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Freitag. Rr 4«. 14. Ium 1872. Weißerih-Zertung. Amts-Matt fiir die Herichts-Aemter und StadtrWe zu Dippoldiswalde und Kranenstein. NkrMwortlichtr Nedattrur: Carl Ichm in DipPoldiswnlde. Diese- Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstag« und Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis Vierteljahr!. 18'/» Ngr. Inserate, welche bei der bedeutmdcn Auflage des Blattes eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit 1 Ngr. für die Spalten-Zeilc berechnet. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Sonntag, 9. Juni, fanden in Dresden die Verhandlungen des Turngaues der sächsischen Mittelelbe statt. Da Dippoldiswalde zu diesem Gaue gehört, so wollen wir auch in unserm Blatte einen kurzen Bericht dieser Ver handlungen geben, und das noch um so mehr, als die Turn sache immermehr Sache des Volkes wird und werden muß, indem sie ja mit unserer politischen Entwickelung Hand in Hand geht. Denn seitdem die allgemeine Wehrpflicht einge führt ist, weiß jeder gesunde Jüngling, daß er dieser Pflicht genügen muß. Es ist aber allgemein bekannt, welchen wohl- thätigen Einfluß der Militärdienst auf die körperliche Aus bildung hat, und wie schwer er Denen wird, welche in dieser Ausbildung noch weit zurück, und wie leicht Solchen, welche in derselben weiter vorgeschritten sind. Daher kommt es, daß Eltern schon aus diesem Grunde ihre Knaben auf die Turn plätze schicken und daß Jünglinge von selbst sich zu den Turn übungen herandrängen. Früher freilich vermied man bis zum 20. Jahre das Turnen, um, wenn auch gesund, so doch schwächlich zu erscheinen und vom Militärdienst freizukommen; jetzt sucht man es, weil man Soldat werden muß und die Schwierigkeiten sich dann nur leichter überwinden lassen. So entrollte denn auch der Geschäftsbericht ein recht erfreuliches Bild und wies nach, daß der Gau ca. 1600 Mit glieder zählt, von denen 900 praktische Turner sind, welche in 6'1 Riegen mit 96 Vorturnern turnen. Nach dem Kassen bericht besitzt der Gau ca. 283 Thlr. Schon seit längerer Zeit hat man mit tiefem Bedauern die Wahrnehmung machen müssen, daß auf den Turnfesten die Betheiligung an dem Preiswettturnen feiten der kleineren Vereine eine nur sehr geringe gewesen ist, und mußte man auf Mittel und Wege sinnen, diesem Uebelstande abzuhelfen. Zu dem Zwecke hatte eine hierzu erwählte Commission Vor schläge gemacht, nach welchen die Versammlung folgende Beschlüsse faßte: 1) Um mehr Einheit in das gesammte Gauturnwesen zu bringen, nahm man als maßgebende Lehr bücher Kapell's Handbuch für Vorturner und vr. Lion's Leitfaden zu den Frei- und Ordnungsübungen an. 2) Es sollen zur Weiterbildung der Vorturner die Gau-Vorturner- Uebungen eingeführt und nach Ort und Zeit jedesmal auf ein Jahr vorauöbestimmt werden. 3) Der Vorort (zur Zeit Dresden) wird von Zeit zu Zeit tüchtige praktische Turner nach den kleineren Vereinen der Provinz entsenden, um sich einerseits von dem Stande des Turnwesens überhaupt zu überzeugen, und andererseits wo nöthig und auf Verlangen beizustehen. 4) Das Preiswettturnen selbst soll in der Weise abgeändert werden, daß Volkswett- turnen und Niegenwettturnen an Gerüchen bei den Festen abwechseln. Man hofft, auf diese Weise den kleinern Vereinen, gegenüber den größeren, so viel Vortheile gewährt zu haben, daß eine Concurrenz recht wohl möglich ist. Wir können hier deshalb den Wunsch und die Bitte nicht unterdrücken, daß sich die Turner aus der Provinz an den Wettübungen recht zahlreich betheiligen möchten, und bei rechtem Muth und einigem Selbstvertrauen wird der Erfolg nicht fehlen. Also tapfer ins Zeug! Durch diese Beschlüsse hat der Gauvorstand Pflichten aufs Neue übernommen und da man keinen Augenblick zweifelt, daß er diese Opfer an Zeit und Geld bringen wird, so konnte auch der Antrag auf Herabsetzung der Beiträge zur Gaukasse vom Gautage nicht angenommen werden. Von den folgenden Beschlüssen heben wir nur noch den heraus: Der Gau ge währt vier tüchtigen, thevretisch und practisch gebildeten Turnern eine Reiseunterftützung zum vierten deutschen Turn feste in Bonn von je 15 Thalern. Zum Schluß wünschen wir der Turnsache, daß sie immer im frischen kräftigen Zuge bleiben, und daß ihr von Tag zu Tag immer mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden möge vom Hause und der Gemeinde, damit sie wachse und blühe zum Heile des Vaterlandes und der gejammten Menschheit. — In der am 12. d. M. in Oberhäslich abgehaltenen Versammlung von Landwirthen des Ger.-Amts Dippoldis walde einigte man sich über den Vorschlag eines Candidaten zum LandeS-Culturrath dahin, den bereits in vor. Nr: d.Bl. genannten Herrn von Oelschlägel in Ober-Langenau als solchen auch hier aufzustellen und den geehrten Wählern zu empfehlen. Dippoldiswalde, den 13. Juni. Heute und gestern fand hier unter den Commissaren Herren Posthalter Flemming von hier und Rittergutsbesitzer von Schönberg auf Reichstädt, sowie dem Militärbevollmächtigten Hrn. Major Hammer aus Dresden, die Musterung der Pferde des hiesigen Aushebungs bezirkes statt. ES wurden die Pferde aus Dippoldiswalde, Beerwalde, Berreuth mit Seifen, Börnichen, Börlas, GroH- ölsa, Höckendorf, Kipsdorf, Malter und Naundorf (am 1. Tage), und die aus Niederpöbel, Obercarsdorf, ObercunerS- dorf, Paulsdorf, Paulshain, Reichstädt, Ruppendorf, Sadis dorf, Seifersdorf, Spechtritz, Wendischcarsdorf und Wilms dorf (am 2. Tage), zusammen 961 Stück vorgeführt. Am 1. Tage wurden von 460 Stück vorgeführten Pferden 57 Stück, am 2. Tage von 501 zur Stellung gebrachten Pferden 67 Stück ausgehoben. — Nächsten Sonntag, den 16. Juni, wird Hr. Stabs trompeter Böhme mit dem Trompetercorps des Feldartillerie regiments Nr. 12, zusammen 24 Mann, auf hiesigem Schieß hause ein Concert veranstalten, auf welches wir unsere Leser, außer der bezüglichen Einladung im Jnseratentheile d. ,Bl.,