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Dienstag. Re. 45. 11. Juni 1872. Weißerih-Iettung. Zmts-Matt fiir die Kenchts-Aemter und Stadträthe zu Dippoldiswalde und Kraueustein. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehnr in Dippoldiswatde. Dieser Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährl. 18'/' Ngr. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Verbreitung finden, werdm mit l Ngr. sür die Spalten-Zeile berechnet. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, 10. Juni. Am Sonnabend constituirte sich bereits das Festcomitee zu dem, im Spätsommer dS. IS. hier abzuhaltenden Gesangsfeste. Man wählte die ver schiedenen Ausschüsse, die sich zu constituiren und ihre Vor sitzenden zu wählen haben, aus denen sich dann der eigentliche Festausschuß bilden wird. — In der Mittagsstunde vorigen Donnerstags (6. Juni) hat sich der hiesige Fuhrmann (ehem. Postillon) Müller, in Folge einer wegen bedrängter Vermögensverhältnisse über ihn gekommenen Schwermuth, auf dem Boden seines Hauses erhängt, nachdem er vorher durch Oeffnen der Pulsadern sich zu tödten versucht hatte. — So sehr man sich über den raschen Fortgang des Schleußenbaues in der Herrengasse unv am Oberthorplatze freuen muß, um so mehr muß man sich wundern, wie man die, durch Entfernung des ehemaligen Gasthofskellers zum „rothen Hirsch" entstandene Pinge so lange dulden kann! Dauerte es Anfangs des Baues über die Gebühr lange, ehe die Ruinen des Hauptgebäudes weggerissen wurden, so wird jetzt wieder, zum Entsetzen aller Passanten und Adjacenten, das Kellerloch mit einer Gleichgültigkeit offen gelassen, über die man sich nur wundern kann. Mag das Zuschütten des Loches zukommen, wem es wolle, — eS hätte schon längst geschehen und nicht erst die Presse genöthigt werden sollen, diese „innere Angelegenheit" vor die Oeffentlichkeit zu bringen. — Wir müssen heute ein Wort für die Rechte unserer Frauen und um Schutz derselben durch die Behörde einlegen. Der ohnehin nicht zu reichlich bemessene Bleich platz auf unserer Aue wird durch das Hüten von Gänsen gar häufig in einer Weise zeitweilig unbrauchbar gemacht, daß erst nach längeren Mühen die Wäsche auf dem Platze ausgebreitet werden kann. In neuerer Zeit werden aber auch, wenn der Platz des Abends leer geworden, ganze Schafheerden auf denselben getrieben, die das wenige dort wachsende Gras abweiden und ebenfalls garstige, dem Wäschebleichen durchaus nicht förderliche Spuren ihrer Anwesenheit hinterlassen. Dies ferner zu vermeiden, ist der Zweck dieser Zeilen, wozu wir mehrseitig aufgefordert worden sind. Hoffentlich genügen sie, um den Frauen einen so überaus nöthigen Platz zur Wäsch bleiche in einem guten Zustande zu erhalten. Dippoldiswalde. Im Monat Juli wird der hiesige Zweigverein der Gustav-Adolf-Stiftung seine Jahres versammlung (wo, ist z. Z. noch nicht bestimmt) abhalten. Um anzuregen, die edeln Zwecke des Vereins auch ferner zu fördern, theilen wir heute Einiges über die Thätigkeit des Dresdner Hauptvereins, sowie Allgemeines, aus dem Jahr 1871 mit. Der Central-Vorstand des Gustav-Adolf-Vereins hielt am 22. und 23. August vor. Js. die 25. Hauptversammlung in Stettin, zum ersten Male als ein deutscher Verein der Söhne Eines Vaterlandes unter Einem gemeinsamen evan gelischen Kaiser, im deutschen Reiche! Unversehrt war das Friedenswerk unseres Vereines aus dem gewaltigen KriegS- jahre hervorgegangen. 181,658 Thlr. 28 Ngr. 6 Pf. konnten als Unterstützungen von 954 Gemeinden und Instituten ver sendet werden, und 1027 bittende Gemeinden zeigen die dies jährigen Unterstützungs-Auszüge. Die Frauenvereine haben außer vielen Gaben in Arbeiten in diesem Jahre 25,000 Thlr. beigetragen, trotz des Krieges 4292 Thlr. mehr, als im Vorjahre. — An Kirchen und Kapellen sind 42 einge- weiht worden, worunter in Eger, Paderborn, Madrid. 39 Schulen und 38 Pfarrhäuser wurden vollendet. 201 Kirchen, 206 Schulen und Confirmandenhäuser, 97 Pfarrhäuser sind zu bauen angefangen und bedürfen der Unterstützung. — Der Dresdner Hauptverein hat 4534 Thlr. 27 Ngr. 5 Pf. Ein nahme gehabt. An Ostritz in unserer sächs. Lausitz wurden 800 Thlr., an Reichenberg 500 Thlr., an Deutsch-Gablentz 300 Thlr., an Rumburg 200 Thlr., an die österreichischen Schulen 200 Thlr., an Fröschweiler (Elsaß) 102 Thlr., an den Centralverein zur freien Verfügung 1295 Thlr. abgegeben. Wir wünschen, daß die Sammlungen in unserm Zweig verein, die noch in diesem Monat erfolgen werden, wieder recht reichlich ausfallen und Zeugniß geben möchten von dem evangelischen Sinne der VeretnSmitglieder. Frauenstein. Bezüglich der in vor. Nr. enthaltenen Mittheilung über unsere Eisenbahn-Angelegenheit ist nachzutragen, daß der hiesige Stadtrath bereits im April d. IS. eine desfallsige Petition beim kgl. Ministerium des Innern eingereicht hat, und ist dieselbe auch in der letzten Gewerbevereins-Versammlung verlesen worden. * Von der Grenze. Am 3. d. Mts. früh fand man eine in den vierziger Jahren stehende Weibsperson auf dem Wege von Tisch« nach Kosten (in Böhmen) erdrosselt im Chausseegraben liegend. Dieselbe hatte Tags vorher Verwandte in Tischa besucht, war auch von letzteren eine Strecke Weges begleitet worden. Da man bei der Ermordeten noch 3 Gulden vorfand, so läßt sich die Absicht nicht erkennen, die den Mörder zu der That bewogen. Dresden. Das Ministerinm des Innern hat die Wahlen zum Landesculturrathe ausgeschrieben und die Wahlcommissare ernannt. — Ueber die Obliegenheiten und Thätigkeit desselben geben wir nachstehende Mittheilungen: Der Landesculturrath ist das berathende Organ der Regierung in allen wichtigen Maßregeln, welche die Förderung der Landescultur betreffen ; er ist der Repräsentant der Wünsche der gesammten Landwirthschaft der Regierung gegenüber; er