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Fertig sind wir mit dem Gebäude des deutschen Staates, dessen Ausbau und Verschönerung, so Gott will, im Frieden vor sich gehen wird; gesichert sind unsere Grenzen durch das deutsche Schwert, und unfern ranke- und rachsüch tigen Nachbarn im Westen wird es nicht gelingen, über das zurückeroberte Bollwerk Metz hinauszukommen, wenn sie ja wieder einen Spaziergang nach Berlin planen sollten; in Friede und Freundschaft leben wir mit unfern großen Nachbar reichen im Osten, mit Rußland und Oesterreich. Die Nation kann daher in Ruhe und Frieden und mit begründeter Aus sicht auf dessen Dauer, ihre Thätigkeii den inneren und häuslichen Angelegenheiten zuwenden. Nur einen Krieg nehmen wir aus dem alten in das neue Jahr mit hinüber: den Krieg deutscher Wissenschaft gegen römische Finsterniß. Der Sieg auch auf diesem Gebiete ist nicht zweifelhaft, und man kann nur wünschen, daß die Hoffnung sich erfüllen möge, welche Prof. Döllinger in München kürzlich aussprach: daß dieser Kampf allmählig zu einer Annäherung und Versöhnung der beiden großen, das deutsche Volk spaltenden, Confessionen führen möge. So sei denn das neue Jahr begonnen mit dein allen Bergmannsgruße: Glück auf! —r. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, den 1. Januar. Das verwichene Weihnachtsfest, bei dem unsere Gewerbtreibenden, wie wir hören, fast ausnahmslos recht gute Geschäfte gemacht haben, hat auch wiederum der Privatwohlthätigkeit manchen erwünschten Anlaß zu erfreulicher Bethätigung gegeben. In verschiedenen geschlossenen Gesellschaften (Harmonie, Bürger verein, Gesangverein, Fidelio, Frauenverein) ist zusammen 71 Kindern eine Weihnachtsfreude gemacht worden, oder wird sie denselben noch bereitet werden. In der Harmonie wurden 6 Confirmanden, im Bürgerverein 8, im Fidelio I, im Gesangverein (vom Ertrage des am 12. Dccember zum Geburtstage Sr. Maj. des Königs veranstalteten Concerts) 3 Kinder mit nützlichen und angenehmen Geschenken erfreut. Im Frauenverein wird am 6. Januar die Bescheerung für 53 Kinder stattfinden. Was sonst noch nach dem christlichen Grundsätze: „Laß die Linke nicht wissen, was die Rechte thut," hier und da im Stillen zur Bereitung einer Weihnachtsfreude geschehen ist, entzieht sich natürlich der Berichterstattung, ist aber unvergessen bei Dem, der in das Verborgene sieht. lStatistische kirchliche Nachrichten von Dip poldiswalde, vom 1. Januar bis 31. December 1871.) Geboren wurden in diesem Jahr 133 Kinder, und zwar 68 Knaben und 65 Mädchen. Darunter kommen auf die Stadt 52 Knaben und 50 Mädchen, incl. 6 unehel. Knaben, 4 unehel. Mädchen, 3 ehel. todtgeb. Knaben und 3 unehel. todtgeb. Mädchen. Auf Ulberndorf kommen 4 ehel. Knaben und 6 ehel. Mädchen. Auf Oberhäselich kommen 2 ehel. Knaben und 4 ehel. Mädchen. Auf Berreuth kommen 2 unehel. Mädchen. Auf Elend kommen 5 ehel. Knaben und 1 ehel. Mädchen. Auf Reinholdshain kommen 2 ehel. Knaben und 1 ehel. Mädchen. Auf Rein berg kommen 1 ehel. Mädchen, 2 ehel. todtgeb. Knaben und 1 unehel. Knabe. In diesem Jahre sind 7 Kinder mehr geboren als 1870. Gestorben sind in diesem Jahre 86 Personen, 47 männl, und 39 weibl. Es kamen auf die Stadt 32 männl, und 37 weibl., auf Ulberndorf 2 männl., auf Oberhäslich 5 männl, auf Berreuth 3 männl., auf Elend 2 männl., auf Reinholdshain 1 männl, und 1 weibl., auf Rein berg 2 männl. Personen. Im Januar starben 15 Personen, im Febr. 5, im März 3, im April 7, im Mai 11, im Juni 5, im Juli 6, im August 11, im Septbr. 10, im Octbr. 