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Freitag. Nr. 44. 7. Ium 1872. Weißerih-Aeitung. Amts-Matt für die Kerichts-Aemter und Stadträtije zu Dippoldiswalde und Krauenstein. Verantwortlicher Redakteur: Carl Ichne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis Vierteljahr!. 12V- Ngr. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit l Ngr. für die Spalten-Zeile berechnet. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Wir können den Lesern unseres Blattes heute die, aus sicherster Quelle uns zugegangene, für unsere Gegend wichtige und erfreuliche Mittheilung machen, daß es nach vielfachen, sehr dankenswerthen Bemühungen des Herrn Bürgermeisters Stephan in Altenberg gelungen ist, eine Postverbindung nach Teplitz, sowohl während deS Sommers, als auch des Winters, zu erhalten. Am 3. d. MtS. ist Herr Oberpostdirector Strahl und einer der Herren Post- Jnspectoren zur weiteren Regelung dieser Angelegenheit in Altenberg gewesen. Die Post wird vom 15. Juni an Morgens 6 Uhr in Altenberg und Nachmittags 4 Uhr aus Teplitz dort hin abgehen, falls diese Abfertigungszeit nicht etwa noch eine Aenderung erleidet. Der Fahrpreis nach Teplitz wird pro Person 10 Ngr., zurück 12 Ngr. betragen, ein außerordent lich billiger Preis, der Jedermann Gelegenheit zur Benutzung bieten wird. Die Postverwaltung hat mit einem Altenberger Fuhrwerksbesitzer ein Abkommen getroffen, wornach dieser für Mitnahme der Briefe und Packetsendungen eine bestimmte Summe erhält und das Personengeld selbst zieht, im klebrigen aber, namentlich in Bezug auf Bespannung und Beschaffen heit der Wagen, sich der Postcontrole zu unterwerfen hat. Ueber den dermaligen Stand unserer Eisenbahnfrage werden wir nächstens Erfreuliches berichten. Dippoldiswalde, den 5. Juni. Wie wir zu großer Freude vernehmen, haben unsere städtischen Collegien die Ab haltung eines Gesang festes des Elbgausängerbundes, der aus dem Kriegsjahr 1870 durch seine patriotische Betheiligung an dem allgemeinen Unterstützungswerke sich einen Namen von gutem Klange durch ganz Deutschland gewacht hat, für den Spätsommer dieses Jahres genehmigt. Nun vorwärts, rührt Euch, Ihr Sänger; an unserer Mitwirkung soll es nicht fehlen! — Das hiesige Haupt-, Vogel- und Scheiben- Schießen, welches, wie bereits bekannt gemacht worden, am 7., 8. und 9. Juli stattfinden sollte, wird, um nicht mit dem Dresdner Königsschießen zusammenzutreffen, erst am 14., 15. und 16. Juli abgehalten werden. Man hofft durch diese Abänderung auf eine größere Betheiligung von Schaubuden inhabern und darstellenden — Künstlern. Dem Vernehmen nach wird die hiesige Schützengesellschaft ein eigenes großes Zelt sich anfertigen lassen und dasselbe an einen Wirth ver pachten, wodurch die Aufstellung eines solchen Schutzdaches gegen die Unbilden der Witterung wesentlich erleichtert werden wird. Wenn der geforderte Pachtzins nicht zu hoch ausfällt, dürfte der Begehr nach dem fraglichen Zelte das aufgewendete Kapital (300—400 Thlr.) reichlich verzinsen, da in anderen, uns nahe gelegenen Orten bei ähnlichen Veranstaltungen ge wiß davon Gebrauch gemacht werden dürfte. K Frauenstein. Wegen eines Gerüchtes, daß die Freiberg-Duxer Eisenbahnlinie durch das Mulden thal in Aussicht genommen sei, fand sich der hiesige Gewerbe verein veranlaßt, in einer vor Kurzem abgehaltenen außer ordentlichen Versammlung, wozu auch Nichtmitglieder einge laden worden waren, wegen Einreichung einer Petition behufs Berücksichtigung der hiesigen Stadt bei Feststellung der Bahn linie, einen diesfallsigen Beschluß herbeizuführen. Der Vor sitzende, Hr. 6. Haupt, legte den Anwesenden in einem klaren und faßlichen Vortrage sowohl die Bortheile, welche wir durch eine Bahnlinie in möglichster Nähe unserS Ortes haben, als auch die Nachtheile, die wir erleiden würden, wenn solche den Tract durch das Muldenthal nehmen sollte, dar. Nach längeren Debatten beschloß man, da in dieser Beziehung un bedingt etwas geschehen müsse, nicht nur eine Petition,an die Sächs. Regierung, sondern auch an die Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Compagnie zu richten. Da nun auch von dem genannten Vorsitzenden des GewerbevereinS eine solche bereits entworfen worden war, so gelangte dieselbe nach einer geringen Modifikation sofort zur Unterschrift. Nicht minder vereinigte man sich noch zu dem Beschluß, den hiesigen Gtadtrath so wohl, als auch das König!. Gerichtsamt allhier wegen gleicher Petitionen umsomehr zu ersuchen, als nicht nur die hiesige Stadt, sondern auch die in das Königl. GerichtSamt einbe zirkten Landgemeinden bedeutende Geldopfer bezüglich der ver schiedenen Vermessungen des TracteS gebracht haben, beschloß auch, nach der schriftlichen Einreichung dieser Petitionen eine Deputation wegen besonderer Empfehlung der vorher in Aus sicht genommenen hiesigen Linie abzuschicken. * Frauenstein. Am vergangenen Sonntag, in der Nacht zum Montag, wurden wir durch die Sturmglocke aus dem Schlafe aufgeschreckt. Es brannte der Gasthof zur „goldnen Höhe" (auf der sogen. Hufe) bei Reichenau, in welchem kurz vorher noch Tanzmusik abgehallen worden war. Das Gebäude brannte bis auf die Umfassungsmauern nieder. Die Mobilien und Vorräthe des Parterre wurden vollständig gerettet; dagegen sind die in der Etage befindlichen bessern Mobilien nebst Betten, Wäsche, Kleivern rc. ein Raub der Flammen geworden. DaS Mobiliar war bis vor nicht zu langer Zeit noch beim Militär-BrandversicherungSverein versichert. Ein der fahrlässigen Brandstiftung verdächtiges Subject, ein reisender Handwerker, wurde gefänglich einge zogen. — Nur hätten wir noch zu wünschen, daß unsere Feuerspritze ein anderes Mal etwas früher abführe, als solches diesmal geschah, damit die durch sie zu bringende Hilfe nicht zu spät kommt. Auch scheint unser jetziges Spritzenlocal nichts weniger als praktisch zu sein, und man wird für die Folgezeit wohl darauf Bedacht nehmen müssen, ein passenderes Local zu beschaffen. >