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d' " ' U! ' ' — : * . ' V Freitag. Rr. S». 17. Mai 1872. Weißerih-Zeitung. Amts-Mlatt für die Hcrichts-Aemtcr «nd Stadträthe zu Dippoldiswalde «nd Krauenstein. Verantwortlicher Redakteur: Cart Jehne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährl. 18'/» Ngr. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit 1 Ngr. für die Spalten-Zeile berechnet. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Die für unsere Stadt und weitere Umgegend so hochwichtige Frage, die Herstellung einer kürzesten Schienenverbindung von Dresden über Dippoldiswalde nach dem Centrum der mächtigsten und besten Braunkohlen lager bei Brüx, welche erst hierdurch dem hauptsächlichsten deutschen Kohlenconsumreviere erschlossen werden, wird einen günstigen Abschluß finden. In der „Zeitung des Vereins deutscher Eisenbahnen" wird aus Wien vom 4. Mai mitge- theilt: „Während bei der Generalversammlung der Leipzig- Dresdner Eisenbahn-Compagnie die Frage des Anschlusses der Nossen-Freiberger Zweigbahn an die projectirte Fortsetzung der Prag-Duxer Bahn von Brüx an die böhmische Grenze erörtert wurde, hat sich gleichzeitig auch unser Handelsministerium mit derselben Angelegenheit eifrigst beschäftigt. Es wurden nämlich gerade zu jener Zeil von dessen Seite Conferenzen mit dem VerwaltunaSrathe der Prag-Duxer Bahn gepflogen, die in den letzten Tagen zum Abschlüsse gelangten und die Einbringung eines Gesetzentwurfs im Abgeordnetenhause wegen Concessionirung der Er gänzungslinien zur Folge haben werden. Nach den ge pflogenen Vereinbarungen erhält die Prag-Duxer Bahn die Concession für die Strecke Brüx-OberleutenSdorf-Ossegg- Klostrrgrab bis an die böhmisch-sächsische Grenze bei Muldau, gegen die übliche Steuer und Gebührenbefreiung auf die Dauer von 10 Jahren." Dresden. Auf den kgl. Staatseisenbahnen werden die vom nächsten Sonnabend an bis Mittwoch gelösten TageS- billets ihre Geltung haben bis Freitag, den 24. Mai. — Unser Königs paar ist am Mittwoch Abend von der Reise nach Italien wieder in Jahnishausen angelangt. — Das große Vogelschießen wird in der Woche vom 28. Juli bis 4. August abgehalten werden. Leipzig. Da neuerlichst abermals eine blutige Schlägerei zwischen Studenten und Eutritzscher Einwohnern in Eutritzsch stattgehabt, so sind die Studenten aufgefordert, so lange, bis durch Maßregeln der Behörden die Wiederkehr derartiger Excesse verhindert wird, Eutritzsch nicht zu besuchen. — Die neue Pferde-Eisenbahn in Leipzig ist am Donnerstag, 16. Mai, eröffnet worden. Berlin. Man schreibt, daß die Pläne des Reichs kanzlers in Bezug auf die Maßregeln gegen die Jesuiten weit hinaus über die Vorschläge gehen, welche bisher gemacht wurden. Fürst Bismarck soll von der Voraussetzung aus gehen, daß die katholische Kirche selbst, den Papst mit inbe griffen, unter der terroristischen Herrschaft der Jesuiten, als einer kirchlichen politischen Secte, steht, und daß ihre Be freiung von dieser Herrschaft die Vorbedingung der Möglich keit jeder Verständigung zwischen ihr und dem deutschen Reich oder dem modernen Staat überhaupt ist. Ein Friede des Staates mit der Kirche ist also so lange nicht möglich, als diese von der Secte beherrscht ist, von welcher auch die Bischöfe terrorisirt werden. Nicht die Jesuiten in Deutschland, sondern die Jesuiten in Rom sind das Hinderniß, welches einer gründlichen Lösung der kirchlichen Fragen eutgegensteht, und die Politik, welche die Aufgabe des Staates von einem höheren Standpunkt erfasse, habe den Gegner dort in Rom zu vernichten. Wir können nur wünschen, daß der Reichstag sich diese Anschauungen aneignet, und dem Leiter unserer auswärtigen Politik die Vollmacht giebt, diejenigen Schritte in Rom anzubahnen, welche geeignet sind, dem für die Frei heit und Ruhe ganz Europa'« gefährlichen Jesuitentreiben ein Ende zu bereiten. Elsaß. Auf eine Petition von circa 47,000 Frauen Elsaß-Lothringens an Fürst Bismarck um Gewährung von Vergünstigungen an Militärpflichtige hat derselbe ab lehnend geantwortet. Es entstand darob viel Klagens und Weinens, denn die Damen hatten ganz bestimmt gehofft, das Herz des Reichskanzlers zu rühren, hatten sogar die Mutter des letzteren cttirt, deren Liebe er eingedenk sein möge. Ver gebens. Nun wird noch die falsche Nachricht verbreitet, es werde im deutschen Reichstage ein höchst grausames Militär gesetz ausgearbeitet, da« die Soldaten rechts- und schutzlos mache. ES wandern daher die jungen Leute sehr zahlreich nach Frankreich und Amerika auS; in Dörfern, die sonst 30 — 40 Rekruten stellten, sind kaum 6—8 zu finden. Die Regierung sollte den Verbreitern von unwahren Nachrichten das Handwerk legen und für geeignete Belehrung der unteren Stände des Volkes sorgen. — Bei der Prüfung für Einjährig-Freiwillige im Unter-Elsaß am 4. Mai hatten sich 101 junge Leute ge meldet, von denen 23 auf Grund ihrer Zeugnisse den Be rechtigungsschein ohne Examen erhielten; von 74 examinirten Elsässern bestanden 55 die Prüfung, während 19 für diesmal vertagt werden mußten; sie werden dies im Herbste nachholen können. — Die Kosten der Universitätsfeier in Straßburg (30,000 Thlr.) hat der Kaiser auf seine Kasse übernommen. Oesterreich. Der Kaiser ist von einer Reise zurück gekehrt, die er mit großem Gefolge durch die, seit Jahr und Tag von Ueberschwemmungen heimgesuchten Gegenden Süd- europa's unternommen hatte. Sein Erscheinen und seine Hülfe, die auch ferner eine ausgiebige sein wird, hat die be drängten Bewohner jener Gegenden aufgerichtet. Ueberhaupt genießt der Kaiser, wie niemals in Oesterreich, jetzt in Ungarn eine allgemeine Liebe und Verehrung.