4, im Novbr. 5, im Decbr. 4. In diesem Jahre sind 25 weniger verstorben, als voriges Jahr. Aufgeboten wurden in diesem Jahre 61 Paar. Da- on sind 29 Paar hier getraut worden, wovon 14 Bräuti game und 16 Bräute auf die Stadt kommen. Jin vorigen Jahre war die Zahl der Aufgebotenen gleich. Communicanten waren in diesem Jahre 1638, 719 männl, und 919 weibl. Darunter 73 Confirmanden, 36 Knaben und 37 Mädchen. Abgehalten wurden 66 Com- munionen, als 50 öffentliche, 3 Wochenconununionen, 11 Haus- und 2 Privatcommunionen. — Zur Warnung theilen wir einen überaus schmerz lichen Vorfall mit, welcher sich vor Kurzem in der Brauerei zu Oberpöbel zugetragen und die betreffenden Eltern der Weihnachtsfreude gänzlich beraubt hat. Am Morgen des heiligen Abend will die Ehefrau des Braumeisters Walther im obengenannten Orte ihr vom Schlafe erwachtes jüngstes Kind aus der Kammer in die Wohnstube herunter holen. Sie hat, weil es noch dunkel ist, eine Ligroinlampe mitgenommen, die sie während des Heruntertragens des Kindes in der Kammer zurückläßt. Bald nach dem Weggehen der Mutter macht sich auch der munter gewordene vierjährige Knabe aus dem Bett, nimmt die Lampe zur Hand und will ebenfalls zur Stube hinab. Doch auf der Treppe wird dem selben das Hemd und Nachtjäckchen von der Lichtflamme er griffen und geräth in Brand. Auf das jämmerliche Geschrei eilen die unglücklichen Eltern herbei und befreien das Kind von der brennende» Kleidung. Abends war dasselbe leider, trotz angewanrter Mittel, in Folge der Brandwunden und hinzugekommener Krämpfe eine Leiche! — Alles schlägt auf, — auch die Postanstalten des deutschen Reiches mit dem Person en gelbe! Dasselbe beträgt statt 5, jetzt 6 Ngr. für die Postmeile, und erhöht sich somit auf der Tour von hier nach Dresden (bisher 13^/r Ngr.) auf 15 Ngr. 6 Pf., auf ter Tour von hier nach Altenberg (bisher 14^/r Ngr.) auf 16 Ngr. 8 Pf. Nachfolgend verzeichnen wir die Entfernung der einzelnen Orte und die Gebühren für die Beförderung. Cours von Dippoldiswalde nach Dresden, Entfernung von Ort zu Ort: Entfernung im Ganzen: Persqeld. Ngr.' Pf. bis Oberhäslich . . . 2/S Meil. 2/5 Meil. 3. —. s Wendischcarsdorf 2/5 - 4/5 - 4. 8. s Possendorf . . 2/5 s 1-/5 - 7. 2 - Hänichen >/5 - 12/5 - 8. 4. -- Welschhufe.... -/5 - 1»/5 s 9. 6. Nöthnitz 1/5 14/5 10. 8. Kaitz l/5 2 12. —. s Dresden.... -/5 - 2-/5 s 15. 6. Cours von Dippoldiswalde nach Altenberg, bis Ulberndorf.... Meil. >/5 Meil. 3. —. - Obercarsdorf . . - ->/5 - 3. 6. -- Naundorf.... >/5 -- 4/5 - 4. 8. - Schmiedeberg '/5 - I - 6. -. s Bärenfels.... -/5 - 12/5 - 9. 6. - Bärenburg . .. . -/s - 14/5 - 10. 8. - Altenberg. . . 1 - 24/5 - 16. 8. — Mit dem 1. Jan. 1872 tritt in unserem deutschen Postwesen ein einheitliches Postgesetz, ein Posttaxgesetz und ein Post-Reglement in Kraft, durch welches endlich die vielen Einzelbestimmungen beseitigt werden. Wenn sich auch Baiern und Würtemberg in einzelnen Fällen noch eine Sonderstel lung für ihren inneren Verkehr gesichert haben, so sind diese doch unbedeutend Dem gegenüber, was durch die neuen Ge setze im Allgemeinen errungen wird. Wir lassen nachfolgend die Veränderungen folgen, welche sich gegenüber den bisherigen postalischen Bestimmungen ergeben: Die Beförderung von Personen und Sachen ist im Interesse der Gewerbefreiheit von den Beschränkungen der postalischen Controle befreit. — Drucksachen, welche schriftliche Mittheilungen enthalten und dennoch unter Kreuzband befördert werden, ziehen nicht mehr ein Strafverfahren nach sich. Es wird in solchen Fällen