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Freitag. Nr. SS. 15. März 1872. Weißerih-Ieitmlg. Amts-Al'att für die KerichLs-Armter und Stadträthe zu Dippoldiswalde und Krauenstein. Verantwortlicher Redakteur: Carl Ichne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstags nnd Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährlich 10 Ngr. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Bluttes eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit 1 Ngr. für die Spalten-Zcile berechnet. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Von der Grubenverwaltung des Altenberger Zwitterstockwerkes ist uns folgende Berichtigung mit dem Ersuchen um Aufnahme in der Weißeritz-Zeitung zugesendet worden: „Die in Nr. 20 dieses Blattes enthaltene Correspondenz aus Altenberg vom 6. März über die Arbeitseinstellung eines TheilS der Grubenarbeiter des Zwilterstockwerks ent hält als muthmaßlichen Grund der Arbeitseinstellung die Angabe, daß dm Arbeitern zugemuthet worden sei, „in der Nachmittagsschicht die erst erlassene Arbeitsstunde wieder mit zu arbeiten." Diese Behauptung ist mindestens unvollständig und bedarf folgender Erläuterung: Als im vorigen Jahre den sämmtlichen Arbeitern eine Stunde Arbeitszeit pro achtstündige Schicht, übrigens unter Fortdauer gleicher Lohnsätze, erlassen wurde, einigte man sich über die Eintheilung der nunmehr siebenstündigen «schicht dahin, daß auf Wunsch der Grubenarbeiter die Vor mittagsschicht zu 8 Stunden Dauer, von früh 4 bis Mittags 12 Uhr, und dafür die Nachmittagsschicht zu 6 Stunden Dauer, von Mittags 1 bis Abends 7 Uhr, bemessen wurde. Die Grubenverwaltung ging dabei von der Erwartung aus, daß die Arbeitsleistung in der achtstündigen Vormittagsschicht eine größere sein, und den naturgemäßen Ausfall in der, nur sechsstündigen Nachmittagsschicht, decken würde. Diese Erwartung ist jedoch nicht vollkommen in Erfüllung gegangen. Zugleich war der Beginn der Frühschicht um 4 Uhr, für die, außerhalb Altenberg, in mehr oder minder großer Ent fernung wohnenden Arbeiter, besonders zur Winterzeit, sehr beschwerlich. Die Grubenverwaltung sah sich daher aus Anlaß einer Petition der Grubenarbeiter um Herabsetzung der Doppelschichten auf eine 12stündige Dauer, unter Ge nehmigung der Direktion, im Betriebsinteresse genöthigt, eine andere Eintheilung der Arbeitszeit in der Maße vor zunehmen, daß die Frühschicht um eine Stunde verkürzt und dagegen die Nachmittagsschicht um eine Stunde verlängert wurde, so daß beide Schichten je eine siebenstündige Dauer umfassen. Es ist daher den Grubenarbeitern keine Ver längerung, sondern nur eine Veränderung der Arbeits zeit angesonnen, wohl aber die Herabsetzung der Doppel schichten um eine Stunde genehmigt worden. Gegenüber der, in der Altenberger Correspondenz be sonders gerügten einseitigen Aenderungen der Arbeitergesetze, sei noch bemerkt, daß Abänderungen der Arbeiterordnung, nach deren Schlußbestimmung, ausdrücklich Vorbehalten sind, und voraussichtlich noch andere Bestimmungen der Arbeiter ordnung, je nach den Zeitbedürfnissen, für die Zukunft einer .Abänderung unterliegen werden, wie auch die obenerwähnte Kürzung der Doppelschichte» eine Abänderung der Arbeiter ordnung enthält." Dippoldiswalde. Bei dem am 7. dS. Mts. hier ab gehaltenen Roß- und Viehmarkt waren 122 Stück Pferde, 59 Stück Rindvieh und 175 Stück Ferkel zum Verkauf ge stellt. Davon sind 14 Stück Pferde, 19 Stück Rindvieh und ca. 140 Stück Ferkel zu hohen Preisen verkauft worden, — Heute Freitag Abend findet im Gewerbeverein eine Versammlung statt, auf die wir alle Vereinsmitglieder auch hierdurch aufmerksam machen. Dresden. Die Berathung des Bolksschulgesetzes ist in der 2. Kammer zu Ende geführt worden. Der wichtigste der in der letzten Sitzung am 11. März gefaßten Beschlüsse war der: daß nicht, wie die Regierung wollte, die Aufsicht an solchen Schulen, die unter keinem Direktor stehen, dem Ortspfarrer übertragen worden ist, sondern einem von der Schulbehörde zu bestellenden Orts-Schulinspector. Der Minister wies zwar darauf hin, daß die evangelischen Geist lichen dem Staate sich unterwerfen und nicht die Opposition einnehmen, wie oftmals in Preußen einzelne katholische Geist liche thun. Die Kammer lehnte es jedoch ab, daß der Pfarrer von selbst die Aufsicht über die «schule habe. Daß bei Schulen, die 6 Lehrer haben und unter einem Direktor stehen, diesem die Aufsicht gebührt, das wollte auch die Re gierung. Der Vorschlag, daß der OrtSgeistliche da« Recht haben sollte, als Beaufsichtige! des Religionsunterrichtes an den Verhandlungen des Ortsschulvorstandes theilzunehmen, wurde abgelehnt. - Die Stadt Dresden hat ihre patriotische Dank barkeit gegen unsere königlichen Prinzen Albert und Georg für ihre während des französischen Feldzuges von Neuem bewiesenen kriegerischen Verdienste durch zwei sinnige, künstlerisch trefflich ausgeführte Ehrengaben bewiesen, die in diesen Tagen ausgestellt waren und nächstens werden überreicht werden. Die dem Kronprinzen bestimmte Gabe hat die Form eines Pfeilertisches; eine in Bronce ausgeführte Victoria trägt eine Platte von Ebenholz, in welcher ein kostbarer Lorbeerkranz mit Widmungstafel liegt; letztere be steht aus einem goldnen Wappenschild mit der Inschrift: „Dem siegreichen Heerführer, Generalfeldmarschall, Kronprinz von Sachsen, die dankbare Vaterstadt Dresden. 1871." Die Gabe für den Prinzen Georg ist eine in vergoldeter Bronce ausgeführte Germania. Um das Postament schlingt sich-ein Eichenkranz von Bronce und auf einer Jnschristtafel liest man die Worte: „Dem siegreichen Führer des 12. kgl. sächs. Armeecorps, Georg, Herzog zu Sachsen, die dankbare Vaterstadt. 1872." Bautzen. Am 12. März früh 7 Uhr sind unter heftiger Detonation drei Stampfwerke der hiesigen Pulverfabrik in die Luft geflogen. Leider hat man dabei auch den Ver lust zweier Menschenleben zu beklagen, indem die ArbSit-r