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Dienstag. Rr. S8. y. Apnl 1872. Weißerih-Feitung. Amis-Matt für die Kerichts-Aemter und Stadträthe z« Mppokdiswakde und Israirenstein. Verantwottlichcr Redattcur: Carl Irhnc in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis Vierteljahrs. 18'/? Ngr. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage deS Blattes eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit 1 Ngr. für die Spalten-Zeile berechnet. Tagesgefchichte. Dippoldiswalde. Bezüglichunserer Eisenbahnfrage können wir die erfreuliche Mittheilung machen, daß am ver« gangenen Donnerstag, 4. April, die Mitglieder des Comitö'S, in Begleitung eines Unternehmers, zweier Ingenieure, von denen der eine au» England, der andere Betriebs-Ingenieur der Generaldirection der sächsischen Staatsbahnen ist, die projectirte Strecke bereist haben. Dieselbe begann in 8ockwitz und geht über Kreischa, Lungkwitz, Hirschbach» Dippoldiswalde und Schmiedeberg, und von da (wahrscheinlich durch das Pöbelthal) nach der böhmischen Grenze. Wie wir vernehmen, haben sich die betreffenden Herren sehr günstig für unser Projekt ausgesprochen, zu dessen weiterer Ausführung nur noch — wie wir bereit berichteten — die Genehmigung der österreichischen Regierung zum Bau der dortigen Eisenbahn nach der sächsischen Grenze fehlt. Es wird dieselbe jedoch nicht mehr lange auSbkiben. Glück auf! — Von dem Comitee zur Begründung einer evangelischen Kirchengemeinde zu Ostritz erhalten wir einen Aufruf an die evangelischen Glaubensgenossen im Königreich Sachsen. 4—500 Protestanten wohnen innerhalb der römisch-katholischen Kirchspiele Ostritz, Grunau und Königshain, unter mehr als 5000 Katholiken und wollen sich nun eine eigene evangelisch lutherische Kirchengemeinde dauernd begründen. Sie haben 1870 ein passendes Grundstück erworben, auf welchem sie ein Bet- und SchulhauS bauen und wollen ein Gottes-, sowie ein Pfarrhaus erbauen. Zu dem Allen reichen ihre Kräfte nicht aus, da sie fast alle unbemittelt sind, und das Comitee wendet sich nun an die Glaubensgenossen im Lande um Spenden durch eine Haussammlung, welche vom königlichen Ministerium gestattet worden ist. : Altenberg. Am 2. Feiertage hatte sich die Wittwe L. in Georgenfeld, nachdem sie um 5 Uhr früh ihre Tochter geweckt, diese aber nochmals eingeschlummert war, heimlich aus dem Hause entfernt. Bon der bald darauf erwachten Tochter und deren Bruder, welche nichts Gutes ahnten, da die Mutter an Schwermuth litt, gesucht, fanden sie diese bald in dem sog. schwarzen Teiche, wo sie bei dem Brückchen hineingesprungen war. Obgleich sie sofort herauS- gezogen, auch der kgl. Bezirksarzt schnell zur Stelle war, erwiesen sich doch alle Wiederbelebungsversuche als vergebliche. Die allgemein geachtete Wittwe wird von 8 Kindern schmerz lich betrauert. Altenberg. In der Nacht vom 4. zum 5. April haben abermals Diebe unfern Ort uqstchev gemacht. Hin Berg mann, welcher in der 1. Stunde nach Mitternacht anfahren wollte? hatte ein mehrmaliges Pfeifen vernommen und dies für DiebeSstgnale gehalten? er weckte schnell seinen Wirth, der auch schon öfter bestohlen worden war, und beide legten sich auf die Lauer, sahen auch bald zwei Männer über den Zaun steigen und mit einer Blendlaterne nach dem Hause kommen, in dem sie aber den Schein des Nachtlichtes bemerkt haben mögen und entweder deshalb von einem Einsteigen abließen, oder weil zu dieser Zeit weiter oben in der Neu stadt wieder das Pfeifen ertönte. Dorthin haben sie sich auch gewendet und dem Handelsmann Sieber einen Besuch gemacht, indem sie in dessen Laden einen Diebstahl ausführten. Auch beim Obersteiger Mende machten sie einen Versuch mit Erbrechen deö Fensterladens, sind aber dort durch einen jungen Menschen gestört worden. — Es wäre sehr zu wünschen, daß wieder eine Bürger-Nachtwache eingeführt würde, da die jetzigen finstern Nächte den Dieben sehr zu statten kommen. Rabenau. Die hier bestehende Sächsische Holz- Jndustrie-Gesellschaft (Fabrik von Möbeln aus massiv gebogenem Holze) hat in ihrer General-Versammlung-eine Dividende von 5 pro Cent für die 6 Monate umfassende Geschäftsdauer beschlossen. Da» Betriebskapital wird, um Mittel zu umfassenderen und günstigeren Holzeinkäufen rc. zu haben, verstärkt werden, und sollen 100,000 Thlr., zur Hälfte in Stamm- und zur Hälfte in PrioritätS-Actien, auS- gegeben werden. — Die Thode'sche Papierfabrik zu Hain-berg producirte 1871 5,931,184 Pfund Papier, hatte eine Ein nahme von 752,037 Thlrn. und gewährte den Aktionären eine Dividende von 18 pro Cent. Dresden. Entgegen den Beschlüssen der 1. Kammer, hatte die 2. Kammer unseres Landtages die etatmäßigen Ausgaben für den Posten eines Gesandten in Wien ab gelehnt, und mußte diese Nachricht einen Jeden, der auf die Einigung des großen Vaterlandes einigen Werth legt, ange nehm berühren. In dem Bereinigungsverfahren mit der 1. Kammer ist jedoch die 2. Kammer von ihrem Beschlüsse wieder abgegangen und hat die etatmäßige Ausgabe mit 39 gegen 26 Stimmen genehmigt. Sachsen hat also wieder seinen eigenen Gesandten am katholischen Hofe in Wien, der dem Lande jährlich 6—8000 Thlr. kostet. — DaS von den Kammern votirte Finanzgesetz, ist im Oidinarium auf 13,752,919 Thlr., im Extraordinarium auf 17,230,748 Thlr. festgestellt. — Am 6. April, nachdem beide Kammern noch Sitzungen gehalten, ist die Vertagung des Landtages bis zum Herbst dS. Js. erfolgt. - Der König und die Königin werden in dieser Woche eine Frühjahrsreise nach Italien antreten und einen mehrwöchentlichen Aufenthalt in Riva am Gardasee nehmen. — Auf Anregung des königl. Ministerium»' de» Innern sind von sachverständiger Hand Vorschriften für Straßen« «