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Dienstag. Nr. «1. 6. August 1872. Weißerih-Iettung. Amts-Matt für die Herichts-Aemter imd Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein. Verantwottlicher Rcdacteur: Carl Ichnc in Dippoldiswalde. Diese- Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährl. IL'/ü Ngr. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit l Ngr. für die Spalten-Zeile berechnet. Tagesgeschichte. Dresden. Unser König ist von seiner Reise nach Leipzig zurückgekehrt und über Wurzen, wo ein längerer Aufenthalt stattfand, am 1. August wieder in Pillnitz einge- troffen. — Das königl. Ministerium des Innern hat sich in Berücksichtigung Dessen, daß die asiatische Cholera sich gegenwärtig den deutschen Grenzen mehr und und mehr nähert, und öffentlichen Blättern zufolge dieselben schon über schritten haben soll, zu folgenden Anordnungen veranlaßt ge sehen: Die Medicinalpolizeibehörden werden jetzt schon das Erforderliche vorzubereiten haben, um von dem Auftreten der Cholera innerhalb ihrer Bezirke, wenn es stattfinden sollte, nicht überrascht zu werden. Insbesondere haben sie eine er höhte Aufmerksamkeit darauf zu richten, daß alle Lokalitäten in Wohngebäuden oder deren Umgebung, wo eine Anhäufung übelriechender und gesundheitsschädliche Ausdünstung verbreiten der Stoffe sich findet, thunlichst rein gehalten, die Abtrittsgruben und Schleußen rechtzeitig geräumt und namentlich die Abtritte solcher ^rte, wo Reisende viel verkehren, wie die der Bahn höfe und der Gasthöfe, von jetzt an bis auf Weiteres regel mäßig deSinficirt werden. Plauenscher Grund. In Döhlen fand am 29. Juli die Beerdigung des in Dresden »erst. Barons Fr.Aug. Dathe v. Burgk statt. Nächst den zahlreichen Leidtragenden war eine fast unabsehbare Menschenmenge herbeigeströmt, um einem Manne gewissermaßen den letzten Zoll des Dankes darzubringen, den man so eigentlich als den Vater des hiesigen Steinkohlenbergbaues bezeichnen kann, denn er war es, welcher vor 53 Jahren sich desselben mit einer Intelligenz und Energie annahm, wodurch die Blüthe desselben und somit der Wohl stand einer ganzen Gegend resultirt ist. Leipzig. Am 1. August ist in der bairischen Straße hier ein im Bau begriffenes vierstöckiges Haus bis zum ersten Stock in sich zusammengestürzt, viele Arbeiter sind beschädigt, doch glücklicher Weise keiner getödtet. Als Ursache wird die Belastung des obersten Stockes mit vielen Tausend Mauersteinen, von anderer Seite auch die leichte Bauart des Gebäudes angegeben. Berlin. In den ersten Tagen des September wird hier eine Drei-Kaiser-Zusammenkunft stattfinden; denn es ist jetzt bestimmt, daß mit dem Kaiser vonOe st er reich auch der Kaiser von Rußland zum Besuche des deutschen Kaisers in Berlin eintreffen wird. Es wird diese Zusammenkunft als ein bedeutungsvolles Zeichen der freundschaftlichen Beziehungen zwischen den drei Nachbarreichen und als eine schwer wiegende Bürgschaft des Friedens unseres Welttheileö bezeichnet. Der Kaiser von Rußland wird im russischen Gesandtschaftshotel, der Kaiser von Oesterreich im Schlosse zu Babelsberg wohnen. — Fürst Bismarck wird am 12. August nach Gastein gehen, um dem dort anwesenden Kaiser Wilhelm verschiedene Vorträge zu erstatten. — Die Bewohner der Baraken werden nun bald aus ihren Wohnungen ausgewiesen werden, da ihnen nur gestattet ist, in den Hütten wohnen zu bleiben, bis auf dem, von der Stadt bewilligten Terrain reguläre hölzerne Wohn häuser für sie errichtet sein werden, in welchen sie dann so lange Aufenthalt nehmen können, bis durch die vielen neu entstandenen Baugesellschaften der Wohnungsnoth endlich wirksame Hilfe gebracht sein wird. Breslau. In Folge der Einführung des neuen Poli zeireglements ist hier ein allgemeiner Strike der Droschken besitzer entstanden ; nicht eine Droschke ist auf den Straßen zu sehen und nur die Omnibus machen Geschäfte. Baiern. Das400jährige Jubiläum der Universi tät München ist glänzend gefeiert worden, trotz der von ultramontaner Seite bereiteten Anstände. Der König gab 10,000 Gulden zu einem Stipendium, die Professoren erhielten Orden. Die Zahl der fremden Festtheilnehmer betrug gegen 3000. Der Empfang der Deputationen, die eigentliche Fest feier in der Aula der Universität, Festvorstellungen in den Theatern, Festmahle, Fackelzug rc. verliefen in allgemeinster Zufriedenheit; am Festmahle nahmen auch Prinz Ludwig und Herzog Carl Theodor, am Fackelzuge auch der König von der Residenz aus Theil. — Der siebente deusche Journalistentag, welcher vom 28.—30. Juli in München abgehalten wurde, ist be endigt. ES waren im Ganzen einige sechSzig Zeitungen aus Deutschland und Oesterreich vertreten. Von seinen Beschlüssen verdient derjenige Beachtung, welcher die Presse von den bisherigen Telegraphenbureaux zu emancipiren sucht und dies Ziel durch Gründung eines eigenen Bureau ermöglichen will. Als Ort für den nächsten Journalistentag wurde Hamburg gewählt. Oesterreich. Das energische Einschreiten der Regierung aus Anlaß der großen Ueberschwemmungen in Böhmen, das kluge und humane Vorgehen des Statthalters Garost Koller und die außerordentlichen Spenden und Hülfe in der Noth, haben im ganzen Böhmerlande und selbst unter den verstocktesten Czechen den günstigsten'Eindruck hervorgebracht. Dankadressen und Verleihung von Ehrenbürgerrechten an Baron Koller kommen aus allen Bezirken, und die erschreck lichen Hetzereien, womit die „nationalen" Blätter noch immer da« czechische Volk ausreizen wollen, fangen nicht mehr. Auch die Zusammenkunft des Kaisers von Oesterseich mit