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— 122 — über 10 Ctr. repräsentiren, einschließlich jedoch deö Gewichts für die eichenen Joche, Beschläge, Ziehbänder, Scheeren, Kappen, der Klöppel u. s. w. Der Kostenaufwand für das Geläute erreicht beinahe die Summe von 2650 Thlr. Hiervon würde aber der Erlös für das alte geschmolzene Glockenme tall an ziemlich 32 Ctrn., welches in der erwähnten Glocken gießerei lagert und einen Werth von über 1000 Thlr. hat, abgehen. Dresden. In der Sitzung der 2. Kammer am 23. Febr. wurde der Antrag angenommen: „Die Erwartung auszusprechen, daß die Staatsregierung im Bundesrathe für die Ausdehnung der Reichsrompetenz auf das gesammte Ge biet des bürgerlichen Rechtes stimmen werde, sowie auch für Bewilligung von Diäten an die Reichötagsabgeordneten." — Von jedem sächsischen Infanterie-Regiment sind Compagnie-Chefs nach Preußen commandirt worden, um daselbst auf einige Monate Compagnieen zu übernehmen, damit volle Gleichmäßigkeil in der Art der Führung einer Compagnie nicht allein in Bezug auf das Exerciren, sondern auch hauptsächlich bezüglich der Administration erzielt werde. Von den beiden hier garnisonirenden Grenadierregimentern sind zwei Hauptleute bereits nach Berlin abgegangen. — Die hiesige freisinnige deutsche Partei hat auch eine Adresse an Fürst Bismarck beschlossen. In der dazu berufenen Versammlung wurden die, auch hier immer mehr um sich greifenden ultramontanen Bestrebungen scharf gerügt. Leipzig. Die Zählung der Bevölkerung vom 1. Decbr. 1871 ist abgeschlossen und hat ergeben die Zahl von 106,922 Personen. Da nach der vorher gegangenen Zählung die Stadt Leipzig nur 90,946 Einwohner hatte, so ergiebt sich eine Zunahme innerhalb der 4 Jahre um 15,976 Seelen. Chemnitz. Die Stadtverordneten beantragten, den Fürsten Bismarck zum Ehrenbürger der Stadt Chemnitz zu ernennen. Berlin. Der Kaiser, der übrigens sich wieder voll ständig wohl befindet, hat das Gesetz vollzogen, betreffend die Kriegergrabstätten inElsaß-Lothringen. Dasselbe verpflichtet die Gemeinden, für die auf Gemeindekirchhöfen befindlichen oder nach Uebertragung anderweiter Kriegergrab stätten daselbst anzulegenden Kriegergräber auf Verlangen der Kreisbehörde das zeitweilige, 30jährige oder dauernde Ruherecht zu gewähren, und zwar gegen Entrichtung von Gebühren. — Die Berliner Polizei ist seit 8 Tagen mehreren Individuen auf der Spur, welche nichts Geringeres als ein Attentat gegen den Fürsten Bismarck beabsichtigen. Ein ehemaliger Apotheker, Pole von Geburt und fanatischer Ka tholik, ist dringenden Verdachtes wegen bereits verhaftet worden; er hatte in Pose» die kaum mißzuverstehende Drohung gethan: daß in Berlin bald Alles anders werden würde, und fand man auch ein Terzerol bei ihm. — Im Zusammenhänge hiermit hat am 23. Febr. in Posen unter Leitung des Polizeidirectors in der Wohnung des Domherrn Kozmian eine Haussuchung stattgefunden. — Die Vertheilung der Dotationen für Heerführer und Staatsmänner soll, wie nunmehr bestimmt ist, am 22. März, zum Geburtsfeste des Kaisers, erfolgen. — Der Generalfeldmarschall Graf v. Moltke und der Kriegsminister Graf v. Roon sind durch allerhöchsten Erlaß Sr. Majestät des Königs aus besonderem allerhöchsten Ver trauen zu Mitgliedern des Herrenhauses auf Lebens zeit berufen. — In Worms beschieß man die Uebersendung einer Adresse an den Fürsten Biömurck, in welcher dem Reichs kanzler für sein entschiedenes patriotisches Auftreten, sowie für seine überzeugende, von tiefster Wahrheit und echt staats männischer Einsicht getragene Beredsamkeit, den »ltramontanen Bestrebungen im Reichstage