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bekannt gemacht. Bon der bewegenden Kraft, der 40 Pferde kraft haltenden Dampfmaschine, die fast lediglich mit Ab gängen und Sägespänen geheizt wird, an, bis zu den fertigen Möbeln, die in höchster Eleganz ein herrliches Zeugniß geben von den großen Fortschritten, welche in der Herstellung von Möbeln aus massiv gebogenem Holze seit dem Bestehen dieser Fabrik gemacht worden sind, wurde den Beschauenden ein klares Bild geboten von der Anfertigung der verschieden artigsten Salon-, Zimmer-, Garten- und anderer Möbel so wohl, als auch ferner massiv gebogener Schlittenkufen, Wagen räder rc. rc. (Das in 3 Räumen, die zwischen 60 und 70 Hitzegrade enthalten, vorzunehmende Biegen der Hölzer selbst wird noch als Geheimniß bewahrt und Fremden nicht gezeigt.) Die Erwärmung der hohen, Hellen und gesunden Arbeits- Locale im Winter, sowie der Trockenräume, erfolgt durch Dampfofenheizung. Die Fabrik beschäftigt zur Zeit 450 Arbeiter, ohne die Flechtkinder, in ihren eigenen Localen, über 600 Flechter uvd Arbeiter in Filialen und kleineren Städten und Orten, sowie gegen 125 Stuhlbauer in der Stadt Rabenau. Sämmtliche Arbeiter, auch die Kinder, haben Accordarbeiten. Die jetzt an jedem Tage auf die Fertigstellung von 25 Dtzd. Stühlen eingerichtete Fabrik will die Leistungsfähigkeit nach Erweiterung und Neubau von Gebäuden auf täglich 50 Dtzd. bringen, um der enormen Nachfrage genügen zu können. Wir führen nun hier noch die Bezeichnungen einiger Maschinen auf, woraus sich die ungemeine Vielseitigkeit und Schnelligkeit, aber auch Tüchtigkeit erkennen läßt, mit welcher die Arbeiten in der Fabrik hergestellt werden. Außer einfachen, Bunt gattern, Kreis-, Band-, Chlindersägen rc. giebt es Vorderfuß-, Stab-, Rücklehne-Hobelmaschinen, Sitzhobelscheiben, Vorder- fußzapfendreh-, Horizontal- und Bertikal-Fräs-Maschinen, Sitz- und Ringkerbmaschinen, Einschneide-, Completirböcke; Sitz«, Lehnen-, Figurenbiegstöcke; — dazu an 70 Hobelbänke, 14 Raspelbänke, 40 Polirbänke und die vielen Flechtbänke. Besondere Gebäude und Werkstätten haben die Schlosser, Zimmerer, Lackirer rc. Sämmtliche Teilnehmer waren hocherfreut und befriedigt über Das, was sie in diesem Etablissement, einer hohen Zierde der sächsischen Industrie, gesehen, und wir sprechen auch hier den Herren Directoren den herzlichsten Dank aus für die unserem Gewerbeverein gebotenen, überaus interessanten und lehrreichen Anschauungen. — Am vergangenen Sonnabende ging hier ein blinder Mann, geführt von einem Knaben, mit Drucksachen hausiren, unter denen sich auch eine Broschüre befand mit dem Titel: „Warum muß am 12. August 1872 die Welt untergehen? Eine offene Antwort von Professor vr.H. Ludley, Inhaber der goldenen Verdienstmedaille für Wissenschaft, Ehrenmitglied der alterthumSforschenden Gesellschaft u. s. w." Chemnitz, Druck und Verlag von C. A. Hager. Wenn auch nicht Viele 15 Pfennige daran gewendet haben mögen, um diesen Wisch zu kaufen, so hat sich doch leider der darin ent haltene, übrigens ganz harmlose Blödsinn genngsam verbreitet, als daß wir es nicht für unsere Pflicht halten sollten, vor dem Lesen und Verbreiten solcher Schriften zu warnen. Wenn freilich Jeder so aufgeklärt und in den Naturkenntnissen so weit sicher wäre, als es im 19. Jahrh. wohl erwartet werden könnte, dann könnte dergleichen Unsinn, wie in jener Broschüre enthalten ist, überhaupt nicht gedruckt werden, da sich keine Käufer finden würden (denn selbst zur Erheiterung ist die fragliche Sudelei zu schwach), und würde er dennoch verbreitet, so würde er völlig unschädlich sein: — so lange eS aber noch Leute giebt, die auf jedes gedruckte Wort schwören, namentlich wenn es von einen vr. und Professor herrühren soll, wenn auch kein Mensch den angeblichen Inhaber von Medaille und Orden kennt, die dadurch möglicherweise um ihren Lebensfrieden gebracht oder zu dummen Streichen verleitet werden können, so lange ist es Pflicht, dergleichen