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— 183 — -4 - K Kirchliche Nachrichten. Dippoldiswalde. Am Sonntag« Palmarum (24. März) Confirmation der dieSjähr. Kateck'umenen. Confirmationsrede Herr Superintendent Opitz. Vor her Communion Herr Diac. Gersdorf. Nachmittags zwei Uhr Gottesdienst, zunächst für die Neu-Confir- mirtcn. ein wenig wirr um das frische, blühende Gesichtchen. Friedrich, der am Wege stand, hielt eS für Pflicht, zuerst zu grüßen. „Guten Morgen, Fräulein Göpel!" „Danke, Herr Winter!" antwortete sie ein wenig schnippisch. Zugleich goß sie das Wasser au« dem Eimer, der zu voll war, in die Steine zurück. Friedrich hatte die Verstimmung des schönen Mädchen gemerkt. „Sie haben wohl schlecht geschlafen?" „O, im Gegentheil, ich habe ganz gut geschlafen." „Und doch scheinen Sie übler Laune zu sein?" „Wenn man mit Hohn angeredet wird . . ." „Wie, mit Hohn?" fragte erstaunt der Knappe. „Ich wüßte doch nicht . . ." Sein Erstaunen war wirklich nicht erkünstelt. Auch erröthete er, als Klärchen ihn mit ihren Gazellenaugen anblickte und im Tone des Borwurfs ausrief: „Wir sind schlichte Landleute und kennen die Compli- mente der Stadt nicht, die für ein armes Müllermädchen nur Hohn bedeuten. Ich mache keinen Anspruch auf Titu laturen, die mir nicht zukommen." Jetzt wußte der Knappe, woran er war. „Sie zürnen mir, weil ich Sie „Fräulein" genannt hab?" „Natürlich!" „Was könnte mich veranlassen, Ihnen Dinge zu sagen, die Ihnen unangenehm sind?" Klärchen erröthete „Ich will zur Kirche gehen," fuhr sie fort, um das Gespräch von dem Gegenstände abzulenken. „Es ist schon spät, ich muß mich tummeln, wenn ich den Anfang des Gottesdienstes nicht versäumen will. Bis zum Dorfe ist es eine gute Viertelstunde ..." Sie wollte fort. Friedrich griff zu dem Eimer. „Lasten Sie doch, ich kann ihn allein tragen!" Durch eine rasche Bewegung entwand sie ihin das volle Gefäß und eilte leichtfüßig die Stufen der Treppe hinab, die in den Hof führte. Schon im nächsten Augenblicke war sie in der Thür de- Hauses verschwunden. Der Knappe sah ihr verwundernd nach. Diese kurze Unterredung hatte einen tiefen Eindruck auf ihn auSgeübt. „Wüßte ich doch," dachte er, „wie ich mit dem Mädchen daran wäre! Ich kann fast nicht glauben, waS Eckhardt mir gesagt hat." Sinnend ging er in feine Kammer, zog die besten Kleider hervor und machte Toilette. Schon nach einer halben Stunde war er fertig. Wer ihn jetzt wieder sah, hätte ihn wahrlich nicht für einen Mühlknappen gehalten; er glich einem eleganten Städter, der dem Sonntagsvergnügen nach geht. Und wie geschmackvoll war er gekleidet. Wie zierlich trug er das Rohrstöckchen mit dem glänzenden Metallknopfe! Die arbeitgewohnten Hände staken heute sogar in braunen Glacehandschuhen. Und wie keck saß der graue Filzhut auf dem schwarzen Lockenkopfe! So schritt er über den Mühl hof; er grüßte die Meisterin, die aus dem Fenster sah. (Fortsetzung in der nächsten Freitags-Nr.) Allgemeiner Anzeiger. Bekanntmachung. Nachdem am heutigen Tage an Stelle des verstorbenen Gutsbesitzers Herrn Christian Gottlieb Börner in Speehtritz der dasige Gutsbesitzer Herr Johann Gottlob Faust als Ortsrichter verpflichtet worden ist, so wird solche- hiermit bekannt gemacht. Dippoldiswalde, den 16. März 1872. Königliches Gerichtsamt. Klimmer. Aufforderung. Alle diejenigen in hiesiger Controle stehenden Mannschaften des Beurlaubtenstandes, welche glauben, noch nach träglich Versorgungs-Ansprüche erheben zu können, werden hiermit aufgefordert, unter Beibringung der nöthigen Zeugnisse, und zwar u. einer Bescheinigung der Ortsbehörde über die wahrscheinliche Entstehungs-Ursache der Invalidität und b. eines ärztlichen Zeugnisses über den Verlauf der Krankheit rc., sich persönlich zu gestellen: am s. April ds. Js., Vormittags zwilchen 8 und 12 Uhr, die Mannschaften der 1. Bezirks-Compagnie: im Landwehr-Bureau zu Freiberg, die Mannschaften der übrigen Bezirks-Compagnieen: bei ihren vorgesetzten Bezirks-Feldwebeln. Diejenigen, welche wegen Krankheit sich nicht persönlich melden können, haben Solches unter Vorlegung einer Be scheinigung der Ortsbehörde über Marschunfähigkeit an gedachtem Tage anzuzeigen, resp. anzeigen zu lasten. Etwaige spätere, als am 5. April eingehende Anmeldungen werden unter allen Verhältnissen zurückgewiesen werden. Schließlich wird noch hinzugefügt, daß ein Versorgungsanspruch nur dann Berücksichtigung finden darf, wenn bei vorhandener Dienstunfähigkeit der Nachweis geführt werden kann, daß die Beschädigung rc. durch den aetiven Militärdienst entstanden ist. Königl. Landwehr-Bataillon Freiberg, am 19 März 1872. Bodemer, Major z. D. und Bezirks-Commandeur. I