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— 182 — BreSlau. In Wittlowitz (zu Mähren gehörig und an der preußisch-schlesischen Grenze bei Mährisch-Ostrau liegend) haben am Montag, 18. März, in dem Rothschild« schen Tiefbaue Arbeiterunruhen und Revolten stattge funden. Die Grubengebäude wurden beschädigt und die Casse geraubt. Da« Militär mußte einschreiten und wurden dabei 4 Arbeiter getödtet uud 50 verwundet ; gegen 100 sind ver haftet worden. Als Ursache des Tumultes wird die, Seiten der Pächter verzögerte Löhnung bezeichnet. Düsseldorf. Am Mittwoch, 20. März, brach in dem Akademiegebäude Feuer aus, wodurch dieses und das an« grenzende Ständehauö zerstört wurden. Viele Kunstschätze sind vernichtet, die öffentliche Bildersammlung und die ständische Bibliothek aber gerettet worden. Frankreich. Herr Thiers hat sich bei dem letzten Empfange sehr beruhigend über die Lage Frankreichs ausgesprochen und geäußert, daß er bei einer Berufung an das Volk weder die Bonapartisten, noch die Revolutionäre fürchte; der Bauer sei im Allgemeinen zufrieden, da er seine Produkte gut verkaufe und die Ernte die besten Aussichten biete. — Im Kriegsministerium, in den Waffenfabriken und und Arsenalen herrscht ungemeine Thätigkeit ; doch ist durchaus nicht anzunehmen, daß sich der Präsident der Republik mit kriegerischen Hintergedanken herumträgt. Die Herstellung einer starken Armee ist aber eine seiner Ideen, die dem Lande sehr viel Geld kosten. Klärchen. Novelle von August Schrader. (Fortsetzung.) 4. Wirkungen. Die Geschäfte in der Mühle nahmen ihren ruhigen Verlauf. Friedrich Winter war ein so vortrefflicher Mühlknappe, daß Meister Göpel sich glücklich pries, ihn ausgenommen und den störrischen Eckhardt entlassen zu haben. Die als zänkisch verschriene Meisterin behandelte ihn so wohlwollend, als ob er ihr Sohn wäre; an Zank und Streit war nicht zu denken. Und wie freundlich behandelte der Knappe die Mahlgäste, die aus der Umgegend kamen, um sich den Bedarf von Mehl zu verschaffen! Wahrlich, einen bessern Stellvertreter konnte Göpel nicht wünschen. Wäre nur die Sorge um die Beschaffung des Kapitals von dem Haupte des braven Müllers genommen, der nun schon bei allen Bekannten angefragt hatte und mit Bedauern ab gewiesen worden war. Göpel hatte den Muth nicht mehr, irgend einen Schritt in dieser Beziehung zu unternehmen; er fürchtete, seinen Credit zu beeinträchtigen. Und ein Tag nach dem andern schwand dahin, der verhängnißvolle Zahltag rückte immer näher. Auch der Professor sandte keine Er klärung. Trotz seiner Angst hielt Göpel dies für ein guieS Zeichen; was lange währt, wird gut, dachte er, und der Professor kann die Entscheidung doch nicht bis auf den letzten Augenblick verschieben, es wäre dies eine unverzeihliche Rück sichtslosigkeit. Er zog cö vor, die Sorgenlast noch allein zu tragen und der Gattin die Geldgeschichle zu verschweigen. Friedrich Winter hatte längst bemerkt, daß Klärchen ein absonderlich schönes und feines Mädchen war; er sah und hörte sie gern. So oft er mit ihr gesprochen, konnte er den Wunsch nicht unterdrücken: wäre sie doch so rein, als sie zu sein scheint! Das Gift, das ver abziehende Eck hardt ihm beigebracht, war nicht ohne Wirkung geblieben. Friedrich hielt die Freundlichkeit der Meisterin für den Versuch, einen Mann für die Tochter zu gewinnen. KlärchenS Entgegenkommen erregte sein Bedenken. „Freilich," dachte er, „ein Mädchen, das so schön ist wie Klärchen, findet leicht Verehrer und will darum hoch hinaus; da mag sie denn wohl bittere Erfahrungen gemacht Literarisches. Die un« vorliegenden zuletzt erschienenen Nummern der illu- strirten