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Man glaubt nicht, daß die Negierung dem Anträge zustimmen werde, da es ihr nicht wünschenSwerlh sein kann, die Zahl der Abgeordneten von der Farbe des Hrn. Bebel zu vermehren. Es kann z. B. kaum einem Zweifel unterliegen, daß hier Hr. Otto-Walster, der Redakteur des social-demokratischen „Dresdner Volks boten," alsbald als Kandidat für die Reichstagsabge- ordnetenstelle auftreten und, bei seinem Anhänge unter den Arbeitern, sie auch erhalten würde. Mit Reise kosten und Taggeldern bedacht, würden die Herren Socialdemokraten in Massen als Kandidaten auftreten; sie wagen ja nichts bei der Wahl, verschaffen sich aber eine mehrmonatliche angenehme Existenz im Falle des Gelingens derselben. Ja, wenn die anderen Staats bürger, denen Friede, Freiheit und Fortschritt im Staats und Gemeindeleben doch über Alles gehen sollte, ihrer Wählerpflicht eifrig nachkommen würden, dann könnten die Socialdemokraten nimmer die Oberhand gewinnen ; aber sie sind — wahlfaul geworden, wie leider selbst die neuesten Stadtverordnetenwahlen in Chemnitz, Leip zig u. s. w. wieder bekunden. — Zu den auf 16,000 Thlr. veranschlagten Kosten der Vorarbeiten für den Bau eines Elb-Spree- Kanals zur Verbindung Berlins mit Dresden haben die Städte Dresden 1000, Riesa 2000, Meißen 1450 Thlr. beitragen zu wollen sich bereit erklärt. — Die diesjährige Schifffahrtsperiode ist mit der nunmehr erfolgten Einwinterung des Elbstromes beendet. Berlin. Seitens der Reichsregierung steht eine offiziöse Kundgebung zu erwarten, welche der Befriedi gung über das Rundschreiben des neuen österreichischen Reichskanzlers, des Grafen Andrassh, Ausdruck giebt und die Depesche in zuvorkommendster und herzlichster Weise begrüßt. Dieselbe wird bezeichnet als ein An zeichen der Befestigung des Vertrauens, daß Deutsch land und Oesterreich mit einander Hand in Hand gehen werden. — Die Ausprägung der ReichS-Golvmünzen wird in etwa drei Wochen beginnen können. Bis da hin werden die Stempel wohl geschnitten und alle sonstigen Vorbereitungen getroffen sein. Einstweilen ist ein Vorrath von ungefähr 70 Millionen Thalern in Gold zur Ausmünzung bestimmt. Allmonatlich werden aus den vorhandenen neuen Münzstätten für 10 bis 12 Millionen Thaler Goldmünzen hervorgehen, so daß jener Metallvorrath der Reichskasse bis um die Mitte nächsten Jahres erschöpft wäre, wo dann weitere Raten der französischen Kriegscontribution ihn zu ergänzen und die Ausprägung zu nähren hätten. Eigentliche Reichsmünzen mit dem Bilde des Kaisers als solchen, nicht des Königs von Preußen, werden nur aus der Straßburger Münze hervorgehen. Silbercourant wird vielleicht etwas länger auf sich warten lassen, als die Ausgabe von Goldmünzen. Welch' ein Gewinn es aber ist, daß ihre Kosten auf die Reichskasse übernom men worden sind, ergiebt die naheliegende Betrachtung, daß die betreffenden Quote» sonst von den verschiedenen Landtagen einzeln erst bewilligt werden müßten. Man schlägt die GesammtauSgabe für diesen Zweck nunmehr auf rund fünf Millionen Thaler an, bei nur 200 Millicnen Thaler Einziehung. — Die Kosten der Revision, Zusammenstellung und statistischen Verarbeitung des bei der Volkszäh lung im Jahre 1871 gewonnenen Materials siud für den preußischen Staat aus 68,600 Thlr. veranschlagt. Frankreich. Die Nationalversammlung ist am 4. Decbr. in Versailles wieder zusammengetreten. Die Prinzen von Orleans waren in der ersten Sitzung nicht anwesend. Zum Präsidenten wurde in der Sitzung vom 5. Decbr. Hr. Grevy wieder ernannt. — Die Zuversicht, daß die Reichsregierung dem elenden französischen Verfahren gegen die mit kaltem Blut und vorsätzlich ausgeübten Mordansälle gegen deutsche Soldaten die geeigneten Maßregeln folgen lassen werde, ist nicht getäuscht worden. Wie aus Nancy gemeldet wird, ist im ganzen Umkreise des Occu patio nsra ho ns in Frankreich der Belagerungs zustand proclamirt worden, und schon wurden zwei Franzosen, welche eine deutsche 'Tchildwache bei Eper- nay ermordeten, daselbst standrechtlich erschossen. Das Martialgesetz ist somit in jenen Gebieten nicht nur proclamirt, sondern bereits in Wirksamkeit getreten, und es wird selbst die Voraussetzung als berechtigt ange sehen, daß weitere Attentate, die ja schon auf den Be ginn einer Jnsurrection Hinweisen würden, eine Wieder besetzung der geräumten Gebiete nach sich ziehen dürften. — Der Marquis de Gontaut-Biron ist zum Botschafter in Berlin ernannt worden. — Die in Versailles erfolgte Hinrichtung von Rossel, Bourgeois und Ferrv hat überall böses Blut gemacht, und fast alle Blätter tadeln dieselbe; auch englische Zeitungen mißbilligen die Bestätigung des Todesurtheils. — In Marseille wurde Advocat Cremieux erschossen, der dort die Commune procla mirt hatte; auch seine Begnadigung war allgeme iner- warlet worden. Vermif chtes. Einige Londoner, dem Deutschthume nicht günstige Blätter theilten kürzlich eine Notiz über die Deutschen Chica go's und den deutschen Kaiser mit. Heute können wir dazu folgende Erkärung geben, welche sich in der „New-Aorker Handels-Zeitung" findet: „Allgemeine Entrüstung hat das Benehmen einiger Deutschen Chicago's hervorgerufen, welche das dortige Hilfs-Comite aufforderten, die Gaben des deut schen Kaisers und seiner Familie — 3000 Thlr. — als zu klein zurückzusenden, eine Anforderung, die ihrer Gemein heit wegen selbstverständlich abgelehnt wurde. Zur Ehre der Deutschen Chicago's sei erwähnt, daß die Anzahl Derer, die sich bei diesem gemeinen Akte betheiligten, so klein ist, daß die „Illinois Staats-Zeitung" sich viel Mühe geben mußte, der in Chicago selbst erst von auswärts bekannt gewordenen Geschichte auf den Grund zu kommen." Ein Vchmgericht ganz eigener Art wird jetzt in Boston von dortigen Zeitungen ausgeübt. Dieselben veröffentlichen die Namen von jenen reichen Leuten, welche zu den Sammlungen für Chicago Nichts beigesteuert haben. Kirchliche Nachrichten. DippoldiSWtlde. Am 2. Advent predigt Herr Sup. Opitz. Vorher Com munis»: Herr Diac. Gersdorf. Nachmittags Bibelstnnde. Altenberg. Am 2. Advcntsoimtage Früh - Communion und Beichte (V>9 Uhr) durch Hrn. ?. Friedrich. Vormittags predigt Derselbe. Nachmittags Herr Diac. Kleinpaul.