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Freitag. Rr. 1«. 23. Februar 1872. Weißerih-Aeitung. Amts-Matt für die Herichts-Aemter und Stadträtpe Zu Dippotdiswalde und Irauenstein. Verantwortlicher Redatteur: Cart Ichne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährlich 10 Ngr. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit 1 Ngr. für die Spalten-Zcile berechnet. Tagesgesehichte. Dippoldiswalde. In Nr. 6 d. Bl. von diesem Jahre gaben wir einen Auszug aus dem Berichte der Dresdner Handels- und Gewerbekammer vom Jahre 1870, in welcher auch der Sonntagsschulen und des sehr ungenügenden Besuchs derselben gedacht war. Bei dieser Gelegenheit führten wir auch speciell Dippoldiswalde mit den Worten an: „In Dippoldiswalde haben 70 (?) Schüler von 4 Lehrern wöchentlich 5 Unterrichtsstunden." Die Zahl 70 hatten wir also mit einem Fragezeichen versehen. Wir sind gewiß, daß Jeder, der sonst den guten Willen hat, und der das Sonn lagsschulwesen nur einigermaaßen kennt (er braucht gar nicht speciell mit den hiesigen Verhältnissen vertraut zu sein), sofort den Sinn dieses Zeichens verstehen muß. Da erhalten wir am 19. d. Mts. ein Schreiben des hiesigen StadtrathS, in welchem uns aufgegeben wird, uns darüber auszulassen, was der Sinn dieses Fragezeichens sei; Hr. Uhrmacher Bucher, als Vorstand der Sonntagsschule, habe bei demselben bean tragt, uns zunächst zu einer Erklärung darüber zu veranlassen, inwiefern wir die Angaben bezüglich der Zahl der hiesigen Sonntagsschüler „als unrichtig" hielten, da sich das, von uns eigenmächtig gesetzte Fragezeichen nicht anders deuten ließe, als daß der Verfasser des fraglichen Auszuges in die Rich tigkeit der angegebenen Schülerzahl Zweifel setze. Die Frage, inwiefern der Stadtrath berechtigt ist, ein solches Ansinnen an uns zu stellen in einer Angelegenheit, die wir lediglich mit dem Secretär der Dresdner Gewerbe kammer abzumachen hätten, wenn derselbe einer Erklärung unseres Fragezeichens bedürfte, lassen wir dahingestellt. Von wem die Unterlagen jenes Berichtes herrühren, ist für jeden Leser desselben, also auch für uns, völlig gleichgültig;— seit dem sie unter dem Namen des Handels- und Gewerbekammer- secretärS vr. Rentzsch herausgegeben worden sind, übernimmt Dieser die Vertretung, und ihm allein hätten wir also unser Fragezeichen zu erklären. Da man indeß die leise Mahnung, die in unserm Frage zeichen, wohlverständlich für Jeden, der nur verstehen will, gelegen hat, nicht acceptiren, ihm vielmehr irgend eine.ehren rührige Bedeutung beilegen will, — so wollen wir schon gegenüber dem größeren Publikum hier kurz und bündig er klären, was das bösartige Fragezeichen sagen will. Wir hatten also geschrieben: „In Dippoldiswalde haben 70 (?) Schüler von 4 Lehrern wöchentlich 5 Unterrichts stunden." Wir haben nicht geschrieben: „In Dippoldiswalde sind 70 (?) Schüler rc." Nach diesem Wortlaute ergiebt sich also für dieses Fragezeichen etwa folgender Sinn: „Haben wirklich in Dippoldiswalde 70 Schüler von 4 Lehrern wöchent lich 5stündigen Unterricht? Hm, hm! Wirklich so viel? — — Ja, ja, so viel werden wohl in der Liste, auf dem Papiere stehen, worauf sie Anfang des Schuljahres Herr Uhrmacher Bucher, beseelt von einem außerordentlichen Eifer, ausgezeichnet hat; aber daß nun auch wirklich 70, sage siebzig Schüler den wöchentlich üstündigen Unterricht benutzt haben, daS will uns nicht in den Kopf! Wissen wir doch, daß in sehr vielen Unterrichtsstunden 3, 2 und 1 Schüler nur anwesend waren; wissen wir doch, daß das für die Sonntagsschule bestimmte Unterrichtslocal vielleicht nur reichlich 40 Schüler faßt, — und es sollten wirklich 70 dagewesen sein?" Das und nichts Anderes bedeutete unser Fragezeichen, und die trägen Besucher der Sonntagsschule werden'« schon verstanden haben. — Künftighin wird es, um wirklich eine statistische Uebersicht der Frequenz solcher Anstalten zu ge winnen, nothwendig werden, nicht bloS aufzuzeichnen, wieviel Schüler bei Anfang des Schuljahres eingeschrieben worden sind, sondern welche Durchschnittszahl in den Stunden an wesend gewesen ist. Ob hier eine Präsenzliste der Schüler geführt wird, das kennen wir nicht; wohl aber kennen Die jenigen, welche zu den regelmäßigen Besuchern gehören, den miserabeln Schulbesuch, der durch unser Fragezeichen ange deutet werden sollte. — Der Ausschuß des hiesigen Verschönerungs- Vereins hielt in diesen Tagen eine Sitzung, um über die Anträge zu berathen, welche der am Donnerstag, den 29. Februar, abzuhaltenden Generalversammlung vorgelegt werden sollen. ES wäre recht sehr zu wünschen, daß in dieser Ver sammlung sich auch alle Diejenigen einfinden möchten, welche zur Zeit noch nicht Mitglieder sind, es aber werden wollen. Die Kassenverhältnisse sind nicht so überaus glänzend, aber überreich die Vorschläge für auszuführende Verschönerungen im Laufe dieses Jahres. Frauenstein. Vorige Woche (Freitag) verbreitete sich das Gerücht hier, daß in dem ca. 1'/, Stunden von hier entfernten Kreuzwalde ein Duell zwischen zwei Herren aus Freiberg (angeblich einem Bergstudenten und einem Offizier) stattgefunden habe. Einer der Duellanten sollte eine Verwundung an der rechten Hand davon getragen haben. — Beim Lesen der Weißeritz-Zeitung von voriger Woche fanden wir auch die vom König!. Gerichtsamte Frauenstein bezüglich des Beginnes und Ende der Vor- und NachmittagS- GotteSdienste und Beichthandlungen erlassene Bekanntmachung auf dieses Jahr, und darin, daß in Hermsdorf der Nach- mittagS-GotteSdienst sowohl im Sommer als im Winter erst um 3 Uhr Nachmittags beginnt und um 4 Uhr endigt. Hermsdorf scheint überhaupt, zumal was geistliche Angelegen heiten anlangt, von der Regel eine Ausnahme zu machen, und uns wundert nur, daß der dasige Kirchenvorstand wegen des früheren Beginnes der Nachmittagsgottesdienste, welche doch in einem ganz bedeutenden Umkreise Nachmittag- um