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Dienstag. Rr. 83. 19. März 1872. Weißerih-Ieitung. Amts-Afatt für die Herichts-Aemter und Stadträtlje zu Dippoldiswalde und Krauenstein. Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstags nnd Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährlich 10 Ngr. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes «ine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit 1 Ngr. für die Spalten-Zeile berechnet. An unsere Leser. Der Schluß des Vierteljahres ist nahe, und die Erneuerung des Abonnements ist nothwendig. Indem wir für das bisher geschenkte Vertrauen unserer Leser herzlich danken und zu recht zahlreicher Betheiligung für die Zukunft auffordern, sehen wir uns in die Nothwendigkeit versetzt, angesichts der außerordentlich gestiegenen Papierpreise und Arbeitslöhne, — ganz abgesehen voll der zu Neujahr 1872 eingetretenen Format-Vergrößerung unseres Blattes — vom nächsten Vierteljahr an eine mäßige Erhöhung des Preises, von 10 auf 12^/, Ngr. für das Mertel jahr, eintreten zu lassen. Wir fürchten nicht, deshalb nur Einen Abonnenten zu verlieren; — können wir uns doch das Zeugniß geben, den wahren Interessen unserer Leser bisher aus allen Kräften gedient zu haben, und werden wir künftig diesen Grundsätzen nicht nur treu bleiben, sondern eifrig bemüht sein, unserm Blatte jede nur mögliche und wünschenswerthe Verbesserung zu geben. Dippoldiswalde, 17. März 1872. Dit Nldactwn dkr „Weißttih-Zeitung." Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, den 16. März. Der gestrige Ver sammlungsabend des Gewerbevereins brachte uns einen zahlreich besuchten, sehr interessanten Vortrag des Hrn. Architekt O. Schmidt allhier: „Ueber die Kunst im Gewerbe." Ausgehend von den politischen Errungenschaften Deutschlands in dem Kriege der Jahre 1870 und 1871, kam der Vortragende auf eine Darlegung unserer in kunstge werblicher Hinsicht leider noch vielfach zurückgesetzten Stellung. Wenn von Segnungen des Friedens gesprochen werde, so feien dieselben besonders auch auf diesem Gebiete zu wünschen und zu erringen, Deutschland müsse auf industriellem Gebiete dieselbe Stellung erlangen, als auf politischem. Ohne Kampf könne dies nicht geschehen. Es gelte also, den fremdländischen Einfluß auf unsere Gewerbe zu bekämpfen und unfern Er zeugnissen ein nationales Gepräge zu geben; dadurch würde es uns gelingen, dem Auslande den Rang abzulaufen. Hier wurde auf das selbständige, freilich durch die eigenthümlichen Verhältnisse während der Pariser Belagerung hervorgerufene Vorgehen der Schneider und Hutmacher hingewiesen, die auf jährlichen Congressen die Formen für ihre Fabrikate festsetzen. Doch nicht dem Einzelnen, nur der Gesammtheit könne der Kampf gegen das Fremde gelingen, wenn sie dem Auslande mit gediegenen besseren Leistungen entgegentrete. — Daß das nicht schon längst geschehen sei, liege daran, daß es bei uns vielfach an Interesse und Berständniß für das Schöne mangele. Diesem Mangel müsse beim producirenden Fachmann und beim consumirenden Publikum gleichmäßig abgeholfen werden durch Verbreitung der Kunstgrundsätze und Ausbildung des Schönheitssinnes durch Wort, Schrift, Bild. Schon in der Jugend sei der Grund zum künstlerischen Berständniß zu legen; im Zeichenunterrichte sei nicht blos Auge und Hand zu bilden, auch die Grundlage der Stylbe griffe könnten dem empfänglichen Schüler vermittelt werden. Hierzu fügte der Vortragende noch, gleichsam als Erläuterung vielfach gebrauchter Bezeichnungen, einige Grundbegriffe der Aesthetik und schloß mit nochmaligem Aufruf des patriotischen Sinnes zur Erstrebung des im Vortrage mehrfach erwähnten Zieles. — An den durch ausgeführte Zeichnungen und flüchtige Darstellung an der Tafel anschaulich gemachten Vortrag, schloß sich eine DiScussion, in welcher unter Anderem Hr. Schuldirector Engelmann den Wunsch aussprach, es möchten von den Gewerbevereinen Schritte geschehen, die Regierung zur Herausgabe von Musterblättern für das spezifisch bürger liche Gewerbe (im Gegensatz zum ausgebildeten Kunstgewerbe) und zur Errichtung von Gewerbemuseen zu veranlassen. Möchte uns Hr. Schmidt recht bald wieder durch einen ähnlichen, anregenden Gegenstand erfreuen. — 18. März. Am gestrigen Sonntage beging die hiesige freiwillige Feuerwehr in einfacher Weise ihr Stiftungsfest und vollendete damit das 7. Vereinsjahr. Aus dem bei der Hauptversammlung, welche der Geselligkeit vorausging, vorgetragenen Jahresberichte entnehmen wir, daß das Corps gegenwärtig aus 89 Mann besieht, dem 2 Spritzen zur Bedienung übergeben sind. Bei Schadenfeuern war dasselbe im vergangenen Jahre nicht thätig, da unsere Stadt glücklicherweise vor Brandschaden bewahrt blieb. DaS Corps hat 7 allgemeine und 8 Spezialübungen abgehalten, und in 4 Haupt- und 12 Ausschußversammlungen seine An gelegenheiten berathen, unter denen besonders die auf eigene Kosten geschehene Anschaffung von Lederhelmen (ü 2^» Thlr.) hervorzuheben ist. Die zur Erleichterung der Hetmkasse ver anstalteten 2 Abendunterhaltungen gaben «ine Einnahme von 86 Thlr. 12 Ngr. 8 Pfg., wovon, nach Abzug der Kosten,