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Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalten. Weißerih-Zeitung. M Amts- und Anzeige-Dlatt der Königlichen Gerichts-Aemter nnd Stadträthe zu Dippoldiswalde und /ranenstein. Verantwortlicher Nedacteur: Larl Lehne in Dippoldiswalde. Tagesgefehichte. Dippoldiswalde. Als wir heut vor 8 Tagen die Mittheilung brachten, daß mit dem 1. Decbr. die Post von hier nach Klingenberg ins Leben treten würde und somit auch die, in Frauenstein wie bei uns sehr gewünschte Postverbindnng beider Städte endlich wieder hergestellt sei, ahnten wir nicht, daß, wir letztere Nachricht heute schon widerrufen müßten! Man höre und staune: Die neue Post findet keinen Anschluß nach Frauenstein, denn bei ihrer Ankunft von hier in Klingenberg (9 Uhr 10 Min. Vorm.) ist bereits um 8 Uhr Vorm. die Post nach Frauenstein abgegangen! Es ist diese Post also nur von Denen zu benutzen, die mit der Eisenbahn nach Freiberg und weiter reisen wollen; wer nach Frauenstein will, muß sich ein be sonderes Geschirr nehmen, wenn er nicht, wie in letzterer Zeit, Abends vorher nach Dresden reisen, dort über nachten und mit dem ersten Zug nach Klingenberg fahren will, um mit der früh 8 Uhr nach Frauenstein gehenden Post dorthin zu gelangen! — Es muß also auch die kaiserliche Ober-Post-Direction in Leipzig schon Kenntniß von unserer engelgleichen Geduld erhalten haben — sonst würde doch gewiß unser Wunsch billige Berücksichtigung gefunden haben! So bleibt uns nur übrig, von Neuem zu bohren und dahin zu wirken, daß wir endlich die Bortheile einer Einrichtung wieder genießen, die wir von Rechtswegen wohl — verlangen können. .Wir hören auch, daß der hiesige Stadtrath ein hierauf bezügliches Gesuch an die kais. Oberpost- direction abgehen lassen wird. — Am Montag, 4. Decbr., Abends gegen 6 Uhr, ist eine dem Rittergutspachter Hrn. Striegler in Kreischa gehörige Getreide-Feime mit über 200 Schock Weizen in Flammen aufgegangen. Der hohe Feuerschein wurde hier deutlich gesehen. — Am Abend darauf, Dienstag den 5. Decbr., gegen i/»7 Uhr, ist die Scheune des Gutsbesitzers Hrn. August Herfurth in Luch au mit sämmtlichen Getreide- und Futtervor- räthen, die leider nicht versichert waren, abgebrannt. Die Art der Entstehung dieser Brände ist noch nicht ermittelt, doch wird Brandstiftung vermuthet. Dresden. Am 4. Decbr. hielten beide Kammern ihre erste öffentliche Sitzung ab, und beide Präsidenten eröffneten sie mit einem Rückblick auf die großen welt geschichtlichen Ereignisse. In der 1. Kammer sagte Hr. v. Zehmen: „Deutschland nehme jetzt im Rathe der Völker eine nie geahnte Stellung ein, und auch das sächsische Volk habe zu diesen Ereignissen ruhmvoll beigetragen; mit Ehren bedeckt und von der Bevölke rung jubelnd empfangen, seien die sächsischen Truppen in die Heimath zurückgekehrt; da« geeinte Deutschland stehe jetzt unter dem Kaiser als Oberhaupt, und be züglich der Stellung, welche wir diesen Thatsachen gegenüber einzunehmen haben, leuchte uns Se. Maj. der König voran." In der 2. Kammer sprach Präsi dent vr. Schaffrath nach dem Rückblicke u. A.: „Das deutsche Reich, es ist durch Waffenbrüderschaft der deutschen Volksstämme gegründet, erkämpft von den deutschen Armeen unter der ausgezeichneten Führung des Deutschen Kaisers, des Kronprinzen von Deutsch land und des Kronprinzen von Sachsen, des durch lauchtigsten Sohnes unser« allverehrten Königs, erkämpft insbesondere auch von dem unserm engern Vaterlande entstammenden 12. Armeecorps, von unfern Söhnen unter der glorreichen Führung des andern durchlauch tigsten Sohnes unsers allverehrten Königs, des Prinzen Georg. Diesen Allen auch noch den Dank dieser Kam mer nachträglich auüzusprechen, halte ich für die erste Pflicht derselben. Und indem ich diesem Dankgefühte hiermit aus tiefster Seele und von ganzem Herzen Aus druck gebe, hoffe ich nicht nur, sondern weiß ich in Ihrer Aller Sinne zu handeln." (Alle Mitglieder der Kammer erhoben sich von den Sitzen.) — Die Regi- strande war an königl. Decreten, vielen Petitionen, An trägen rc. außerordentlich reichhaltig. — Das dem Landtage vorgelegte Budget auf die Jahre 1872—73 ist in ein ordentliches für jedes der beiden Jahre und in ein außerordentliches für die ganze Finanzperiode getheilt, und beziffert sich ersteres in Einnahme und Ausgabe auf 13,330,026 Thlr. (gegen den letzten Finanzvorschlag um 681,432 Thlr. mehr), letzteres in Einnahme und Ausgabe auf 12,990,000 Thlr. — Ueber die provisorische Erhebung der Steuern und Abgaben im Jahre 1872 wird dem Landtage der Entwurf eines Gesetzes mittels besonderen Dekretes zugehen. — Dresden, 6. December. Unser Landtag wird erst nach und nach eine regere Geschäftsthätigkeit entfalten können. Die Deputationen sind mit der Vor bereitung de« Materials zu den Verhandlungen, welches ja mit dem Staatshaushalt genügend gegeben ist, be schäftigt. Ein Antrag des Abgeordneten Ludwig, die Regierung zu ersuchen, auf die Bewilligung von Tag geldern und Reisekosten für die ReichötagSabgeordneten hinzuwirken, welcher ebenfalls der vorberathenden Depu tation überwiesen worden, dürfte die nächste Bewegung allgemeiner Natur unter deu Abgeordneten Hervorrufen.