papiergeld umwechseln, anstatt entweder dies an Amerikanischen Plätzen zu thun oder sich mit Wechseln auf Amerikanische Häuser, am besten auf die Deutsche Gesellschaft in New-Aork, zu versehen. Man nimmt Veranlassung, das Auswanderer-Publikum vor den erwähnten Benachtheiligungen hiermit dringend zu verwarnen und dabei zu bemerken, daß in Sachsen Agenturen der genannten Gesellschaft, die den Zweck hat, deutsche Ein wanderer zu unterstützen, die Herren Robert Thode L Co. in Dresden und die Filiale der Geraer Bank in Leipzig haben. Dresden, den 27 Juli 1872 Ministerium -es Innern. v. Nostitz-Wallwitz. Sächsische FelltrveWtMllgs-GWssrllschaft in Chemnitz. Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß wir unsere Agentur in Glashütte den Herren Schneider L Thnrm übertragen haben. Ghemnitz, 1. August 1872. Die Direktion. Findeisen. Richter. Adv. Weber I. Mit Bezugnahme auf vorstehende Bekanntmachung empfehlen wir un« hiermit als Agenten der Genossenschaft zur Annahme von Versicherungen gegen Brandschaden an Mobiliar, Maaren, Maschinen und Gegenständen der Landioivthschaft. Die Genoffenschaft bietet die vortheilhaftesten Versicherungs-Bedinguugen dar, berechnet eine möglichst billige Prämie and läßt die versicherten Genossen an den Jahresüberschüssen Theil nehmen. Ausgestattet mit Prospekten, Statuten, Antragsformularen und mit den Materialien überhaupt, welche Aufschluß über Wesen und Zweck der Genossenschaft geben, halten wir dieselben stets zur Ktmttnißnahme de« Versicherung suchenden Publikums bereit. Glashütte, i. August 1872. Schneider L Thurm.