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— 167 — Kinder hinreicht. Wenn der Winter kommt, weiß ich nicht, was ich macken soll . . . Der Lohn fällt geringer aus, weil die Arbeitszeit kürzer wird ..." „Warte, warte, Veit!" „Worauf?" fragte melancholisch der Arbeiter. „Deine Lage muß anders werden!" „Ich wüßte nicht, wie?" „Warte noch einige Tage, und ich werde es Dir sagen können. In meinem Kopfe brütet schon lange ein Plan, den ich nächstens mit Deiner Hülse zur Ausführung bringen werde. Ich sorge für meine Pathe ... Du sollst mich nicht umsonst aufgeforderl haben, Dein Kind aus der Taufe zu heben. Ich habe, ehe ich Müller wurde, eine gute Schule besucht . . . Da ist man nicht auf den Kopf gefallen. Mir ist es auch nicht bei der Wiege gesungen, durch Sacktragen mein Brod zu verdienen und mich dabei noch grob behandeln zu lassen. Wer mit den Fäusten verdienen will, und wären diese von Stahl und Eisen, muß Noth leiden. Mit dem Kopfe, mit dem Genie muß man arbeiten, andere Kräfte muß man gebrauchen ... Ich habe oft darüber nachgedacht, aber mir fehlte der Muth, ernstlich ans Werk zu gehen. . . . Jetzt soll's geschehen. Sieh' Dir die reichen Leute an . . . wodurch sind sie reich geworden? Durch Hartherzig keit, durch gewagte Spekulationen und auch durch Betrügereien. Stiehl' so viel Du willst und kannst, aber laß Dich nicht fassen. Das ist der Spruch der Spekulanten." Beit starrte seinen Freund an. So klug hatte er ihn noch nicht reden hören. „Du bist ein Teufelskerl, Eckhardt!" „Sollst mich noch kennen lernen. Aber eins versprich mir!" „Was?" „Daß Du mich nicht verrathen willst, wie unsere Ge schäfte auch gehen mögen!" „Hier ist meine Hand!" „Das ist genug, denn Du bist ein ehrlicher Kerl. Den Gewinn theilen wir. Sage der Frau, daß sie meinen Aufenthalt in Deinem Hause verschweige . . . Deine Kinder sind nicht zu fürchten, da sie noch nicht reden können. Du sollst bald in einem hübschen Hause wohnen und keine Sorgen mehr haben. Nun zu Bett, Du mußt ausschlafen und ich bin müde." Beide verließen den Garten. „Ein gescheider Mensch I" dachte bewundernd der Arbeiter, den der Kopf schwindelte. „Ich habe ihn immer für pfiffig gehalten; mit dem läßt sich was anfangen!" „Den dummen Teufel werde ich benutzen!" dachte der Mühlknappe. „Er mag die Kastanien aus dem Feuer holen, wenn ich fort bin." „Gute Nacht, Franz!" „Gute Nacht, Veit!" Auf dem Vorplatze stieg der Mühlknappe eine Leiter hinan, die zu dem Boden des Häuschens führte. Hier fand er ein reinliches Nachtlager, ein Kopfkissen und eine alte Decke. „Ich werde als mein eigener Herr gut schlafen!" dachte er. „Ach, wenn ich nur Klärchen vergessen könnte! Doch es muß sein und darum wird eS werden! Der Mensch kann Alles, was er will." (Fortsetzung in der nächsten Freitags-Nr.) Kirchliche Nachrichten. Dippoldiswalde. Hente Freitag, früh 9 Uhr, Wochencommun. Hr. Diac. Gersdorf. Am Sonnt. Judica (t7. März) predigt Herr SuP. Opitz. Vorher Commumon Hr. Diac. Gersdorf. Nachmittags Bibelstunde. Altenberg. Am Sonnt. Judica Frühcommun. (V-9 Uhr) durch Herrn Diac. Kleinpaul. Vormittags predigt Herr Past. Friedrich; Nachmittags Herr Diac. Kleinpaul. Allgemeiner Anzeiger. Vordem unterzeichneten Königlichen Gerichtsamte soll den 22. Marz 1872 das dem Handarbeiter Earl Gottfried Pahlitzfch in Dittersbach zugehörige Hausgrundstück, Nr. 81 des Catastersf, Nr. 76 des Grund- unv Hhpothekenbuchs für Dittersbach, welches Grundstück am 8. Januar 1872 ohne Be rücksichtigung der Oblasten auf 475 Thlr. — Ngr. — Pf. gewürdert worden ist, an Ort und Stelle nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle aushängenden Anschlag hiermit bekannt gemacht wird. Frauenstein, den 12 Januar 1872 Königliches Gerichtsamt. Lommatzsch. Bekanntmachung. Die diesjährigen Frühjahrs-Controlversammlungen in den Amtsbezirken Altenberg, Frauenstein und Tharandt finden in nachstehender Weise statt: Freitag, den 22. März, Vormittags 9 Uhr, im Gasthofe zur Stadt Teplitz in Altenberg, Sonnabend, den 23. März, Vormittags 9 Uhr, im Gasthofe zum Stern in Frauen st ein, Montag, den 25. März, Vormittags 9 Uhr, am Bade zu Tharandt. Sämmtliche Reservisten, Dispositionöurlauber der aktiven Armee, zur Disposition der Ersatzbehörden entlassene Mann schaften und im reservepflichtigen Alter stehenden Invaliden, ausschließlich der Ganzinvaliden mit dauernder Erwerbsunfähig keit, haben sich zu den ihnen durch OrdreS noch besonders bekannt werdenden Zeiten an den gleichfalls angegebenen Control- plätzen unter Mitbringung ihrer Pässe und Führungsatteste pünktlich einzufinden. Marschunfähige Mannschaften haben ortsgerichtliche Zeugnisse einzusenden. Denjenigen Mannschaften aber, welche in hiesigem Bezirke beurlaubt worden, bis jetzt jedoch sich noch nicht bei dem betreffenden Bezirksfeldwebel angemeldet haben, wird hierdurch befohlen, solches sofort zu bewirken. Freiberg, am 11 März 1872 Königliches Landwehr-Bataillon. I. V.: Sickel, Premierlieutnant z. D. und Adjutant.