Muster- und Modezeilung „Victoria" liefern von Neuem den Beweis von der gediegenen Reichhaltigkeit, womit dieses Unter nehmen bestrebt ist, sich die wohlerworbene Gunst des Publikums zu erhalten. Wir dürfen wohl annehmen, daß genanntes Journal keiner unserer Leserinnen durchaus fremd ist, halten es jedoch nicht überflüssig, von Neuem auf den ungemein vielseitigen Inhalt desselben aufmerksam zu machen, der in seiner wahrhaft eleganten Ausstattung so durchaus für alle Damenkreise berechnet ist, daß sich darin für Jedermann Belehrung oder Unterhaltung bietet. Der von der Verlags buchhandlung „Victoria-Verlag" in Berlin gestellte billige Preis von 22 >/» Silbergroschen pro Quartal würde schwer begreiflich erscheinen, wenn nicht die Erklärung der Möglichkeit desselben in der ganz un gewöhnlichen Verbreitung dieses beliebten Modeblattes läge, die gleich zeitig in acht Städten erscheint. — Wir glauben uns den Dank der Damen durch diesen Hinweis zu verdienen, nachdem dieselben die mit der „Victoria" gebrachten Moden, Zeichnungen und Schnitt tafeln aller möglichen Toiletten für Damen und für Kinder einer genauen Prüfung unterworfen haben; außerdem bringt jede Nummer eine hübsche Auswahl unterhaltender Lectüre, ferner Räthsel, Rebus u. s. w. Wir bemerken noch, daß außer der genannten Verlags firma in Berlin, auch jede Buchhandlung Bestellungen auf die „Victoria" annimmt. haben, die nun mit dem Mantel der Ehe verdeckt werden sollen. Auch kommt sie mir ein wenig zu verschmitzt vor . . Ich werde mich zu hüten wissen. Gern hätte er nähere Erkundigungen über die schöne Müllerin eingezogen, aber er fand keine Gelegenheit dazu. Die Bauern wollte er nicht fragen, weil dies zu auffallend gewesen wäre, und andere unterrichtete Personen kamen nicht in die Mühle. Daran, sich über die Glaubhaftigkeit Eck hardt's, der den Keim zu dem Argwohn gelegt hatte, zu vergewissern, dachte er nicht. Er konnte sich nicht enthalten, das Mädchen mit mistrauischen Blicken zu betrachten. Ein mal versuchte es die Meisterin, Auskunft über seine Familien verhältnisse zu erlangen; er antwortete so unbestimmt auf die ihn gestellten Fragen, daß die Müllersfrau nicht klug daraus werden konnte. „Ah, dachte der Geselle, „es zeigt sich immer deutlicher!" Der Meister hatte seinen Kopf zu voll, als daß er sich um Nebensachen kümmern konnte; er begnügte sich damit, daß der neue Knappe ordentlich und zuverlässig war. Klärchen machte sich mehr als nöthig in der Mühle zu schaffen, denn Friedrich hatte einen großen Stein bei ihr im Brette, der gebildete und schöne Arbeiter, wie er noch nie in der Mühle gewesen war. Seine Zurückhaltung hielt sie für Schüchternheit, und jemehr er sich zurückhielt, je lebhafter ward ihr Interesse für ihn. Man konnte nicht sagen, daß sie aufdringlich wurde, aber ihr Benehmen war doch nicht, wie es sein sollte ... so meinte Friedrich. Wie täuschte sich der arme Mann in dem lieben, lebensfrohen Mädchen, auf dem nicht ein Hauch von Makel hastete! Friedrich war der erste Mann, an den sie mit besonderer Vorliebe dachte und ihm gern in das große Auge blickte; er war der Erste, der den Keim zur Liebe in ihr bis dahin sorgloses Herz gelegt halte. Es war Sonntag. Die Mühle stand still und die in der Woche fleißigen Arbeiter ruheten. Friedrich erschien an dem Riemen und öffnete die Beischleuße, daß das Wasser abziehen konnte, ohne das Mühlrad zu berühren. Klärchen holte frisches Wasser aus dem Bache. Wie flink tauchte sie den reinlichen Eimer in die klare Fluth und wie kräftig zog sie da« gefüllte Gefäß zurück. Sie war nur leicht, aber dennoch züchtig gekleidet. Das volle braune Haar hing noch