Schwindelliteratur zu brandmarken, wie sie es verdient. Aus dem Schlüsse des Büchelchens theilen wir ein paar Zeilen mit, da sie das Einzige sind, worüber man wenigstens lachen kann: „Man bedenke die Umtriebe der Ultramontanen, der Lassalleaner, der Jnternationalaner contra Biömarckianer; man bedenke das Gerassel der Militärstaaten von Deutschland bis nach China; dazu die theuern Hosenstoffe, das theuere Sohlenleder und die theure Butter — zu was kann, ja zu was muß dies führen? Zu nichts Anderem, als zum Unter gänge der Welt!" — Uebrigens wird dies nach Prof. Ludley am 12. August, Nachmittags 5 Minuten vor drei Viertel auf 1 Uhr erfolgen. Also hübsch aufgepaßt! * Cunnersdorf bei Glashütte. Der Hausbesitzer Johne Hierselbst war genöthigt, sein sehr baufälliges Haus einer Reparatur zu unterwerfen. Als derselbe am Dienstag, 28. Mai, einen Giebel niederriß, fand er zwischen zwei größeren Steinen in einer Vertiefung ein Säckchen mit 185 Silber münzen in der reichlichen Größe und Stärke eines Zweithalerstückeö, mit der Jahrzahl 1636. Der Werth der selben soll an 300 Thlr. betragen. Der glückliche Fund wird dem Mann Wohlthun und ist ihm sehr zu gönnen. -f- Frauenstein, 29. Mai. Am vorigen Sonnabend hat die Hebung des Dachstuhls auf hiesigem Kirchenbau unter entsprechender Feierlichkeit cor dem Kirchenvorstande und im Beisein der von ihm eingeladenen städtischen Behörden und übrigen Gemeinderäthe des Kirchspiels, sowie des eben falls eingeladenen hiesigen Schützencorps und des hiesigen Militärvereins, stattqefunden, und ist darnach den sämmtlichen Baugewerken die im Baucontract vorgesehene Ergötzlichkeit, welcher auch die Herren Baumeister Lommatzsch und Herr mann beiwohnten, gewährt worden. Gleichzeitig haben die Letztere» beim Vorsitzenden des Kirchenvorstandes angezeigt, daß und warum es ihnen ohne ihr Verschulden unmöglich sei, die contractliche Bauzeit innezuhalten, und um Verlänge rung derselben bis zu einer von ihnen offerirten Frist gebeten, welche dem Kirchenvorstand vom Vorsitzenden in der deshalb demnächst von ihm anzuberaumenden Sitzung eröffnet werden soll. — Bei einem Besuche, womit Herr Regierungsrath Königsheim von der Königl. Kreisdirection zu Dresden am ersten Pfingstfeiertag uns beehrte, überzeugte sich derselbe vom Stande der hiesigen öffentlichen Bauten, wozu die Re gierung außer der gesetzlichen Immobiler-Brandschädenver- gütung unsrer Stadt- und Kirchgemeinde bei den Landständen bekanntlich alsbald nach unserem Stadtbrande eine Staats beihilfe von 12,000 Thlr. ausgewirkt, auch die Aufnahme zweier Darlehne bewilligt hat, wohnte einem Jnterimö-GotteS- dienste in der Hospitalkirche bei und nahm das Mittagsmahl in der Superintendur ein. — Eine auch hierher gelangte Beschwerdeschrift an die in LvanZcIicis beauftragten Herren Staatsminister gegen das Königl. Staatsministerium des Cultus und öff. Unterrichts wegen einer Verordnung vom 12. Jan. d. I., worin Es drei Freigemeindlern den Austritt aus dem Kirchenvorstand einer ev.-luth. Gemeinde nur an heim-, nicht aufgegeben, ist von dem hiesigen Adressaten nur aus formellen Gründen nicht zur weiteren Betheiligung aus' gegeben worden. — Dem neulicken Correspondenten Ihres Blattes über diese Angelegenheit, sowie seinen mit der Sache gleich wenig vertrauten Lesern, empfehlen wir, wenn ihnen Lessings Unterscheidung zwischen Orthodoxie und Ortho- doxismuö unbekannt oder unverständlich sein sollte, Rüling's Vortrag darüber, der unlängst in 2. Auflage bei Naumann in Dresden erschienen. Frauenstein. Ihr Correspondent bezüglich der hiesigen Schützenfahnenweihe hatte in seinem Berichte in vor. Nr. ds. Bl. die Hauptsache, nämlich die der Weihe voran gehende, von Herrn Diac. Krumbholz hier ebenfalls ge haltene längere Festrede, welche, wie wir von vielen Seiten zu hören Gelegenheit hatten, allgemein gefallen und befriedigt halte, zu erwähnen wahrscheinlich übersehen, denn ein Grund, warum dies vielleicht absichtlich geschehen sein könnte, liegt