und Abgeordnetenhause gegenüber, gedankt wird. Die Adresse schließt: „Von der Ueberzeugung durchdrungen, daß der Kampf, welcher eben von der preußischen Landesvertretung gegen die maßlosen Uebergriffe des Ultra- montanismus geführt wird, von den wohlthäligsten Folgen auch für uns in Süddeutschland sein werde, können wir nicht widerstehen, Ew. Durchlaucht für die muthige und entschiedene Abwehr der unserem gemeinsamen Vaterlande drohenden Gefahr unseren wärmsten Dank auszusprechen." Oesterreich. Im Abgeordnetenhause theilte der Finanz minister einen Auszug über die finanzielle Lage Oester reichs mit. Dem zufolge schloß das Budget pro 1871 ohne Deficit mit einem Baar-Cassenbestande von 40 Millionen fl. Das Deficit für 1872 beziffert der Finanzminister auf 9 Millionen fl., wobei für die im Januar 1873 fälligen Zah lungen im Betrage von 25 Millionen fl. bereits Vorsorge getroffen ist. Der Finanzausschuß genehmigte das Budget für 1872, welchem zufolge das Deficit für 1872 auf 26^/» Millionen fl. beziffert und die Deckung desselben aus den Kassaresten und den Centralaktiven beantragt wird. Eventuell sollen zur Deckung des Ausfalls 10 Millionen fl. Rente ge geben werden. — Im Wiener Abgeordnetenhaus« ist das No thwa hl- gesetz mit der erforderlichen Majorität von zwei Drittheilen angenommen worden. Es ist dies der erste bedeutendere Erfolg des Ministeriums Auersperg, der hauptsächlich auch durch das Zusammenhalten der Verfassungspartei erzielt wurde. Durch die Annahme dieses Gesetzes ist der Ausbruch einer neuen Krisis wenigstens verschoben, und das Ministerium kann ernstlich daran denken, die Wahlreform vorzubereiten; es wird auch mit gesteigertem Vertrauen die ferneren großen und schweren Aufgaben, die ihm obliegen, in Angriff nehmen. Die böhmischen, polnischen und galizische» Bestrebungen, ihre Weigerung, in den Reichstag zu wählen, werden jetzt weniger als sonst zu fürchten sein; sie können nicht mehr ervstlich daran denken, etwas Anderes als Oesterreicher sein zu wollen; sie müssen mit Strenge in Schranken gehalten werden, weil sie in ihrem phantastischen Hochmuth stets bereit sind, hemmend verwirrend in die innere Entwickelung des Reiches einzugreifcn. Italien. Aus Rom schreibt man, daß der Papst sich mit dem Plane beschäftigte, das ökumenische Concil, das s. Z. in Rom tagte, in Trient fortzusetzen. Man hat in Wien angefragt, aber durchaus keine ermuthigende Antwort erhalten, und Oesterreich wird dankend ablehnen, auf seinem Boden das Concil halten zu lassen. Abgesehen von den konfessionellen Wirren, die entstehen könnten, verbieten Oester reich ernste Rücksichten auf die befreundete deutsche Nach barmacht, den Plänen Rom's entgegenzukommen. Deutschland befindet sich im offenen Kampfe mit Rom, das deutsche Reich ist im Interesse seiner Existenz und seiner freieren Entwickelung genöthigt, dem Ultramontanismus entgegenzutreten, und drum wird Oesterreich die guten Beziehungen zu Deutschland nicht einreißen wollen. Verhandlungen der Stadtverordneten zu Dippoldiswalde. 3. Sitzung am 1. Februar 1872. Anwesend die Stadtverordneten: Reichel, Vorsteher, Teicher, Liebscher, Buse, Walter, Henke, Lommatzsch und Könitzer, sowie Ersatzmann Schmidt. Das Collegium verwilligte 1) aus der Sparcasse 300 Thlr., 600 Thlr., 200 Thlr. und 600 Thlr. Darlehn an verschiedene Grundstücksbesitzer. 2) Dem Gesuche eines auswärtigen Gutsbesitzers um fernere Belassung eines eingeklagten Sparcassencapitals beschloß man, nach dem Zinsen und Proceßkosten berichtigt worden sind, bei der Güte der Hypothek, unter Bedingung pünktlicher Zinszahlung, stattzugeben.