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' G Freitag. 31. IS. April 1872. Weißerih-Ieitung. Amts-Akatt Mr die Herichts-Aemter und StadLräLHe zu Dippoldiswalde und Krauenstein. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehnr in Dippoldiswalde. Diese- Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dicnstagr und Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis Vierteljahr!. 18v- Ngr. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Lerbreitun- finben, werden mit l Ngr. für die Spalten-Zeile berechnet. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Nächsten Sonntag, den 21. April, wird bei uns ein sehr seltenes Fest gefeiert werden, wenn nämlich durch menschenfreundliche und mildlhätige Seelen der Tag zu einem „Festtag" für die Betreffenden gemacht werden sollte. Der auf der Aue wohnende ehemalige Zimmermann Johann Gottlob Sonntag, und seine Frau, Christiane Dorothea Sonntag, begehen an diesem Tage ihre 50- jährige Hochzeit und werden Nachmittags 2 Uhr in unserer Stadtkirche nochmals den Segen der Kirche erhalten. Den armen, aber sehr rechtschaffenen Leuten wären einige Liebesgaben an diesem Ehrentage wohl zu wünschen, und sollte es uns freuen, durch diese Notiz ihnen zu solchen ver helfen zu haben. — Am 12. ds. Mts. fand man den Bergarbeiter Friedr. August Hähne! aus BorlaS im WaldeSdickicht oberhalb des Haltepunktes „Edle Krone" erhängt auf. Aller Wahrscheinlichkeit nach hat den, sonst deS besten Rufes sich erfreuenden Mann Schwermuth zu diesem Schritte getrieben. Dresden. In den sämmtlichen Landes-CorrectionS-, VersorgungS« rc. Anstalten in Sachsen befanden sich bisher 5186 Köpfe. Es mußte in der Finanzperiode von 1867 bis 1869 dafür ein Staatszuschuß von 1,105,629 Thlrn. geleistet werden. Auf die einzelnen Anstalten beziffert sich dieser Zu schuß für jeden Kopf in der Anstalt zu Waldheim auf 46 Thlr., in Zwickau auf 50 Thlr., in Hoheneck auf 75 Thlr., in Hohnstein auf 74 Thlr., in Bräunsdorf auf 57 Thlr., in Großhennersdorf auf 64 Thlr., in Hubertusburg auf 72 Thlr., in Sonnenstein auf 75 Thlr., in Kolditz auf 76 Thlr. — Bei Gelegenheit der Vollendung der 50,000sten Nähmaschine aus der Fabrik von Clemens Müller hier gab derselbe seinen Arbeitern ein Fest, wobei diese ihren Prinzipal wiederum mit einem silbernen Pokal beschenkten. Leipzig. Die Ost ermesse wird bis jetzt allgemein als eine in jeder Hinsicht vorzügliche bezeichnet. — Am 13. April wurde daS neue Gebäude der Nicolai- schule unter angemessenen Feierlichkeiten eingeweiht. — Die noch feiernden Schneidergesellen hatten sich erboten, mit den Prinzipalen wegen einer friedlichen Regelung des Zerwürfnisses sich zu besprechen; letztere waren auch darauf eingegangen und hatten eine Versammlung an beraumt. Inzwischen war aber ein Maueranschlag erschienen, dessen Inhalt mit dem, von den Feiernden ausgesprochenen Erbieten im grellsten Widerspruche stand. Die Prinzipale sahen sich daher gezwungen, von der gewünschten Vereinbarung abzusehen. Die Gesellen wollen nun eher abreisen, als um einen, nur um 8'/» pro Cent erhöhten Lohn wieder arbeiten; es meldeten sich nun 32 Mann zur Abreise und soll der Zuzug nach Leipzig fern gehalten werden. — Mitte August wird in Leipzig der Deutsche Protestantentag abgehalten werden. Auf die Tagesord nung sind die sociale Frage und die Bekenntnißfrage gesetzt worden. Berlin. Bei Berathung des Reichshaushaltes im Reichstage kam u. A. der Post-Etat zur Vorlage. Derselbe zeigt eine Einnahme von 27,959,950 Thlr. (1,480,280 Thlr. mehr als 1871V wovon der Procentsatz abzuziehen ist, der nach früheren Verträgen den einzelnen Staaten des deutschen Reiches gebührt, z. B. Preußen 2,558,098 Thlr., Sachsen 107,757 Thlr. rc. Von den Einnahmequellen der Post ist die aus dem Porto allein auf 23,600,000 Thlr. veranschlagt. — Das Preßgesetz für das deutsche Reich wird dem jetzigen Reichstag noch nicht vorgelegt werden. — Nach amtlichen Aufnahmen verfügt das deutsche Reich gegenwärtig, einschließlich der nicht dienstpflichtigen Jahrgänge, über nahezu 50,000 Seeleute. — In Köln und Bonn, ferner in Gießen und anderen Städten wurden sehr zahlreich besuchte Versammlungen gehalten, in denen man Petitionen an den Reichstag beschloß, welche die Vertreibung der Jesuiten aus dem Deutschen Reiche bezwecken. — Berlin hat nach der letzten Volkszählung eine Be völkerung von 826,341 Personen. Stuttgart. Der würtembergische Landtag ist am 15. April vertagt worden. — Der Setzerstrike io Stuttgart ist jetzt, nach r/i jährlicher Dauer, endlich beendet. Die Setzer wollen zum „Leipziger Normaltarif" weiter arbeiten, und wurde dieser Beschluß durch die Einmüthigkeit auf dem Buchdruckertag in Eisenach (Versammlung der Prinzipale) hervorgerufen. München. Trotz des Reichstages ist der bairische Landtag bis zum 24. April verlängert worden. (Vorlagen an den Reichstag wollen dies künftig nicht mehr geschehen lassen.) — Am 15. April feierte hier Prof. Döllinger, der bekannte Gegner der „Unfehlbarkeitslehre," sein 50jährigeS Priesterjubiläum. ' Greiz. Aus diesem kleinen Ländchen verlauten, wie man au« Gera schreibt, sonderbare Dinge bezüglich der Stimmung und Gesinnung in den einflußreichen Kreisen. In demonstrativer Weise feierte man des Fürsten Geburtstag, während man sich von der Geburtstagsfeier des Kaisers ängstlich zurückhielt. In Gera gewinnt man Guifft und An-