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Freitag. Nr. 8. . 26. Januar 1872. Weißerih-Feitung. Amis-Matt für die Oerichts-Aemtcr und Stadträthe ;u Dippoldiswalde und Krauenstein. Verantwortlicher Nedacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährlich 16 Ngr. Inserate, welche bei der bcdeutmden Auflage des Blattes eine schr wirksame Verbreitung finden, werden mit I Ngr. für die Spalten-Zeile berechnet. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde. „Heisa, juchheial Dudeldumdei! DaS geht ja hoch her! Bin auch dabei!" DaS war die Parole neulich am Montage, als die Mittagssonne, die herrlichste Schlittenbahn blendend beleuchtend, männiglich hinauslockte, um den stattlichen Schlittenzug zu beschauen, der sich zu weiterer Lustfahrt auf unserem Markte, nach dem Takte der „Wacht am Rhein," zu ordnen begann. Der hiesige Bürger-Verein hatte die Schaar der Seinen zusammengerufen, um durch eine solenne Schlittenfahrt die neue Straße nach Klingenberg einzuweihen. Voran ein stattlicher Führer, hoch zu Roß, dann 10 Einspänner, der Musikschlitten, über 30Zweispänner, zusammen an40 Schlitten, bewegte sich punkt 1 Uhr der bunte Zug über den Markt, durch mehrere Straßen, nach der Altenberger Straße und der nieder« Vorstadt auf die neue Dippoldiswalde-Klingen berger Chaussee. An humoristischen Figuren fehlte eS nicht; den meisten Jubel, namentlich unter dcr, den Schulgarten besetzt haltenden Jugend, erregte ein Strohmann, der höchst ergötzlich costümirt war, dem wir aber wohlmeinend den alten bekannten Nachtwächterspruch: „Bewahrt das Feuer und das Licht, daß Niemand kein Schaden geschicht!" zuge rufen haben würden, wenn vor Schellengeläut und Trom petengeschmetter das schwache Wort nicht hätte verstummen müssen. Die Fahrt ging nach Klingenberg auf den „Sachsen hof," wo es an erheiternder Unterhaltung und guter, allge mein belobter Bewirthung nicht fehlte. Abends i/r10 Uhr waren Alle wieder da, gesund und munter, auch der nicht versicherte Strohmann. Wohl bekomm'«! — Im Leuschner'schen Saale Hierselbst beginnen heute die Vorstellungen des von früher her wohlrenomirten Klein- hempel'schen mechanischenTheaterSmit Ikeutrum wunäi. Schmiedeberg. Wie verlautet, wird unser Arzt, Herr R. Gnoll, Ende nächsten Monats uns wieder verlassen und die Praxis seines Bruders in Rabenau übernehmen. Wir bedauern aufrichtig, Herrn Gnoll, den wir als einen recht tüchtigen Arzt schätzen lernten, schon wieder von unö scheiden sehen zu müssen. Indem wir ihm übrigens zu dieser neuen Stellung herzlich gratuliren, können wir jedoch nicht unler- lrssen, hierbei den Wunsch auszusprechen, es möchte uns recht bald wieder vergönnt sein, einen Arzt, der für uns sammt Umgegend wirklich Bedürfniß ist, hier einziehen zu sehen. Vielleicht wird diesmal von Seiten der Gemeindevertretung hier Sorge dafür getragen. Dresden. Die2. Kammer des Landtages genehmigte eine Forderung von 150,000 Thlrn. zum Umbau dcS alten Galeriegebäudes, behufs Aufnahme deö historischen Museums und der Porzellansammlung. — Die Verlegung de» Dresdener Fastenmarkts vom Montag nach Jnvocavit auf Montag nach Lätare ist beschlossen. Der Markt wird den Namen „Ostermarkt" führen und in diesem Jahre am 11. März abgehalten werden. — DaS Sächsische Justizministerium hat sich an die Regierungen der Deutschen Staaten und Oesterreich-UngarnS gewandt, um durch dieselben auch auf amtlichem Wege die Gläubiger der im ConcurS befindlichen Sächsischen Hypothekenbank im Hinblick auf die Verschiedenheit der Proceßgesetze zur Wahrung ihrer Ansprüche aufzufordern. ES wird namentlich darauf hingewiesen: 1) daß die Anmeldung der Pfandbriefe möglichst bald und spätestens am Tage deS Anmeldetermin«, den 17. Februar 1872, bei dem ConcurS- gericht zu erfolgen habe; 2) daß eine nachträgliche Anmeldung nach Sächsischen Gesetzen unbedingt unstatthaft und Wieder einsetzung in den vorigen Stand gegen eine Bersäumniß ausgeschlossen sei; 3) daß daher bei unterlassener oder auch nur verspäteter Anmeldung die Inhaber von Pfandbriefen aller ihrer Rechte an die ConcurSmasse verlustig gehen; 4) daß der Anmeldung die Pfandbriefe im Original beizufügen seien, sowie 5) daß alle Diejenigen, welche sich als Inhaber von Pfandbriefen anmelden, in Leipzig einen Bevollmächtigten zu bestellen haben und daß zu empfehlen sei, sich zur Anmeldung der Ansprüche und sonstigen Wahrung der Rechte eines dortigen Rechtsanwaltes zu bedienen. Berlin. Der Kaiser hat den Geh. Ober-Justizrath vr. Falk zum Minister der geistlichen Angelegenheiten an Stelle Mühler's ernannt. — Für die vielen Glückwünsche, die dem Kaiser des deutschen Reiches zur Erinnerung an die am 18. Januar vorigen Jahres erfolgte Annahme der Kaiserwürde von so vielen Seiten zugegangen sind, spricht derselbe seinen freundlichsten Dank öffentlich aus. — Die Mutter des regierenden Fürsten von Reuß, ält. Linie, ist am 18. Januar in Greiz verstorben. Straßburg. Die wichtigen Stadtarchive von Straßburg sind nicht, wie man fürchtete, bei der Belagerung vernichtet worden, sondern befinden sich in unversehrtem Zu stande. Sie enthalten die wichtigsten Quellen für die Geschichte deö Elsaß und weiterer Landstriche. — Die Zusendungen für die Bibliothek erfolgen in massenhafter Weise, so daß dieselbe wenn auch nicht die frühere, doch immer eine hohe Bedeutung erlangen wird. Oesterreich. Die Lage des Landes bietet wenig erfreuliche Aussicht, in sofern es die Frage betrifft, was geschehen ist, um die vielverschlungenen Knoten zu lösen. Die Czechen predigen von der Verschlimmerung der Lage des Ministeriums Auersperg, die Ungarn machen perfide Angriffe in ihren