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Nr. 13. Dienstag. Nr. rs. 13. Februar 1872. Wcilrcnh-Geltung. Amts-Mkatt für die Kerichis Aemter und Stadträthe zu Dippoldiswalde und Krauenstein. Verantwortlicher Redakteur: Cart Zehne in Dippotdiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährlich 10 Ngr. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Verbreitung finden, werden mit l Ngr. für die Spalten-Zeilc berechnet. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. Obschon wir bereits in Nr. 5 und 6 unserer Zeitung einen Auszug aus dem Berichte der. Handels- nnd Gewerbekammer zu Dresden, insoweit er sich auf unsere Gegend bezieht, gegeben haben, so müssen wir doch noch einmal auf denselben zurückkom neu, um noch Etwas über die specielle Thätigkeit der betreffenden Kammern im Jahre 1870 zu sagen, woraus am besten hevorgehen wird, daß Handels- und Gewerbekammern als höchst segensreiche Einrichtungen bezeichnet werden müssen. Die Handelökammerabtheilung bestand 1870 aus 21 Mitgliedern, von denen inzwischen 2 gestorben sind, nämlich Fabrikbesitzer Gottschald in Golzern bei Grimma (-f am 24. Septbr. 1871) und Advocat Or. Hesse in Dresden, Vertreter der Societätsbrauerei „Waldschlößchen" bei Dresden (1' am 6. Juni 1871 in Kissingen); die Gewerbekammerab- theilung bestand aus 20 Mitgliedern, von denen 2 aus unserer Gegend, nämlich Herr Lohgerbermstr. Frosch aus Dippoldiswalde und Herr Uhrenfabrikant Schneider aus Glashütte. Sekretär der Kammer ist Hr. I)r. Rentzsch, von dem auch der sehr fleißig und übersichtlich zusammengestellte Bericht herrührt. Derselbe, eine hervorragende national ökonomische Kraft, ist gegenwärtig als Mitglied der 2. Kammer auf dem Landtage beschäftigt. Die Handels- und Gewerbekammer hielt 1870 lOPlenar- nnd Abtheilungssitzungen, sowie 32 Kommissionssitzungen ab, aus deren Berathnngsgegenständen wir nach den dem Berichte beigegebenen Protocollauszügen Folgendes herauSheben. Am 7. April sprach sie sich über die Nothwendigkeit der fortwährenden Bereitung von Gewerbesal; aus und schlug vor, künftighin, der größeren Billigkeit wegen, nur einen Zusatz von i/io.V Steinkohlentheer zur Denaturirung des reinen Salzes zn verwenden. Ferner verwendete sich die Kammer bei der Regierung für jede mögliche Herabsetzung veö nordamerikanischen Zolltarifs, um dadurch den in empfindlicher Weise gesunkenen Warenaustausch zwischen dem Zollverein und den vereinigten Staaten von Nordamerika nen zn beleben. Nicht minder beantragte in derselben Sitzung die Kammer im Interesse des Handels die Aufhebung aller Elbzölle, sowie die Verlängerung der Zoll- creditfrist auf 6 Monate, und schließlich die schleunige Erweiterung der Kat-und Packhofsanlagen am linken Elbufer bei Dresden, namentlich die Aufstellung von Dampf- krahnen. In der Sitzung am 25. Mai verwendete sich die Kammer bei der Regierrng um direkten Anschluß der Dux-Boden bacher Linie an die sächsisch-böhm. Staatsbahn, sowie um die Begründung eines Lehrstuhls für Handelswissenschaften an der Universität Leipzig. In der Sitzung am 13. Oct. sprach sich die Kammer in Bezug auf die Ministerialvorlagen über die etwaige Auf nahme der Elsässer Industrie in den Zollverein dahin aus, „daß dadurch allerdings einzelnen Industriezweigen Schwierig keiten durch die Konkurrenz erwachsen, im Allgemeinen aber Handel und Industrie im Zollverein nur gewinnen würden, wenn das Absatzgebiet erweitert nnd es zugleich gelingen würde, für die Einfuhr nach Frankreich einen Tarif zu er reichen, welcher dem Elsaß sein bisheriges Absatzgebiet mög lichst sichert und zugleich der deutschen Industrie den franzö sischen Markt besser erschließt." Am 29. December lehnte die Kammer die ihr neuerdings angesonnene Begutachtung des für ein in Dresden zu bilden des Gewerbe-Schiedsgericht vom Dresdener Stadtrathe ent worfenen Statuts ab, da dasselbe dem von ihr schon früher in dieser Angelegenheit abgegebenen Gutachten direct entgegen laufe. — Endlich ermächtigte die Kammer das Präsidium, je nach eintretendem Bedarf vorläufig auf die Jahre 1871 und 1872, und zwar für den zweiten Steuererhebungstermin, am 15. October 1871, einen Zuschlag von 2 Ngr. für jeden vollen Thaler der Iahresgewerbesteuer 1870 zur Deckung des Kammeraufwandes auszuschreiben. Dippoldiswalde, den 12. Febr. In der Gewerbe vereinsversammlung am vorigen Freitage, die wiederum von mehreren Frauen mitbesucht war, gab Herr Schuldirector Engelmann im Anschluß an seinen letzten Vortrag eine Erläuterung über die Entstehung und Behandlung der De- cimalbrüche, zeigte dann das nach dem neuen Maaß und Gewicht so einfache Resolviren und Reduciren, sowie die gegenseitige Uebertragung alten und neuen MaaßeS und Gewichtes. Herr Jehne hatte dazu die metrischen Längen-, Flächen-, Körper- und Hohlmaaße, sowie die neuen Gewichte nebst den wichtigsten Währungszahlen gedruckt, so daß jeder Anwesende für den Abend und für spätere Fälle ein Hilfs mittel in die Hand bekam, die nöthigsten Uebertragungen selbst schnell ausführen zu können, wenn es auf große Ge nauigkeit nicht ankommt, da die Währungszahlen aus practischen Gründen meist nur bis zu zwei, nur in einigen Fällen bis zu drei Decimalstellen ausgedrückt waren. Gewiß ist durch diese Erklärungen und Uebungen den Anwesenden einleuchtend geworden, wie außerordentlich einfach und leicht sich nach dem neuen System die bürgerlichen Rechnungen gestalten werden, wenn man nur über die Periode der jetzt freilich noch lange nothwendigen Uebertragungen hinaus sein wird. — Wie wie hören, beabsichtigt Herr Sup. Opitz im Laufe des nächsten Sommers 5 Vorlesungen über die Ge schichte der Philosophie, zunächst wohl nur für die Lehrer der Ephorie, zu halten, und zwar, um Allen Gelegen heit zu geben, wenigstens einen derselben zu hören, nach