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Freitag. Rr. SS 5. Juli 1872. Weißerih-Zettung. Amts-Matt fiir die Hcrichts-Aemter und Stadträtye zu Dippoldiswalde und Krauenstein. Verantwortlicher Nedarteur: Carl Zehnt in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährl. IS'/- Ngr. Inserate, welche bei der bedeutmden Auflage des Blattes eint sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit 1 Ngr. für die Spalten-Zeile berechnet. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Als wir vor etwa acht Jähren die Idee einer Eisenbahnverbindun g nach Dresden in unserm Blatte bevorworteten, wird gewiß die Mehrzahl unserer Leser ungläubig mit dem Kopfe geschüttelt, oder gar mitleidig ge lächelt haben. Wie gewaltig haben sich seit dieser Zeit die Verhältnisse geändert! Allerdings hatte unser Bahnprojekt wenig Aussicht auf Realisirung, so lange über die Möglich keit einer Fortsetzung nach Böhmen nichts feststand. Seit dem jedoch die Bahnverbindung von Brüx über Mulda nach Freiberg von der österreichischen und bez. sächsischen Regie rung genehmigt ist und, wie aus der officiellen Bekanntmachung der Königl. Amtshauptmannschaft Freiberg in vor. Nr. dS. Bl. hervorgeht, die Leipzig-Dresdner Eisenbahncompagnie bereit» die Detailvorarbeiten für den Vahnbau von Freiberg nach Mulda in Angriff nehmen läßt, wird es nicht nur Thatsache werden, daß in längstens zwei bis drei Jahren die Lokomotive über unfern Gebirgskamm nach dem schönen Teplitzer Thale pfeift, sondern es hat auch die nunmehr feststehende Ausfüh rung dieser Bahnlinie von selbst und ohne besonderes Zuthun Seiten unserer Gegend, die Aufmerksamkeit unternehmender Capitalisten auf unser Bahnprojekt gelenkt. Notorisch ist unser Projekt die kürzeste Linie von Mulda nach Dresden und somit die kürzeste Verbindung zwischen Dresden und dem Duxer Kohlenbecken, Teplitz, Carlsbad rc., und dieser Thatsache verdanken wir offenbar die Concurrenz von Privatunternehmern, welche jetzt auf die Ausführung unseres Projektes speculiren, während unser früheres Local- comitee, nach damaliger Sachlage, nichts thun konnte, als den Bahnbau aus Staatskosten anzustreben. Wir können heute als zuverlässig berichten, daß sich drei verschiedene Consortien von Unternehmern gefunden und uw die Erlaubniß zu den Vorarbeiten für unser Bahnprojekt — Dresden-DippoldiSwalde-Mulda — bei den betreffenden Mi nisterien sich beworben und bez. erhalten haben. Da sich nun voraussetzen läßt, daß die, den Localinteressen unserer Gegend gänzlich fernstehenden Herren, die immerhin erheblichen Kosten für die Vorarbeiten nicht zum Vergnügen ausgeben werden, so ist wohl mit Sicherheit anzunehmen, daß sämmtliche Con sortien sich künftig auch um die Bau-Concession bewerben werden. Wem dieselbe zu Theil werden wird, hängt bekannt lich von der Staatsregierung und den Kammern ab, und es werden bei den dieSfallsigen ConcessionSbedingungen nicht blos die technischen, sondern auch die wirthschaftlichen Interessen unserer Gegend in's Auge gefaßt und Seiten der Regierung bestimmt werden. Wir bemerken dies, um die mancherlei irrthümlichen Ansichten, welche hierüber im Publikum verbreitet sind, zu berichtigen. Vor allen Dingen wollen wir uns freuen, daß nunmehr die gegründetsten Aussichten für die baldige Ausfüh rung unseres Bahnprojektes vorliegen, und hoffen wir, bald weitere Thatsachen in dieser Beziehung berichten zu können. Dippoldiswalde. Der Geschäfts-Verkehr beim hiesigen Vorschuß-Verein gestaltete sich während des verflossenen Halbjahres wie folgt: Einnahme. Ausgabe. 14231LM- 18^- SO Januar. 9022LM- lS^W- 8O 11159 - 28 - 2 - Februar. 8576 - 25 - 9 - 11483 - 11 - - - März. 13757 - 7 - 5 -> 11512 - 12 - 2 - April. 15918 - 12 - 2 - 12692 - 14 - 2 - Mäi. 14426 - 29 - 5 - 13065 - 17 - 9 Juni. 12677 - 26 — In öffentlicher Schwurgerichts-Sitzung zu Dresden am 1. Juli ist Heinrich Julius Richter aus Altenberg, der am 14. Februar d. IS. zwischen Glashütte und JohnS- bach an dem Leinwandhändler C. G. Heüner aus Cunewalde bei Löbau einen Raubmordversuch verübt hatte, zu 6 Jahren Zuchthaus verurtheilt worden. Dresden. Das ausführliche Programm zur Geucke- schen Extrafahrt nach dem Rhein, Straßburg und der Schweiz ist nunmehr erschienen. ES bietet dieses Unter nehmest eine ungewöhnlich vortheilhafte Reisege legenheit, die namentlich im Kreise der wanderlustigen Touristen die eifrigste Besprechung findet. Auch Geschäfts und Badereisende werden sie nicht unbeachtet lassen. DaS Programm (30 S. Text) ist äußerst instruktiv und sei hiermit Allen als Führer zu einer billigen Reise in die herr lichen Gegenden des Rheins und der Schweiz empfohlen. Leisnig. Die 15. Allgemeine Sächsische Lehrer versammlung wird am 4., 5. und 6. August Hierselbst stattfinden. Die gegen Zahlung von 20 Ngr. zu erlangenden Mitgliedskarten berechtigen zu ermäßigten Fahrpreisen auf allen sächsischen Eisenbahnen. Berlin. Die Hauptbestimmungen des zwischen Deutsch land und Frankreich geschlossenen Vertrages wegen Zahlung der Kriegsentschädigung und Räumung der besetzten Departements sind folgende: „Die Ratification erfolgt inner halb 8 Tagen. Eine halbe Milliarde wird zwei Monate nach Ratification gezahlt. Fünfzehn Tage nach dieser Zahlung werden die Departements Marne und Haute-Marne geräumt. Eine zweite halbe Milliarde ist zahlbar am 1. März 1873. Hier folgt keine Gebietsräumung. Am 1. März 1874 wird 1 Milliarde gezahlt, wogegen Räumung des Vogesen- und Ardennendepartements stattfindet. Die dritte Milliarde und die Zinsen werden zahlbar am 1. März 1876. Nachdem